Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
THARKARÚN – Krieger der Nacht

THARKARÚN – Krieger der Nacht

Titel: THARKARÚN – Krieger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
Vom Netzwerk:
Ihr bereits erfahren habt.«
    Er begriff zwar nicht genau, was das bedeuten sollte, aber es war klar, dass er sich nicht in ein Monster verwandeln würde, das man töten musste, und kein bösartiges Wesen von ihm Besitz ergreifen würde. »Was meint Ihr damit?«, fragte er nach, aber vielleicht war die Antwort ihm nicht mehr so wichtig. Er musste an Adilean denken, die noch in Astu Thilia weilte und inzwischen vielleicht schon ihr gemeinsames Kind zur Welt gebracht hatte. Er würde überleben und zu ihr, zu ihnen zurückkehren.
    Shannons kalte, klare Stimme verjagte diese tröstlichen Gedanken.
    »Es ist eindeutig eine magische Wunde. Eine der grausamsten, die er Euch antun konnte. Wir Schwarze Hexer nennen das eine ewige Wunde. Der Name sagt schon alles. Diese Wunde wird sich niemals schließen.«
    Unerbittlich standen die Worte im Raum. General Asduvarlun gab nicht zu erkennen, ob er darüber bestürzt war. Er wandte Shannon den Kopf zu und seine Silberhaare fielen ihm ins Gesicht, als er sagte: »Niemals ist eine lange Zeit, ehrwürdiger Shannon. «
    »Genau die Zeit, die diese Wunde zum Heilen braucht«, erwiderte Shannon unnachsichtig, als ob ihn das alles im Grunde nicht berührte. »Für gewöhnlich könnte ein Zauberer vielleicht noch etwas ausrichten, aber es gibt keinen, der mächtig genug wäre, um eine Verletzung von diesem Unbekannten zu heilen, nicht einmal ich kann das. Im günstigsten Fall bleibt sie Euch für den Rest Eures Lebens erhalten und wird niemals aufhören, Euch Schmerzen zu bereiten. Zumindest habe ich sie nähen können. Dies ist ein magischer Faden und trotzdem wird er nicht lange halten, wir werden ihn in einigen Tagen erneuern müssen, aber immerhin blutet die Wunde nicht mehr.«
    Asduvarlun schüttelte den Kopf. In seinem ganzen Leben war
er nie krank gewesen, nichts hatte ihn je davon abgehalten, aus ganzer Kraft seine Pflicht zu erfüllen. Jetzt musste er sich überlegen, wie er mit der Situation umgehen sollte. Vielleicht war es ja nicht wesentlich anders, als ein steifes Bein oder einen amputierten Arm zu haben. Eine solche Wunde, die sich außerdem trotz der Fäden jeden Moment wieder öffnen und bluten konnte, stellte eine große Behinderung im Gefecht dar. Dabei waren die Verteidiger der Großen Mauer auf ihn angewiesen, sie brauchten unbedingt seine Führung und sein Schwert.
    »Ich habe ihn aber auch getroffen«, erinnerte er sich plötzlich wieder. »Und ich habe ihn tatsächlich verletzt. Sein Blut rauchte, erinnert Ihr Euch? Glaubt Ihr, dass ich ihm damit wirklich einen bleibenden Schaden zufügen konnte?«
    Shannon schlug die Kapuze zurück. Seine goldenen Augen durchbohrten Asduvarlun. Stolz lag auf seinem Gesicht.
    »Ligiyas Klinge ist geheiligt«, sagte er langsam. »Die mächtigste weiße Magie fließt durch ihren Stahl. Und unser Feind kann nur durch weiße Magie verletzt werden, weil seine Zauberkraft so schwarz wie die Nacht ist. Wenn Euch das ein Trost ist, höchstwahrscheinlich wird die Wunde, die Ihr ihm zugefügt habt, kaum schneller heilen als Eure und wird niemals aufhören, ihm Schmerzen zu bereiten. Andererseits ist Eure Kraft nichts verglichen mit seiner und daher wird er deutlich weniger leiden müssen als Ihr.«
    »Warum hat er das getan?«, brach es aus Asduvarlun heraus, er konnte es wirklich nicht begreifen. »Er hätte mich mühelos töten können und ich wäre machtlos dagegen gewesen. Warum hat er mir nur diese Wunde zugefügt? Es wäre doch viel einfacher für ihn gewesen, wenn er mich einfach umgebracht, Ligiya zerbrochen und dann dem Ganzen ein Ende bereitet hätte.«
    Er sah, wie Shannon seine blassen Hände im Schoß zusammenlegte, eine ihm mittlerweile vertraute Geste. Der Ordensmeister machte sie häufig, wenn er zu einer Erklärung ansetzte.
    »Ihn interessiert nicht, was einfacher wäre«, stellte Shannon fest.
»Was er getan hat, hat keinen praktischen Nutzen. Anscheinend ist er davon überzeugt, dass die Völker ihm ein schreckliches Leid zugefügt haben, und ihm liegt jetzt nur daran, es ihnen auf die übelste Art und Weise heimzuzahlen. Es geht ihm nicht darum, den einfachsten Weg zu finden, sondern den leidvollsten. Wenn er einen Krieger im Zweikampf tötet, würde er ihm einen ehrenvollen Tod schenken, und auch wenn es ihm nützlich sein könnte, ihn zu beseitigen, würde ihn das doch nicht befriedigen. Aber einem großen Kämpfer eine Wunde zuzufügen, die ihn wahrscheinlich lange Zeit, ja vielleicht sogar für den Rest seines

Weitere Kostenlose Bücher