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THARKARÚN – Krieger der Nacht

THARKARÚN – Krieger der Nacht

Titel: THARKARÚN – Krieger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
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mir folgen wollt.«
    Sein Ton war höflich, aber distanziert. Den dreien blieb nichts anderes übrig, als hinter ihm herzulaufen. Der Ritter, der im Marschtempo den Korridor hinunter, und dann über verschiedene Treppen ging, blickte nicht einmal zurück, um zu kontrollieren, ob sie ihm noch folgten, und er sagte kein einziges Wort. Dhannam war überrascht.
    Er wusste, dass der oberste Zaubermeister eine der bedeutendsten Persönlichkeiten im Ritterorden war: Er war das Oberhaupt der dort lebenden Zauberer, und Dhannam konnte sich schwer vorstellen, dass eine so wichtige Person dazu abkommandiert wurde, ganz unbedeutende Reisende durch den Tempel zu geleiten. So wie es auch unwahrscheinlich war, dass jeder unbekannte Neuankömmling vom Großmeister, dem Oberhaupt des gesamten Ritterordens, und dem obersten Kampfmeister empfangen wurde, der an der Spitze der auf das Kämpfen spezialisierten Kompanien stand. Einschließlich ihres Führers waren dies die ranghöchsten Mitglieder des Tempels der Finsternis, und
dass alle drei nun ihre Gesandtschaft begrüßen würden, konnte nur eines bedeuten: Die Wachen, die sie gestern Nacht eingelassen hatten, mussten ihre Namen und Titel weitergegeben haben. Denn für einen Königssohn und zwei Offiziere des vereinten Heeres der Völker war dieser Empfang durchaus angemessen.
    Nach unzähligen Treppen gelangten sie wieder in die Vorhalle, in die sie der Pförtnerbruder letzte Nacht gebeten hatte, doch Araneus Calassar führte sie durch den Raum hindurch und dann über weitere Treppen nach unten. Der Beratungssaal musste sich also in einem unterirdischen Geschoss befinden, was Ghandar bestimmt gefiel, Dhannam jedoch gar nicht begeisterte. Er fühlte sich unter der Erde unwohl, selbst in einer so luxuriösen und freundlichen Umgebung wie dem Tempel.
    Purpurne Vorhänge und bunte Teppiche bedeckten die Wände, von der Decke hingen kunstvoll verzierte Lampen und verströmten ein warmes Licht, das die goldenen Stuckarbeiten aufleuchten ließ. Ihr Führer blieb schließlich an einer Tür mit einem mächtigen Türklopfer und einem großen Schloss stehen, allerdings zog er keinen Schlüssel hervor und machte auch keine Anstalten, anzuklopfen. Er drückte einfach gegen die Tür und schon ging sie auf. Dann verharrte er, doch seine Haltung verriet, dass sie als Erste eintreten sollten. Das taten sie, und während Araneus Calassar hinter ihnen die schwere Tür wieder schloss, bewunderte Dhannam mit offenem Mund den riesigen Saal, der sich vor ihm erstreckte.
    Ein langer, schmuckloser Tisch aus poliertem Ebenholz stand in der Mitte, aber er war ja auch nicht als Blickfang gedacht. An allen Wänden waren schwere dunkelrote und goldverbrämte Vorhänge drapiert, in den Stuckverzierungen der Decken zogen kleine Gestalten wilde Fratzen, von denen keine der anderen glich. Wo die Mauern nicht von Vorhängen verdeckt waren, hingen große Gobelins, die Szenen aus legendären Kämpfen der Ordensritter darstellten, auf einem war der Gott Kentar abgebildet, wie er, groß und blond, in seinem Kettenhemd dem ersten
Großmeister einen Ring übergab. Im Hintergrund des Saales führten drei Stufen aus geschecktem Marmor zu einem erhöhten Podest, das teilweise hinter roten Vorhängen versteckt war. Dort loderte in einem großen dreifüßigen Bronzebecken ein Feuer. Rechts und links davon standen zwei riesige Statuen von Kentar und Darni, ebenfalls aus Bronze, die in Kleider aus Stoff gehüllt waren, zu ihren Füßen befanden sich zahlreiche Opfergaben und Wasserschalen, in denen brennende Kerzen schwammen. Die Luft war erfüllt von einem stechenden Weihrauchgeruch, der aus dem Dreifuß aufstieg. Ein Mann in der Uniform der Ritter kniete zu Füßen von Kentars Statue, offensichtlich ins Gebet vertieft.
    Er war groß und kräftig, hatte bronzefarbene Haut, ein Zopf glänzender schwarzer Haare, der von einem goldenen Ring zusammengehalten wurde, hing ihm den Rücken hinab, am Gürtel trug er ein langes Schwert. Auch der zweite Mann im Saal musste einmal groß und stattlich gewesen sein, aber jeder konnte sehen, dass er nun schon sehr alt war. Seine Schultern waren gebeugt, seine Haare schlohweiß und die Zeit hatte unzählige Falten in sein Gesicht eingegraben. Er wandte sich ihnen mit einem freundlichen Lächeln zu, seine kleinen schwarzen Augen waren klar und zeugten von einem wachen Verstand. Trotz seines fortgeschrittenen Alters trug er die gleiche Uniform wie die anderen beiden und hatte eine Tätowierung

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