THARKARÚN – Krieger der Nacht
feststellen, dass Verannon nicht etwa die Sprache des Magus beherrschte, sondern der nun Laute ausstieß, die normalerweise nur ein nächtlicher Raubvogel von sich gab. Es war nicht ungewöhnlich, dass ein Abgesandter der Götter die Sprachen aller Lebewesen beherrschte, ganz im Gegensatz zu einem sprechenden Uhu. Morosilvo ließ sich unauffällig zurückfallen. Doch der amüsierte Seitenblick Ametistas gab ihm deutlich zu verstehen: Du wirst doch nicht so dumm gewesen sein zu glauben, dass du auch nur irgendetwas von dem verstehen könntest, was sie sagen.
Der Mensch ließ sich weiter zurückfallen und versuchte, mit
Thix Velinan eine Unterhaltung zu beginnen. »Tolles Wetter für eine Reise, nicht wahr?«, setzte Morosilvo an.
»Wirklich toll«, stimmte ihm Thix zu. »Und vor allem gefällt mir die Vorstellung, dass die Gremlins dieses strahlend helle Licht überhaupt nicht leiden können. Doch es ist schon merkwürdig, dass die Straßen so leer sind, vor allem hier im Reich der Faune. Noch vor nicht ganz einem Jahr wimmelte es hier nur so von Karawanen. Und jetzt gibt’s hier nichts außer ein paar Schafen.«
»Und uns«, erinnerte ihn Morosilvo. Nachdenklich schwieg er einen Moment, dann sagte er: »Und irgendwelche Mörderbestien, die uns umbringen wollen.«
»Sollen sie nur kommen«, knurrte Pelcus Vynmar hinter ihm. »Ich habe immer noch meine Spitzhacke. Ach übrigens, es war mir ein Vergnügen, dir das Leben zu retten, Morosilvo.«
Seufzend erhob Morosilvo die Augen zum Himmel. Der Zwerg fuhr zärtlich über seine Spitzhacke, dazu knurrte er furchterregend. »Würdest du das bitte nicht immer so betonen?«, fragte er bewusst lässig. Dafür erntete er ein breites Grinsen des Zwerges, der grimmig seine kräftigen eckigen Zähne bleckte. »Also, ich meine, du musst doch nicht ständig darauf herumreiten, dass ich nur dank dir noch unter den Lebenden weile.«
Pelcus schien einen Augenblick lang nachzudenken. Dann klopfte er Morosilvo freundschaftlich auf die Schulter. »Das kannst du vergessen, alter Freund.«
Glücklicherweise war Pelcus Vynmar in den nächsten Tagen nicht noch einmal gezwungen, Morosilvos Haut zu retten, und es gab auch niemanden, dem der Zwerg von seinen Großtaten erzählen konnte. Die Reise durch das Faunenreich verlief ruhig und unter einem tröstlich strahlend blauen Himmel gab es keine Spur von Gremlins oder irgendwelche anderen beunruhigenden Ereignisse.
Eines Morgens, das Ziel ihrer Reise hatte er inzwischen fast vergessen, stand Thix gut gelaunt auf und trat vor sein Zelt. Er
fuhr zusammen, als er plötzlich Farik vor sich sah. Der Goblin saß auf einem Felsblock neben dem Lager und starrte nachdenklich vor sich hin. Thix erinnerte sich nicht, dass er Farik jemals so gesehen hätte, sonst strotzte der Goblin doch nur so vor Selbstvertrauen. Vorsichtig näherte er sich ihm, das magische Geschoss, das Farik getroffen hatte, hatte er nicht vergessen.
»Alles in Ordnung?«, fragte er und versuchte, dabei nicht allzu besorgt zu klingen. Er wusste nicht, wie der Goblin auf seine Nachfrage reagieren würde, schließlich hatte der Elbe mit einem schnellen Blick bemerkt, dass dieser wie immer bis an die Zähne bewaffnet war. Thix dagegen hatte sein Schwert im Zelt gelassen. Nicht einmal in den gefährlichsten Momenten seiner Flucht hatte er sich daran gewöhnen können, es auch im Schlaf am Körper zu tragen.
Farik nickte langsam, als ob ihm schon diese kleine Geste schwerfiele. Nein, sein Blick wirkte nicht nachdenklich, sondern leer und abwesend. Was bei ihm noch ungewöhnlicher war. »Ja, alles in Ordnung«, antwortete er schließlich, aber er schien die Bedeutung seiner Worte nur teilweise zu erfassen. »Schon komisch, was mir gerade passiert ist. Plötzlich saß ich hier und habe keine Ahnung, wie oder wann ich hierhergekommen bin. Einen kurzen Moment wusste ich sogar nicht mehr, wer ich bin.«
Thix fand das überhaupt nicht komisch. »Das solltest du besser dem Magus sagen«, schlug er hastig vor.
Farik zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht«, antwortete er. Jetzt wirkte er wieder mehr wie er selbst. »Im Grunde könnte es auch gar nichts zu bedeuten haben. Vielleicht sind es nur die Nachwirkungen des Kampfes, die Erschöpfung. Schließlich habe ich eine volle Ladung Magie erwischt.«
»Aber es kann bestimmt nicht schaden, es dem Magus zu sagen«, beharrte Thix. »Ich weiß, wenn es um Stolz geht, kann ich eigentlich nicht mitreden, da ich nie welchen besessen habe,
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