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THARKARÚN – Krieger der Nacht

THARKARÚN – Krieger der Nacht

Titel: THARKARÚN – Krieger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
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Gavrilus’ Unterkunft. Er würde nachdenken, während er über den Schlaf seines Königs wachte. Wie immer.

SIEBENUNDVIERZIG
    A LS DHANNAM ERWACHTE, sah er als Erstes die vertraute Gestalt von Lisannon Seridien, der mit einer Tasse in den Händen auf dem schmalen Bett neben ihm saß. Sofort wusste er wieder, wo sie waren, und verspürte eine große Erleichterung, dass sie den Tempel der Finsternis erreicht und die Ritter sich in der vorangegangenen Nacht als so umgänglich und gastfreundlich erwiesen hatten. Er richtete sich auf und Lisannon teilte ihm mit, dass man drei Tassen mit Tee und einen großen Teller mit Keksen vor ihre Tür gestellt hatte – ein Zeichen, dass die Ritter ihnen wohl immer noch freundlich gesinnt waren.
    »Die Kekse sind sogar ganz annehmbar«, ergänzte Ulf Ghandar, der gerade aus einem kleinen Nebenzimmer kam und sich genießerisch einen davon in den Mund schob. »Zumindest haben diese Ritter nicht die Absicht, uns verhungern zu lassen.«
    »Ich finde sie sehr gastfreundlich«, sagte Dhannam. Dankbar griff er nach der Tasse Tee, die ihm Lisannon reichte. Er duftete nach Jasmin und weckte in ihm eine leise Erinnerung an die fernen Gärten seines geliebten Astu Thilia. »Der Ritter gestern Abend meinte, er würde uns dann am nächsten Morgen abholen. Ist er schon da gewesen?«
    Ulf Ghandar schaute ihn schief an. »Die Kekse werden wohl kaum hierher geflogen sein«, bemerkte er. »Meiner bescheidenen Meinung nach beobachten sie uns heimlich.«

    »Sie versuchen nur, höflich zu sein, Oberst Ghandar«, sagte Lisannon. »Man muss nicht überall Verschwörungen wittern.«
    »Muss man nicht, aber das hat sich schon in vielen Fällen als sehr nützlich erwiesen«, grummelte der Zwerg.
    Lisannon ließ die Sache auf sich beruhen. Dhannam stellte die Tasse ab und griff nach einigen Kleidungsstücken, die er am Vorabend abgelegt hatte.
    »Ich glaube nicht, dass sie sich beleidigt fühlen, wenn wir ihnen in Reisekleidung gegenübertreten«, überlegte er laut. Er schlüpfte in seinen braunen Wams und begann, die Knöpfe über der Brust zu schließen. »Das Beste wäre, sofort zum Großmeister zu gehen oder herauszufinden, wie wir eine Audienz bei ihm bekommen können. Ich wüsste nicht, wer hier sonst Entscheidungen fällen könnte, außerdem heißt es, er wäre ein sehr weiser Mann. Vielleicht kann er viele unserer Fragen beantworten.«
    Ghandar grunzte skeptisch auf und schnappte sich einen der letzten Kekse. »Ich hätte nur eine Frage: Wie viele tapfere, bewaffnete Männer könntet Ihr uns mitgeben und wie schnell? Alles andere überlasse ich Euch. Meine Artilleristen auf der Großen Mauer tüfteln gerade an einer neuen Technologie, sie testen, wie man die Bombarde mit Magie verbessern könnte, und was tue ich? Ich muss hier einen auf freundlichen Diplomat machen. Das ist doch völlig verrückt.«
    Keiner der beiden Elben wagte, ihm etwas entgegenzusetzen, daher schimpfte Ghandar weiter vor sich hin, bis Dhannam sich schließlich den Umhang an der Schulter befestigte und der Teller mit den Keksen leer war.
    »Wir können gehen«, sagte Dhannam laut und versuchte, so autoritär wie möglich zu klingen. Der Zwerg hörte auf, sich zu beklagen, und machte sich bereit, ihm zu folgen. Doch kaum waren die drei einen Schritt in Richtung Tür gegangen, öffnete sich die, und im Rahmen erschien die hohe, zurückhaltend wirkende Gestalt eines uniformierten Ritters.
    Der Mann hatte ein langes, ernstes Gesicht, das man bestimmt
nicht als schön bezeichnen konnte: Es war grob und kantig, als wäre es direkt aus einem Holzblock herausgeschnitzt, und die bronzefarbene Haut verstärkte diesen Eindruck noch. Helle, aufmerksame graue Augen zeugten von einer starken Persönlichkeit. Lange glatte Haare – kastanienbraun mit einem leichten Kupferstich – fielen ihm offen über die Schultern, was für einen Ritter der Finsternis sehr ungewöhnlich war. Auf dem rechten Jochbein hatte er eine Tätowierung, die eine stilisierte Sonne darstellte, und über der Schulter trug er einen hellen Holzstab, was Dhannam darauf schließen ließ, dass er ein Zauberer war.
    »Ich hatte es ja gesagt, sie beobachten uns«, sagte Ulf Ghandar leise.
    »Euch allen einen guten Morgen«, grüßte der Ritter gesetzt und neigte dazu ehrerbietig den Kopf. »Ich bin Araneus Calassar von der sechsten Kompanie, der oberste Zaubermeister des Tempels der Finsternis. Der Großmeister erwartet euch, ebenso der oberste Kampfmeister. Wenn ihr bitte

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