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THARKARÚN – Krieger der Nacht

THARKARÚN – Krieger der Nacht

Titel: THARKARÚN – Krieger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
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hatten. Dhannam schaute wieder in das offene, bronzefarbene Gesicht von Araneus Calassar. »Und Ihr? Wie seid Ihr zu den Rittern gekommen?«
    Der oberste Zaubermeister machte eine knappe Handbewegung, als wolle er etwas Unwichtiges schnell beiseitewischen. »Über mich gibt es wenig zu erzählen«, antwortete er leichthin. »Ich habe schon immer hier gelebt. Wenn Mädchen unverheiratet schwanger werden, ist das eine große Schande bei den Menschen. Dann legen sie oft ihre Kinder hier vor den Toren des Tempels ab und ich bin so ein Findelkind. Meine ganze Kindheit und Jugend habe ich von nichts anderem geträumt, als ein Ritter zu werden, und ich habe so früh wie möglich mein Noviziat angetreten. Dann stellte sich heraus, dass ich das Zeug zum Zauberer hätte, und diese Fähigkeiten habe ich mit Begeisterung ausgebaut. Im Grunde bin ich meiner Mutter sogar dankbar dafür, dass sie mich ausgesetzt hat, außerhalb des Tempels hätte ich als Kind ohne Vater bestimmt kein schönes Leben gehabt. Und dann habe ich Rufus gefunden.« Als der Kater seinen Namen hörte, sprang er von Ghandars Knien herunter und ließ sich von seinem Herrn streicheln. Der Zwergenoberst wirkte sehr erleichtert. »Eines Tages trieb er sich in unserem Innenhof herum, wir haben niemals herausgefunden, woher er eigentlich
gekommen war, noch so ein Streuner wie ich. Vielleicht verstehen wir uns deshalb so gut.«
    Nachdenklich streichelte er weiter über das rötliche Fell des Tieres und einen Moment lang herrschte Schweigen im Raum, bis Lisannon begeistert jubelte, weil er seine erste Partie Khandan gewonnen hatte. Vaskas drehte sich um und musterte sie beide kritisch, Dhannam drehte sich sofort etwas zur Seite.
    »Was erzählst du denn da für Geschichten, Araneus?«, rief der oberste Kampfmeister laut und versuchte, eine scherzhafte Note in seine Stimme zu legen, was sich bei ihm allerdings etwas seltsam ausnahm. »Doch nicht etwa die herzzerreißenden Geschichten unseres Lebens? Zwei Außenseiter, die durch die Uniform zu neuem Ansehen kamen?« Er sprang auf und klopfte auf den bronzenen Griff des großen Säbels an seiner Seite. »Ich habe gerade eine schmähliche Niederlage erlitten und dabei galt ich doch als unbesiegbar.«
    »Man kann eben nie wissen«, sagte Calassar. »Warum begleitest du unseren Zwergenfreund hier nicht einmal in die große Waffenkammer? Ich bin mir sicher, er würde sich sehr darüber freuen.«
    Ghandar hatte nur darauf gewartet. Er erhob sich flink von seinem Stuhl und verließ kurz darauf zusammen mit Vaskas das Zimmer, bereits in ein intensives Gespräch über Streitkolben und Morgensterne vertieft. Rufus trottete hinter ihnen her.
    »Den wird Oberst Ghandar so schnell nicht wieder los«, sagte Calassar und seufzte ergeben, während er seinen Kater um die Ecke verschwinden sah. »Rufus ist sehr anhänglich, wenn er seine Zuneigung erst einmal verschenkt hat.«
    Sie lachten beide und Dhannam bemerkte verwundert, dass es ihm völlig normal vorkam, mit diesem Unbekannten zusammen zu lachen. Wie gerne würde er noch länger im Tempel der Finsternis bleiben. Es war zwar nicht so wie zu Hause, aber doch ein sehr tröstlicher Ort.
    Doch er zwang sich, die anderen beiden nicht merken zu lassen, wie traurig er war.

ACHTUNDVIERZIG
    E S HEISST ZWAR, man kann den Verlauf von Ereignissen nicht vorhersagen, aber das gilt umso mehr für die Folgen. Adilean erfuhr das gerade am eigenen Leib. Als sie die Elbenhauptstadt hinter sich gelassen hatte, hätte sie niemals gedacht, dass sie so etwas erleben würde, und doch kam ihre derzeitige Lage im Haus von Virgo und Quanya dem ziemlich nahe, was sie sich erhofft hatte, als sie von Astu Thilia fortritt.
    Die Bauern waren arme, aber anständige Leute, die es ihr und ihren Kindern in diesen Tagen an nichts fehlen ließen. Sie hatten keine Erklärungen verlangt, hatten nicht einmal wissen wollen, wer sie war und warum sie alleine unterwegs war, und Adilean war ihnen unendlich dankbar dafür, dass sie nicht lügen musste. Sie waren immer beschäftigt, aber trotzdem fanden sie stets eine Möglichkeit, dass sie nicht allein blieb, kamen zu ihr ans Bett und bemühten sich, ihr jeden Wunsch zu erfüllen. Adilean wusste gar nicht, wie sie ihre Dankbarkeit noch hätte ausdrücken können. Es gab Momente vollkommenen Glücks, sie hatte gar nicht mehr zu hoffen gewagt, noch einmal so etwas zu erleben, und war sich bewusst, dass die Freude für sie und ihre Kinder umso größer war, eben weil sie sie

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