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THARKARÚN – Krieger der Nacht

THARKARÚN – Krieger der Nacht

Titel: THARKARÚN – Krieger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
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niemals hätte voraussehen können.
    Doch sie musste auch immer wieder an Amorannon denken. Seit dem Tag ihrer Niederkunft kam er ihr sogar noch häufiger in den Sinn, und allmählich wurde ihr klar, dass alles sich geändert hatte und sie ihre ganze Situation neu überdenken musste.
Als es nur um sie allein ging, hatte sie mit Fug und Recht geglaubt, dass sie sich verstecken sollte, ohne ihrem Verlobten Bescheid zu sagen, und sie sich auch von ihm fernhalten musste, um keinem anderen gehören zu müssen. Amorannon hätte das verstanden. Er hätte es vorgezogen, sie frei und allein zu wissen als unglücklich an der Seite eines Mannes, den sie nicht liebte und für den sie nichts als Verachtung empfand. Sie waren beide erwachsen und in der Lage, schwierige Umstände zu akzeptieren, daher hatte sie jedes Recht gehabt, so zu handeln. Aber jetzt war alles anders, jetzt gab es die Kinder.
    Es war nicht gerecht, dass Amorannon, der in diesem Augenblick an der Front war und Tag für Tag sein Leben riskierte, nicht erfahren sollte, dass er Vater geworden war. Sie durfte ihm nicht verheimlichen, dass die beiden Kinder geboren waren und wo sie sich nun befanden, das wäre grausam und völlig unzumutbar. Diese Kinder gehörten genauso zu ihm wie zu ihr, und sie würden Amorannon, der in seinem Leben nur wenig Freude erfahren hatte und jede Schwierigkeit mit bewundernswerter Hingabe angegangen war, sehr viel bedeuten. Und mochte das ewige Versprechen auch sie, Adilean, binden, hatte es doch keine Macht über das Leben dieser Kinder, und wenn sie wirklich gegen ihren Willen die Frau von Thix Velinan werden musste, dann sollte Amorannon zumindest die Möglichkeit erhalten, seine Kinder zu sich zu nehmen.
    Adilean konnte es nicht zulassen, dass er eventuell auf dem Schlachtfeld starb, ohne zu wissen, dass er Vater geworden war. Sie musste unbedingt eine Möglichkeit finden, dass er es erfuhr.
    In Astu Thilia hätte sie einfach eine Depesche geschickt, und bei der Tüchtigkeit der Elbenboten hätte sie beruhigt sein können, dass die Nachricht ihn erreichen würde, aber hier war alles anders. Ihr war klar, dass sie von den Bauern, die sie aufgenommen hatten und die trotz ihrer bescheidenen Möglichkeiten so freundlich zu ihr gewesen waren und bestimmt Opfer bringen mussten, um für sie sorgen, nicht verlangen konnte, den einzigen
Sohn, der ihnen geblieben war, in ein Kriegsgebiet zu schicken, nur um ihre Botschaft zu überbringen. Der junge Arturus war ein mutiger und großherziger Junge, und er hätte den Auftrag bestimmt ausgeführt, wenn sie ihn darum gebeten hätte, aber sie wusste, dass sie das weder von ihm noch von seinen Eltern verlangen konnte. Sie hätte ihnen nichts geben können, was dieses Risiko aufwog. Adilean hatte lange über eine Lösung für ihr Problem nachgedacht, und je länger sie überlegte, drängte sich ihr nur eine einzige Möglichkeit auf. Sie war nun schon vier Tage bei den Bauern, hatte sich wieder einigermaßen erholt und auch die Kinder schienen gut zu gedeihen. Ihre Entscheidung stand fest – sie musste selbst gehen.
    Sie hasste den Gedanken, diese sichere Zuflucht aufzugeben, aber sie wollte Amorannon von den Zwillingen erzählen und die Reise schreckte sie nicht. Sie machte sich auch keine Sorgen um das Schicksal ihrer Kinder, sie wusste, dass sie bei Virgo und Quanya in guten Händen wären und ihnen nichts geschehen würde. Eine der vielen Tanten und Cousinen hatte sogar noch einen kleinen Sohn und würde sie stillen können. Adilean schmerzte der Gedanke, sich von ihnen zu trennen, aber sie musste noch einmal stark sein und daran denken, dass sie zum Wohl der drei Personen handelte, die sie am meisten liebte. Sie musste nur noch eine Möglichkeit finden, wie sie reisen konnte, ohne ihre Identität preiszugeben.
    Bisher hatte sie Glück gehabt, dass sie von den Bauern nicht erkannt worden war, aber je mehr sie sich dem Elbenheer näherte, umso größer war die Gefahr, entdeckt zu werden. Sie war sich fast sicher, dass man sie sofort nach Astu Thilia zurückschicken würde, ohne dass sie zuvor Amorannon sprechen konnte, der bestimmt irgendwo auf einem Vorposten war, wo die Kämpfe am heftigsten tobten. Wenn sie wirklich den Mann treffen wollte, den sie liebte, durfte sie unter keinen Umständen unter ihrem eigenen Namen und unverkleidet reisen.
    Die Wahl war ihr nicht leichtgefallen, aber schließlich entschloss
sich Adilean doch, Arturus zu rufen. Der Junge kam sogleich diensteifrig

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