THARKARÚN – Krieger der Nacht
Sitzkissen bequem gemacht hatten. Von goldenen Ketten gehaltene Öllampen verströmten ein mildes Licht, im Hintergrund sah man einige große Reisekisten und einen Paravent, hinter dem sich wahrscheinlich der Schlafplatz der Familie verbarg. Elirion war verunsichert. Warum sagte keiner ein Wort?
»Nun, Allan Sirio«, begann Girvan und seine Stimme klang jetzt nicht mehr ganz so feierlich und förmlich, sondern warm und freundschaftlich. »Ich habe mit vielem gerechnet, aber nicht damit, dich hier und jetzt wiederzusehen. In Anbetracht der Gefahr dachte ich, du würdest auf irgendwelchen Schlachtfeldern kämpfen.
Wir haben die Truppen vorbeiziehen sehen, du bist Magier und Druide und ich glaubte, es wäre deine Aufgabe, sie zu begleiten. Täusche ich mich oder ist es gerade dieser Umstand, der dich zu uns führt? Sonst wärst du sicher allein gekommen.«
Während er das sagte, glitten seine Augen über Elirion und Herg, er schien über ihre Anwesenheit nicht sehr erfreut.
»Du hast nur teilweise recht mit deinen Beobachtungen«, sagte Sirio. »Es ist durchaus richtig, dass mich meine Verbindung zu den acht Völkern zu Euch geführt hat. Aber allein wäre ich auf keinen Fall gekommen. Dieser junge Mann hier«, verwundert sah Elirion, wie Allan Sirio auf ihn deutete, »ist nicht nur der König der Menschen, sondern auch mein Schüler, er reist mit mir und sein Verwandter begleitet ihn.«
Elirion versuchte, seine Verblüffung zu verbergen. Auch wenn der Druide ihn eifrig die Grundlagen der Magie lehrte, hätte er nicht erwartet, dass er ihn als seinen Schüler bezeichnen würde. Girvan Astair dagegen schien sehr zufrieden mit dieser Erklärung, er bedachte Elirion nun mit einem deutlich wohlwollenderen Blick.
»So bist also auch du ein Lehrmeister geworden«, kommentierte er lächelnd. »Es ist schon eine Ewigkeit her, Allan Sirio, seit dich dein Vater ziehen ließ, du musst seitdem einen langen Weg gegangen sein! Endlich sehen wir uns wieder. Lass uns ein andermal über Kriege und Schlachten sprechen, erzähl mir lieber von deinem Leben bei den Druiden. Du hast einen Schüler, sagst du, hast du denn auch eine Frau?«
Sirio schüttelte fast entschuldigend den Kopf. »Leider nein«, antwortete er. »Die Druiden haben zwar das Recht zu heiraten, aber es kommt kaum vor, dass sie es auch tun. Ich verlasse die Heilige Erde nur sehr selten und auf der Insel gibt es nicht viele Frauen. Sprechen wir lieber von dir und deinen Kindern! Und was macht mein Neffe Janden?«
Girvan lächelte, er schien gerne über seine Familie zu sprechen. »Brennus ist Anführer der Shardarikrieger, so wie ich es
in seinem Alter gewesen bin. Bei den letzten Wettkämpfen mit den anderen Familien gab es keinen, der ihn besiegen konnte. Man nennt ihn schon ›Brennus den Schrecklichen‹.« Vaterstolz sprach aus seinen Worten. »Janden, der Sohn deines Bruders, ist und bleibt ein Tunichtgut, er trinkt und stellt dann den Mädchen nach. Ich muss ihn ständig zur Ordnung rufen.«
»Das habe ich nicht anders erwartet«, sagte Sirio und seufzte. »Dabei ist Janden im Grunde ein guter Junge. Und wie geht es deinen Töchtern? Der mutigen Vàna und der schönen Naime?«
Girvans Lächeln wurde noch breiter, als er diese Namen hörte. »Vàna ist immer noch mutig und Naime ist immer noch schön. Übrigens habt Ihr Vàna schon gesehen, sie führte die Reiter an, die Euch ins Lager begleitet haben. Aber du hast sie nach so langer Zeit sicher nicht wiedererkannt. Sie wird einen jungen Mann aus dem Süden heiraten, wenn du mich fragst, ein ziemlicher Griesgram, aber alles in allem ist er ein guter Kerl. Tja, und Naime? Sie erinnert ein bisschen an ihre Mutter, damals, als wir geheiratet haben. Viele junge Männer umschwärmen sie, doch Brennus hat ein Auge auf sie, vor ihm fürchten sich alle. Ihr werdet sie gleich sehen, ich habe nach ihr geschickt, damit sie Euch in Euer Zelt bringt.«
Sirio nickte, wahrscheinlich hatte er bereits im Voraus gewusst, dass sie beim ersten Zusammentreffen mit dem Stammesoberhaupt nicht über die wirklichen Hintergründe ihres Auftrags sprechen würden. Elirion dagegen war überrascht und enttäuscht und auch Herg konnte seinen Ärger nur schlecht verbergen. Er drehte sich unwirsch um, als die Glocke am Eingang des Zeltes läutete. Girvan klatschte in die Hände und rief erfreut: »Nur herein!«
Eine hochgewachsene, schwarzhaarige junge Frau trat ein und begrüßte die Gäste mit einer leichten Verbeugung. Sie trug einen
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