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THARKARÚN – Krieger der Nacht

THARKARÚN – Krieger der Nacht

Titel: THARKARÚN – Krieger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
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Finsternis erwartete sie nämlich ganz sicher ein Bett, das diesen Namen auch verdiente, warmes Essen und eine gastfreundliche Aufnahme.
    »Ich weiß nicht, Euer Hoheit«, antwortete Lisannon höflich. Er hielt sich schützend die Hand über die Augen, damit er die Entfernung schätzen konnte. »Schon möglich, wenn wir ein schnelles Tempo anschlagen. Doch mit Sicherheit kommen wir erst nach Sonnenuntergang an. Was denkt Oberst Ghandar darüber?«
    »Dass ich in Begleitung eines Trupps meiner Zwerge die ganze Entfernung in der halben Zeit zurückgelegt hätte«, erwiderte der Oberst prompt. Ulf Ghandar brummte in seinen Bart und umfasste mit festem Griff die Zügel seines Ponys. »Ihr Elben habt die schlechte Angewohnheit, zu viele Ruhepausen einzulegen. Und dann diese Tiere. Manchmal fürchte ich, dass sie uns eher aufhalten als schneller vorankommen lassen.«
    Weder Dhannam noch Lisannon kommentierten seine letzte Bemerkung. Doch sie wechselten einen schnellen Seitenblick und beide konnte ein spontanes Lächeln nicht unterdrücken.
    »Es lohnt sich, auch nach Sonnenuntergang weiterzureiten, wenn wir es dann schaffen können«, erklärte Dhannam. »Je eher wir im Tempel ankommen, desto besser für uns alle. Ich kenne die Ritter nicht, vielleicht werde ich lange mit ihnen verhandeln müssen, um sie zu überzeugen. Eine Nacht in einem richtigen Bett wird uns helfen, um für das morgige Gespräch besser gerüstet zu sein.«
    Ghandar erhob seine blauen Augen zum Himmel oder besser gesagt zu den Zweigen der Bäume, die jetzt eine Art Dach über der Straße bildeten. »Du bist zu sehr an Bequemlichkeiten gewöhnt,
junger Mann«, verkündete er. »Als ich so alt war wie du, habe ich nur etwa jede zwanzigste Nacht in einem Bett geschlafen. «
    Dhannam dankte stumm allen zwölf Göttern, dass er nicht in Oberst Ghandars Familie zur Welt gekommen war.
    Sie erreichten den Tempel der Finsternis erst etliche Stunden nach Sonnenuntergang; entweder weil es in dieser Jahreszeit immer früher dunkel wurde oder weil Dhannam darauf bestanden hatte, eine nächtliche Rast zu vermeiden. Lisannon dagegen musste zugeben, dass er nichts gegen die Idee einer Pause einzuwenden gehabt hätte, unter freiem Himmel zu übernachten, fiel ihm nicht schwer und die bleierne Müdigkeit drückte langsam auf seine Lider. Ulf Ghandar allerdings, zäh wie er war, wäre auch die ganze Nacht durch marschiert, ohne sich nur einmal zu beklagen, und der Elbenoberst hatte nicht gewagt, sich zu beschweren.
    Die Mondsichel am düsteren Himmel über dem Saum des Waldes hatte ihren höchsten Stand überschritten und sank schon am Horizont, als endlich ihr Ziel vor ihnen auftauchte, während sie aus dem Wald über den kahlen Gipfel des Berges der zwölf Götter trabten.
    Vor ihnen erhoben sich hier und da Basaltwände aus dem schwarzen Felsen, der von Flechten und einigen Dornenbüschen besetzt war. Ein wenig jenseits des Waldrandes streckte ein einsames Bäumchen seine dornigen Zweige in den Nachthimmel und inmitten der Stille dieser Landschaft schlängelte sich die Straße so klar und deutlich vor ihnen immer weiter nach oben, dass man fast meinen konnte, sie leuchtete. Dhannam folgte mit den Augen ihrem Verlauf und sah, wie sie sich zwischen den Felsen hindurchwand, die Distelsträucher umrundete und schließlich vor einem hohen Eisentor endete. Links und rechts des Tores, das mit Darstellungen des Götterpaars verziert war, die sich an der Hand hielten, brannten zwei auf hohen Dreifüßen angebrachte
Glutbecken, neben ihnen standen zwei mit Piken bewaffnete Wachen.
    Die Ritter der Finsternis sahen genauso aus wie auf den Pergamenten, die Dhannam in der Bibliothek von Astu Thilia betrachtet hatte! Sie wirkten, als seien sie unmittelbar jenen Abbildungen entstiegen, um hier und in diesem Augenblick, in dieser so irreal erschienenden Landschaft zum Leben zu erwachen. Hinter ihnen ragte der gewaltige Tempelbau auf.
    Die Spitzen ihrer Piken waren lang und gezackt, und obwohl sie von den flackernden Flammen der Glutbecken beleuchtet wurden, waren die Gesichter der Wachen nicht zu erkennen, ihre Körper jedoch waren so kräftig und hochgewachsen wie die von Menschen und so athletisch wie jemand, der ständig für den Kampf trainiert. Sie standen so fest und regungslos da, dass man sie auf den ersten Blick nicht für lebendige Wesen gehalten hätte. Der Widerschein des Feuers beleuchtete ihre nackte Brust. Sie trugen die Uniform, die Dhannam auf den Abbildungen der

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