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THARKARÚN – Krieger der Nacht

THARKARÚN – Krieger der Nacht

Titel: THARKARÚN – Krieger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
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weiten, roten Rock, Seidenbänder in den Haaren und Goldohrringe, Bronzereifen schmückten die Knöchel ihrer nackten Füße. Als sie Sirio bemerkte, ging sie lachend auf ihn zu und umarmte ihn herzlich.

    »Ich freue mich, dich zu sehen, Naime«, sagte der Druide, nachdem die junge Frau sich von ihm losgemacht und neben Girvans Sessel gestellt hatte. »Beim Namen der Liebesgöttin Darni, bist du es wirklich? Du bist ja eine richtige Schönheit geworden!« Girvan nickte bestätigend und wandte sich dann zum ersten Mal direkt an Elirion und Herg: »Das ist meine Tochter Naime Deinira. Sie wird Euch zu Eurem Zelt bringen, wo alles für Euch bereit ist. Morgen werdet Ihr meinen Sohn Brennus kennenlernen, dann werdet Ihr mir auch erzählen, weswegen Ihr hier seid. Hier im Lager könnt Ihr Euch frei bewegen, ganz wie es Euch gefällt. Das Glück sei an Eurer Seite!«
    »Und auf Euren Wegen«, antwortete Elirion automatisch. Als er aufstand, blickte er in Naimes hübsches olivenfarbenes Gesicht, das von großen grauen Augen beherrscht wurde. Aus ihnen sprach eine wache Intelligenz, aber sie hatten auch etwas Verschmitztes, zu diesem Eindruck trugen auch die kleine runde Nase, der breite Mund und die vollen Lippen bei. Sie lächelte Elirion zu. Dann eilte sie schnellen Schrittes aus dem Zelt.
    »Genau das habe ich von Girvan erwartet«, sagte Sirio, als Naime sie ins magentarote Gästezelt gebracht und sich mit einem letzten silberhellen Lachen verabschiedet hatte. »Aber morgen wird er sich euch gegenüber zugänglicher zeigen als heute. Für ihn bist du der König eines fremden Volkes, der zu ihm gekommen ist, weil er etwas von ihm will, und das gefällt ihm nicht, die Shardari lieben ihre Freiheit über alles. Aber jetzt, wo er weiß, dass du mein Schüler bist, denkt er sicher anders.«
    »Hoffen wir es mal«, sagte Elirion und ließ sich in die Kissen sinken. Herg saß mit gekreuzten Beinen am Boden, das Schwert ruhte auf seinen Knien. Sirio hatte sich neben dem Zelteingang über eine Feuerstelle gebeugt und braute einen Trank. Elirion ging Naimes Lachen nicht aus dem Kopf, so frei und fröhlich, und es hatte ihm gefallen, wie sie ihn angesehen hatte, bevor sie das Zelt wieder verließ.

    »Bin ich denn wirklich dein Schüler?« Elirion richtete sich auf und sah dem Druiden tief in die Augen. »Oder hast du das nur gesagt, weil du wusstest, dass es Girvan gefallen würde?«
    Sirio stellte einen Wasserkessel auf das kleine Feuer. »Das habe ich natürlich ernst gemeint«, antwortete er. »Du bist mein Schüler, ein sehr talentierter sogar.«
    Elirion ließ sich wieder in die Kissen sinken. »Wir haben nie darüber gesprochen.«
    »Ist das nötig?« Sirio kramte in seiner Tasche und holte ein Bündel Kräuter heraus, das mit einer Schnur zusammengehalten wurde. »Das war doch klar, genauso klar, wie dir Naime gefällt«, fügte er scherzhaft hinzu.
    Elirion ging nicht darauf ein, der Druide hatte ins Schwarze getroffen, und er war dankbar, dass Sirio ihm von seinem Platz aus nicht ins Gesicht schauen konnte. Er hasste es, wenn man ihm seine Gefühle ansah.
    »Daran ist doch nichts Verwerfliches«, fuhr Sirio fort und untersuchte weiter seine Kräuter. »Sie würde jedem Mann gefallen. Das war schon immer so, als Kind war sie zwar ein richtiger Wildfang, ein ausgesprochen hübscher allerdings. Sie scheint sich nicht allzu sehr verändert zu haben, wie es aussieht. Aber ich rate dir, deine Gefühle nicht offen zu zeigen. Du bist ein Fremder und die Shardari vertrauen Fremden nicht. Girvan wäre gar nicht glücklich darüber.«
    »Das kann ich mir vorstellen«, sagte Elirion. »Sie gefällt mir, sie ist hübsch und sie hat einen starken Charakter, glaube ich zumindest. Aber das war’s auch schon.«
    »Na dann.« Sirio lächelte. Danach herrschte einen Moment Stille, in der nur das Summen des Wasserkessels zu hören war.
    Dann richtete sich Elirion erneut auf. »Ich wusste gar nicht, dass du einen Neffen hast.«
    »Ich habe eine Familie wie jeder andere auch.« Sirios Stimme klang jetzt ernst. »Mein Bruder ist früh gestorben, er hat einen Sohn zurückgelassen, den Girvan adoptierte, was er bis heute
schon mehrfach bereut hat, glaube ich. Sein Sohn Brennus ist da aus ganz anderem Holz geschnitzt.« Hier schaute er zu Elirion auf. »Auch er wäre bestimmt nicht begeistert von deinem Interesse für seine Schwester.«
    Der Druide nahm den Kessel vom Feuer und warf einige Kräuter hinein, das Wasser färbte sich leicht

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