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THARKARÚN – Krieger der Nacht

THARKARÚN – Krieger der Nacht

Titel: THARKARÚN – Krieger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
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verschränkte. Ein Teil ihrer Haare hatte sich aus ihrem Zopf gelöst und bedeckte ihr halbes Gesicht, doch ihre Worte trafen Elirion wie Pfeile. »Wovon solltest du dich zurückziehen?«
    Diese Frage hatte er nicht erwartet. Er hatte bestimmt nicht die verwegene Hoffnung gehegt, Naime würde gleich in seine Arme fliegen und ihm ewige Liebe schwören. Er hatte eine maßvolle Reaktion, ja sogar ein stolzes Nein in Betracht gezogen, doch diese Antwort übertraf seine kühnsten Vermutungen. Und er konnte sein Erstaunen darüber nicht verbergen. »Was heißt hier, wovon?«, wiederholte er verblüfft. »Ich habe geglaubt, das läge doch auf der Hand!«
    Naime war nun ganz ernst geworden und auch ihre Worte hatten nichts Spielerisches mehr. »Du hast nie etwas erklärt«, sagte sie. »Und ich bin wirklich nicht auf den Kopf gefallen. Ich mag viele Fehler haben, vielleicht bin ich zu jung und zu idealistisch, aber dumm bin ich mit Sicherheit nicht. Du bist ein König.
So wie der Kuss eines Mannes gewöhnlich etwas Bestimmtes bedeutet, kann der eines Königs vieles bedeuten. Ich habe den Kuss eines Mannes angenommen, Elirion, eines Mannes, der mir gefällt und den ich schätze, eines mutigen, intelligenten, loyalen und entschlossenen Mannes, von dem ich zu wissen glaube, was ich von ihm erwarten kann. Aber ich weiß nicht, was ich vom König des Menschenreiches zu erwarten habe, und um ehrlich zu sein, weiß ich nicht einmal genau, ob ich den gleichen Kuss auch von einem König angenommen hätte.«
    Wieder fühlte Elirion diesen instinktiven Drang, ihr einen Arm um die Schultern zu legen, aber er hielt sich zurück. »Ich bin nur ich selbst«, erklärte er stolz. »König zu sein bedeutet mir nichts. Ich will dir weder einen Befehl erteilen noch ein Pfand von dir einfordern. Und ich spiele auch nicht mit dir, um dann wieder in meinen Hofstaat zurückzukehren und dich nie wieder eines Blickes zu würdigen. Falls dein Bruder weiter so denkt, heißt das nur, dass er es noch immer nicht begriffen hat. Ich möchte mit dir zusammen sein, Naime Deinira, weil ich noch nie eine Frau wie dich kennengelernt habe. Ich betrachte dich als ebenbürtige Partnerin und möchte, dass die Situation zwischen uns bleibt, wie sie gerade ist. Jetzt habe ich es dir gesagt. Und ich habe nicht vor, mich zurückzuziehen.«
    Naime nickte langsam und nachdenklich. Vielleicht hatte sie etwas Derartiges nicht erwartet, sondern war überzeugt, dass seine Stellung die Oberhand gewinnen würde, dass für ihn sein Rang als König mehr bedeutete als die in Kriegszeiten aufblühende Schwärmerei für die Tochter eines Nomadenstammes. Doch jetzt bestätigten Elirions Worte auf selbstbewusste Weise, dass dem nicht so war.
    Der junge König überlegte, was der Kriegerin wohl gerade durch den Kopf ging. Gab sie sich selbst gegenüber zu, dass sie ihn unterschätzt hatte, war sie überrascht und geschmeichelt von seinem Geständnis oder suchte sie nach einer Möglichkeit, wie sie ihn höflich abweisen konnte?

    Doch ein weiteres Mal übertraf Naime all seine Erwartungen. »Hast du das alles auch meinem Bruder erzählt?«, fragte sie. »Hast du erst mit Brennus gesprochen, bevor du zu mir gekommen bist, Elirion?«
    Der schüttelte den Kopf, er empfand es geradezu als schmerzhaft, der Versuchung zu widerstehen, Naimes Hand zu halten. »Nein«, erwiderte er schließlich. »Brennus kann denken, was er will, er hat mir nicht zu sagen, was ich zu tun habe. Wenn du mir glaubst, will ich gar nicht wissen, was er denkt. Ich will dich heiraten. Ja, ich weiß, damit werde ich alle vornehmen Familien des Menschenreiches enttäuschen, ja und? Sie bedeuten mir nichts. Mein Handeln wird Brennus beweisen, dass er unrecht hat, ohne dass ich ihn erst durch Worte überzeugen muss. Er glaubt, dass ich es nicht ernst mit dir meine, doch ich werde ihm beweisen, dass du für mich meine rechtmäßige Ehefrau bist.«
    Naimes Gesicht hatte sich bei seinen Worten verdüstert. Nun wartete Elirion nur noch auf ihre Antwort, wie ein Angeklagter bei Gericht sein Urteil erwartet, das ihm die Freiheit zurückgeben oder ihn zum Tode verurteilen kann. Naime löste sich von der Wand, nahm die vorher in einer beinahe feindseligen Haltung verschränkten Arme herunter und sah ihn mit ihren grauen Augen an, die noch nie so eindringlich und tief gewesen waren wie in diesem Moment. Während sie sprach, merkte man ihrer Stimme an, wie sie von widerstreitenden Gefühlen hin- und hergerissen wurde. »Ich

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