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THARKARÚN – Krieger der Nacht

THARKARÚN – Krieger der Nacht

Titel: THARKARÚN – Krieger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
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auf der Wange, die ein Auge darstellen sollte. Als sie weiter in den Saal hineingingen, stand der Ritter, der ihnen zunächst den Rücken zugewandt hatte, auf und ging zu seinem älteren Ordensbruder, der bereits am Tisch saß. Er hatte ein markantes Gesicht und violette Augen und wirkte ausgesprochen ernst. Seine Tätowierung bestand aus drei waagrechten übereinanderliegenden Linien, die wie Kratzer aussahen.
    »Setzt euch!«, forderte er sie mit befehlsgewohnter Stimme auf. Er selbst nahm als Erster Platz, und Araneus Calassar, der sich hinter ihnen gehalten hatte, eilte nun an ihnen vorbei und setzte sich zu seinen Ordensbrüdern. Dhannam fiel auf, dass die Ritter etwas
Unverständliches murmelten, bevor sie sich niederließen. Etwas ratlos gingen die drei Gäste ebenfalls an den Tisch und nahmen Platz. Dhannam hatte sich die ganze Zeit unwohl gefühlt, weil man ihnen nichts erklärt hatte, doch jetzt beruhigte ihn allein die Gegenwart des alten Ritters, warum, konnte er sich auch nicht erklären. Diese ehrwürdige Persönlichkeit konnte nur der Großmeister des Tempels der Finsternis sein, das Oberhaupt des Ordens, dessen Name nie, nicht einmal von seinen Ordensbrüdern, ausgesprochen wurde. Seine Autorität wurde innerhalb dieser Mauern unter keinen Umständen infrage gestellt. Nun ergriff er das Wort und seine Stimme klang immer noch voll, das Alter hatte ihr nichts anhaben können.
    »Seid mir willkommen«, sagte er. »Ihr braucht mir nichts zu erklären, ich weiß, wer ihr seid und was euer Begehr ist. In meiner Jugend kämpfte ich in der siebten Kompanie, der Kompanie der Wahrsager, und ich habe noch nicht vergessen, was ich damals alles erlebt habe. Auch jetzt noch lerne ich mit jedem Tag, den ich älter werde, etwas dazu, und Talon hat mir viele Visionen geschickt von dem, was dieser Tage in den acht Reichen geschieht. Wärt ihr jetzt nicht zu uns gekommen, wären wir sicher bald aus eigenem Antrieb aufgebrochen. Unsere Krieger, unsere Zauberer und unserer Handwerker machen sich schon bereit, denn alle werden gebraucht.«
    Dhannam nickte und versuchte, seine Begeisterung nicht allzu offen zu zeigen. Bei den Worten des Großmeisters war ihm ein riesiger Stein vom Herzen gefallen, er schaute sich nach Lisannon und Ulf Ghandar um und stellte fest, dass sogar der Zwerg zufrieden aussah. »Ich danke Euch«, antwortete er schließlich und neigte demütig den Kopf. »Wir hofften, bei Euch auf Verständnis und auch auf Hilfe zu stoßen, aber das übertrifft unsere kühnsten Erwartungen. Mir fehlen die Worte, um die Dankbarkeit aller acht Völker auszudrücken.«
    »Es braucht auch keine Worte«, beruhigte ihn der Großmeister. »Seit Gründung dieses Tempels ist es unsere Aufgabe, den Völkern
beizustehen. Immer wachsam sein, das ist der Befehl, den Kentar uns hinterlassen hat. Eigentlich müssten die Völker uns tadeln, weil wir erst so spät eingreifen.«
    »Wir hatten zunächst auch gedacht, dass wir ohne eure Unterstützung auskommen könnten«, warf Dhannam so höflich ein, wie er konnte. »Vielleicht hätten wir nicht so lange auf unserem Stolz beharren sollen.«
    »Dann steht es unentschieden zwischen uns«, sagte der Großmeister abschließend. Er klang jetzt wohlwollend und beinahe fröhlich. »Wir benötigen noch ein paar Tage, bis unsere Vorbereitungen abgeschlossen sind, dann können wir gemeinsam aufbrechen. Darf ich euch unseren tapferen Kommandanten vorstellen? « Er wies auf den schwarzhaarigen Mann neben sich. »Vaskas Rannaril von der elften Kompanie, der oberste Kampfmeister des Tempels der Finsternis und ein verdienstvoller Krieger. Er und Meister Calassar werden die Abordnung anführen, die euch folgen wird. Ich bin mittlerweile zu alt für Kriege und Schlachten.«
    Dhannam hielt Vaskas Rannarils stolzem Blick stand und ergriff die Hand, die dieser ihm darbot. Man konnte dem obersten Kampfmeister ansehen, dass er einen unbeugsamen, untadeligen Charakter besaß und unerbittlich gegen Freund wie Feind war. Dhannam war froh, dass sie auf derselben Seite kämpfen würden. Und er hatte natürlich bemerkt, dass auch Ulf Ghandar bereits die Hand des Kampfmeisters geschüttelt hatte, nur sehr selten zeigte der Zwerg mit dieser Geste, dass er jemanden schätzte und er diesen seines Respekts für würdig erachtete. Weder Dhannam noch Lisannon war diese Ehre zuteilgeworden, wie auch kaum einem Einwohner der acht Reiche, der nicht zum Volk der Zwerge gehörte.
    »Ich bin sehr glücklich, so großartige

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