THARKARÚN – Krieger der Nacht
hatte nichts zu bedeuten. Der Große Bergwerker hatte noch nie etwas für die Zauberer übriggehabt, und wenn jetzt jemand die Meinung vertrat, dass man auch ohne sie in den Kampf ziehen konnte, musste ihm das ja zusagen.
»Es könnte funktionieren«, sagte Huninn Skellensgard schließlich. Einige der anwesenden Herrscher drehten sich nach ihm um, überwiegend weil es sie störte, dass ein Untergebener etwas einzuwenden wagte. Huninn ließ sich davon nicht einschüchtern. Er blieb aufrecht stehen, und Asduvarlun dachte, dass man seinen
Stolz nur schwerlich brechen konnte. Der ombresische Hauptmann mit seiner Erfahrung bewies wesentlich mehr Weitblick als viele Könige und Regierende, und dass er an ihre Idee glaubte, beruhigte den eisernen General.
»Wir können die Zauberer immer noch ganz plötzlich in die Schlacht werfen«, sagte Huninn und Guthrud Hunns Miene verfinsterte sich auf der Stelle. »Niemand hat gesagt, dass wir sie nach Hause schicken sollten, das wäre völliger Irrsinn, unsere beste Waffe einfach fortzuwerfen. Aber wenn die Gremlins kommen – und das ist unvermeidlich, weil wir hier sind – und anstelle von einem Haufen verängstigter Soldaten, die sich hinter dicken Mauern und den Stäben der Zauberer verstecken, ein geordnetes Heer vor der Großen Mauer vorfinden werden, was wird wohl passieren? Sie werden uns eben leichter abschlachten können, werdet Ihr einwenden. Und ich sage Nein, das wird nicht geschehen. Wir haben hier eine ausgezeichnete Armee versammelt, wir haben neue, wirksame Waffen gegen sie und wir können ihnen standhalten. Und wenn dann plötzlich doch noch die Zauberer zu uns stoßen und wir Widerstand leisten, werden sogar diese Wesen Angst bekommen. Angst vor einer Falle. Wir können das Schicksal noch abwenden, das man uns zugedacht hat. Wenn wir standhalten, und das liegt in unserer Macht, wenn wir ihnen entgegentreten, können wir ihnen Schaden zufügen. Wir können sie verwirren und aus dem Konzept bringen.«
»Das habt Ihr auch beim letzten Mal gesagt«, warf Viyyan Lise mit einem gewissen Groll in der Stimme ein.
»Und zum Teil hat es ja auch funktioniert«, entgegnete Asduvarlun. Seine ruhige Stimme schien den Gildenführer einzuschüchtern, der seinen Blick abwenden musste. »Ja, ich bin verletzt, aber nur, weil ich bei einem Zweikampf nicht aufgepasst hatte, es war mein Fehler. Viele der Gremlins, die wir aufgespürt haben, konnten wir vernichten. Daher möchte ich den Erfolg unseres Überraschungsangriffs nicht so gering bewerten.«
Gavrilus nickte unauffällig. Seine blauen Augen glitten traurig
über den ans Bett gefesselten Asduvarlun. Sicher war es auch für ihn ein ungewohnter Anblick, seinen eisernen General auf einem Krankenlager zu sehen, besiegt von einem Feind, wo er doch sonst noch allem und jedem standgehalten hatte.
»Ihr müsst noch einmal auf uns hören«, fuhr Asduvarlun fort. »Ein allerletztes Mal, glaubt mir. Aber lasst uns diesen Schritt wagen. Hauptmann Skellensgard hier hat zu Recht gesagt, wir können die Zauberer wenn nötig zu jedem beliebigen Zeitpunkt eingreifen lassen. Aber wir sollten es versuchen.«
Keiner wagte, ihm offen zu widersprechen, aus Respekt vor seinem Amt und seinem Opfer. Weil er sich nicht ergeben hatte, obwohl er so viel verloren hatte. Und allen war klar, dass er sich niemals ergeben würde.
»Aber nicht, bevor Prinz Dhannam mit den Rittern der Finsternis und König Elirion mit den Shardarikriegern hier sind«, sagte Viyyan Lise schnell. Das war seine letzte Bedingung, und die anderen schienen das für einen vernünftigen Einwand zu halten. Doch bevor sie ihre Zustimmung laut äußern konnten, klopfte es an der Tür.
»Herein«, rief Gavrilus. Die Tür öffnete sich und im Rahmen erschien ein Bote. Es war eine Fee und sie wirkte sehr aufgeregt.
»Die Ritter der Finsternis!«, verkündete sie. »Die Ritter der Finsternis sind wirklich gekommen! Sie stehen vor den Toren!«
Amorannon Asduvarlun schaute zu Huninn Skellensgard hinüber. Er war müde, er war verletzt und hatte Schmerzen, aber er war noch nicht geschlagen. Und Huninn Skellensgard wusste das.
Ihnen blieb noch eine Chance.
NEUNUNDFÜNFZIG
M OROSILVO DAN FAND es irgendwie merkwürdig, dass sie wieder unterwegs waren, es gelang ihm ungewöhnlicherweise, die Entfernung abzuschätzen, die sie von ihrem Bestimmungsort trennte, und zu begreifen, dass sie ihrem Ziel näher als je zuvor waren. Er sah sich um und ihm wurde bewusst, dass sie nicht mehr die
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