Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
THARKARÚN – Krieger der Nacht

THARKARÚN – Krieger der Nacht

Titel: THARKARÚN – Krieger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
Vom Netzwerk:
gehöre dir an, Elirion Fudrigus«, verkündete sie und ihr Gesicht verriet bei diesen Worten keine Scham. »Das sollst du wissen: Ich bin dein und sehne mich danach, es zu sein. Aber wisse auch, dass ich noch vor dir meiner Familie angehöre und nichts gegen ihren Willen tun werde. Ich werde nicht mit dir kommen, wenn mein Vater und mein Bruder dies nicht möchten, selbst wenn es mein einziger Wunsch ist. Ich werde nicht deine Frau sein, wenn sie mich nicht an der Seite eines solchen Ehemannes sehen wollen. Und ich bin mir nicht sicher, ob meinem Vater und meinem Bruder der Gedanke gefällt, mich mit einem König verheiratet zu wissen.«

    Elirion fühlte, wie in seiner Kehle eine Wut aufstieg, die nur zum Teil gerechtfertigt war. Was sollte er nun tun? Naime für ihre Einstellung tadeln? Doch was gab ihm eigentlich das Recht, zu entscheiden, was richtig und was falsch war? Sie hatte eine enge Beziehung zu ihrer Familie, wie er sie nie erfahren durfte, ja sie sich nicht einmal vorstellen konnte, und er kannte sie doch erst so kurz. Durfte er sie wirklich dafür tadeln?
    »Das ist bestimmt nicht meine Schuld«, platzte er heraus, und zwar so laut, dass Naime einen Schritt zurückwich. Er wusste, dass er jetzt besser geschwiegen hätte, doch in diesem Augenblick kam alles heraus, was ihm auf der Seele lag, und er konnte es nicht aufhalten. »Was glaubt ihr denn? Dass ich glücklich mit dieser Situation bin? Habe ich vielleicht darum gebeten, König zu werden? Bevor mein Vater starb, habe ich geglaubt, dass ich versuchen würde, ein guter König zu sein, und meine Macht dafür einsetzen könnte, um alles für das Wohlergehen meines Volkes zu tun und jemanden glücklich zu machen. Aber seit ich selbst König bin, merke ich ständig, dass es sich anders verhält. Ich bin dauernd dazu gezwungen, zu lügen, zu betrügen, zu verschweigen, was ich eigentlich sagen sollte, Dinge zu verweigern, die ich eigentlich geben sollte. Das ist nicht schön, weißt du das? So hatte ich es mir nicht vorgestellt und ganz sicher bin ich nicht glücklich darüber, dass mir all das nun für den Rest meines Lebens bevorsteht! Glaub mir, wenn ich es hätte verhindern können, wäre ich auf keinen Fall König des Menschenreiches geworden. Und in diesem Moment wünsche ich mir nichts mehr, als alles hinter mir zu lassen. Aber das geht nicht. Ich bin der letzte männliche Nachkomme meiner Familie, es gibt niemanden, der meinen Platz einnehmen könnte. Und wenn mich mein Vater eines gelehrt hat, dann dass man sich seiner Verantwortung nicht entzieht. Könnte ich nur selbst darüber entscheiden, nicht mehr König zu sein, ich würde es tun. Doch das kann ich nicht.«
    Er sah, wie sich die Niederlage, die ihm selbst anzusehen war, auch auf Naimes Gesicht widerspiegelte. Sie begriff und wusste
genau, was jedes einzelne Wort seiner kurzen, wütenden Rede zu bedeuten hatte. »Und auch ich würde mich gern entscheiden, meine Familie und alles, was ich habe, zu verlassen, um mit dir zu kommen, Elirion Fudrigus«, erklärte sie und verzog verbittert den Mund. »Doch das kann ich nicht.«

EINUNDSECHZIG
    I M GOBLINREICH SAH der Wald anders aus. Hier strahlten die Nadelbäume, hochgewachsene dunkle Tannen, von denen jede mindestens hundert Jahre alt sein musste, eine düstere, altehrwürdige, feuchte Kälte aus. Trockene Blätter und Erdklumpen hingen an Thix Velinans Stiefeln fest und ein dunkles klebendes Zeug, von dem er nicht einmal wissen wollte, was es war. Die Kälte war jetzt deutlich zu spüren, was vielleicht auch daran lag, dass sie mit dem hereinbrechenden Winter immer weiter nach Norden gezogen waren. Nun lag der Undurchdringliche Hort nicht mehr wochenlange Märsche, sondern nur noch ein oder zwei Tage entfernt, jedenfalls nach dem, was Thix wusste. Vielleicht handelte es sich auch um Stunden. Sie hatten allerdings nur eine ungefähre Vorstellung davon, wo sich die legendäre Festung befand. Allein der Magus kannte ihre Position, und der hatte nicht angedeutet, wie viel Strecke Weges sie noch von ihrem Ziel trennte. Und wenn sie den Undurchdringlichen Hort erreichten, mussten sie erst noch ein Mittel finden, um in sein Zentrum zu gelangen und den Weißen Stein zu zerstören, zwei mühevolle Aufgaben, die noch vor ihnen lagen. Thix wusste, dass ihm schon beim Anblick der schwarzen Festungsmauern ein Schauer den Rücken hinunterlaufen würde, ganz zu schweigen von den Prüfungen, die sie bei der großen Abrechnung Auge in Auge mit dem Schicksal

Weitere Kostenlose Bücher