THARKARÚN – Krieger der Nacht
dir, den Beutel immer um den Hals zu tragen. Jetzt lasst uns aufbrechen. Wenn anfangs schon die Zeit drängte, haben wir es jetzt doppelt eilig.«
VIERUNDVIERZIG
W IE AUS DEM Nichts tauchten plötzlich die ersten Zelte der Shardari auf, nachdem die drei Reiter das enge Tal zwischen den Hügeln erreicht hatten, durch das sich der Fluss Valdalis schlängelte. Der Pfad am Ufer entlang war so schmal, dass sie hintereinander reiten mussten und trotzdem manchmal die Hufe der Pferde nass wurden.
Sirio sah das Lager zuerst und hob freudig die Hand, um seine Gefährten darauf aufmerksam zu machen. Zelt an Zelt schmiegte sich am Hang eines Hügels aneinander, äußerst farbenfrohe Zelte, bis auf ein schwarzes, das etwas abseits stand. Wenn man genauer hinschaute, konnte man zwischen den Zelten bunt gekleidete Gestalten hin und her laufen sehen.
Der Name des Flusses bedeutete »Träne des Valdo«. Nach einer Überlieferung wurde der wahrscheinlich längste Fluss in allen acht Reichen durch eine Träne geboren, die der Gott Valdo über das Leid der Völker im Zeitalter der großen Kriege vergossen hatte. Doch Elirion fand, dass diese Landschaft an der Flussbiegung keine Trauer, sondern große Heiterkeit verbreitete.
Vielleicht lag es auch an Sirios heute noch strahlenderem Gesicht oder an der Andeutung eines Lächelns auf Hergs Lippen, was bei ihm schon fast jubelnder Begeisterung gleichkam.
Sie ritten weiter, doch kurz bevor den engen Pfad durch die Hügel verlassen konnten, vernahmen sie einen Schrei in einer unbekannten Sprache und hielten an.
Elirion schaute überrascht zum Hügelkamm hoch, wo urplötzlich schwarz gekleidete Reiter aufgetaucht waren. Es mochten etwa zwanzig Männer, aber zu Elirions Verblüffung auch Frauen sein, die sehr aufrecht auf ihren Pferden saßen und ihre mit schwarzen Federn geschmückten Bogen auf sie gerichtet hielten, die Pfeile im Anschlag. Die weiten Umhänge verhüllten ihre Körper, aber nicht die langen Schwerter, die sie offen am Gürtel trugen. Die Haare waren unter schwarzen Tüchern verborgen, die auch einen Teil ihres Gesichts bedeckten. Ihre schwarz geschminkten, stechenden Augen waren misstrauisch auf die Neuankömmlinge gerichtet. Den Schrei hatte offensichtlich eine Frau, wohl die Anführerin, ausgestoßen, die jetzt gebieterisch die Hand hob und befahl, nicht zu schießen.
Elirion betete darum, dass sie ihre Gefährten noch länger zurückhalten würde, denn in ihrer strategisch ungünstigen Position hätten sie einem Pfeilhagel kaum ausweichen können. Herg hatte instinktiv an den Knauf seines Schwertes gefasst, aber Sirio blieb ruhig. Auch er hob jetzt die Hand und rief der Frau in der gleichen seltsamen Sprache etwas zu. Sie nickte, als ob damit alles geklärt wäre, ließ die Hand sinken und zog sich das Tuch vom Gesicht.
Darunter verbarg sich ein fein geschnittenes, olivenfarbenes Gesicht, dessen ernste, dunkle Augen Ähnlichkeiten mit denen Allan Sirios aufwiesen. Elirion konnte seine Erleichterung kaum verbergen, als sie ihren Begleitern gebot, die Waffen sinken zu lassen. Dann wandte sie sich wieder Sirio zu und sprach auf ihn ein. Sirio verbeugte sich und sagte zu seinen Gefährten gewandt: »Wir sind willkommen.«
Eskortiert von schwarz gekleideten Shardarikriegern ritten sie weiter zum Lager. Sirio war völlig ruhig, und seine Gelassenheit beruhigte auch Elirion, den die schweigsamen Reiter tief beeindruckt hatten. Sie bewegten sich fast lautlos, und obwohl sie nur nach vorne sahen, hätte er schwören können, dass die Shardari sie aufmerksam beobachteten.
Als sie den Hauptplatz zwischen den bunten Zelten erreicht hatten, wurden sie sofort von neugierigen Männern und Frauen umringt und die Krieger waren plötzlich genauso schnell verschwunden, wie sie aufgetaucht waren. Elirion fragte sich, wohin sie wohl geritten sein mochten. Sirio stieg vom Pferd, Elirion und Herg taten es ihm nach. Elirion eilte sofort an die Seite des Druiden, denn er wollte einige Erklärungen von ihm. Herg folgte ihm.
»Und jetzt?«, fragte der junge Menschenkönig. »Gut, das war die Wache des Lagers, aber warum sind sie einfach fortgeritten? Und warum waren auch Frauen dabei?«
Sirio schüttelte amüsiert den Kopf. »Neugier kann einen auch umbringen«, sagte er geheimnisvoll. »Warum sollten Frauen nicht kämpfen? Auch bei den Elben und den Elfen gibt es diese Tradition und die Frauen der Shardari stehen den Männern auf dem Schlachtfeld in nichts nach. Und wir sind hier, weil
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