THARKARÚN – Krieger der Nacht
aber jetzt wäre es angebracht, ihn einmal für einen Moment beiseitezulassen.
Wenn du vorgibst, alles sei in Ordnung, und dabei stimmt es gar nicht, schadet das mehr, als dass es nützt.«
»Aber es ist alles in Ordnung«, fuhr Farik auf. Er erhob sich, dabei klirrten die Waffen an seiner Seite laut in der Stille dieses frühen Morgens. »Ich bin kein kleines Elbenmädchen, das bei jeder Schwäche zu jammern anfängt. Sollte so etwas noch einmal vorkommen, kann ich ja immer noch mit dem Magus reden.« Er legte Thix eine Hand auf die Schulter, und der musste stark an sich halten, um sie nicht abzuschütteln. »Das ist kein Grund, hier die Pferde scheu zu machen.«
Thix erinnerte sich nicht mehr, warum er das Zelt verlassen hatte, während die anderen noch schliefen. Vielleicht wollte er irgendeinem körperlichen Bedürfnis nachgehen, doch das war mittlerweile wieder vergangen. Ob er mit Shaka darüber sprechen sollte? Das war bestimmt keine dumme Idee, möglicherweise hatte aber auch Farik recht. Thix bestritt ja gar nicht, dass er irgendwie auf Magie fixiert war, und wahrscheinlich sah er sie jetzt schon überall, selbst da, wo gar keine war. Nach dem Kampf am Seeufer waren sie alle erschöpft und Farik hatte am meisten von ihnen durchgemacht. Es klang ganz vernünftig, dass er mehr Zeit brauchte, um seine normale körperliche Verfassung wiederzuerlangen. Und hatte er nicht gezeigt, dass es ihm gut ging?
Er versuchte sich einzureden, dass er sich nur etwas einbildete, und drehte sich um, als er beinahe gegen die hochgewachsene Gestalt von Shaka Alek prallte.
Vielleicht lag es daran, dass er so nervös war oder dass er gerade in diesem Moment an ihn gedacht hatte, auf jeden Fall brachte ihn diese zweite Begegnung des Tages fast noch mehr aus dem Gleichgewicht als die erste. Shaka war ja immer eine beunruhigende Erscheinung, vor allem im fahlen Licht des anbrechenden Tages. Er hatte sich fast vollständig in seinen blauen Umhang gehüllt, den Säbel hatte er an den Gürtel gehängt und den Eibenstab trug er über der Schulter, der leichte Lichtschein, der von den Münzen in seinen Haaren ausging, war ganz deutlich zu erkennen.
»Heute Morgen liebt ihr es wohl alle, plötzlich aus dem Nichts aufzutauchen«, sagte Thix und versuchte ein Lächeln, doch es geriet ihm so unecht, dass er es gleich wieder sein ließ.
Shaka blieb ungerührt. »Es ist sehr früh«, erwiderte er. »Und Farik ist noch früher aufgestanden. Ich hielt es für angezeigt, ihm zu folgen, weil ich in Anbetracht der Umstände sehen wollte, wohin er ging oder ob er etwas vorhatte.« Prüfend zog er eine seiner schmalen Augenbrauen nach oben. »Und jetzt treffe ich auf dich. Wenn du die gleiche Idee wie ich hattest, dann warst du wirklich sehr gut, denn ich habe dich nicht aus dem Zelt gehen sehen.«
Thix schüttelte den Kopf. Ihm widerstrebte es zwar, ein Kompliment ausschlagen zu müssen, aber in diesem Fall hatte er keine Wahl. Außerdem war er neugierig, was Shaka herausgefunden hatte. Wenn es um Zauberdinge ging, verstand der Dämon sicher mehr davon. »Ich bin rein zufällig aufgestanden«, räumte er ein. »Und dann bin ich hier auf ihn gestoßen. Er hat mir nicht viel sagen können, er wusste nicht einmal, wie er dorthin gekommen war. Und du, hast du etwas Interessantes beobachtet?«
»Etwas Verdächtiges«, berichtigte ihn Shaka, der beim Sprechen kaum seine Lippen bewegte. »Ich bin ihm ein ganzes Stück gefolgt, ohne dass er irgendetwas Nennenswertes getan hätte, er schien zu laufen, ohne zu wissen, wohin er ging. Schließlich blieb er dort stehen, wo die Straße eine Kurve macht, dort hinten bei dem Hügel, und betrachtete eine Weile das Tal. Dann ist er umgekehrt und wieder zurückgegangen. Ich bin mir zwar sicher, dass er mich nicht bemerkt hat, aber ich verstehe es nicht. Er wirkt wie zwei völlig verschiedene Personen – einmal der, der bis zum Hügel gelaufen ist, und der, der gerade mit dir gesprochen hat.«
»Dabei hatte ich immer den Eindruck, dass Farik einen sehr eindeutigen Charakter hätte«, versuchte Thix einen Scherz, doch keiner von ihnen lachte.
»Wir werden sehen«, meinte Shaka abschließend. »Wir können
nur abwarten. Du brauchst dem Magus nichts zu sagen, das übernehme ich schon. Es kann ja auch völlig harmlos sein, aber er sollte besser über alles Bescheid wissen, was hier vor sich geht. Bei all meiner Erfahrung mit Magie verstehe ich trotzdem reichlich wenig in dieser Angelegenheit, und diese Geschichte
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