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THARKARÚN – Krieger der Nacht

THARKARÚN – Krieger der Nacht

Titel: THARKARÚN – Krieger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
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Thix, der eine verdächtige Bewegung in dem grünen Blut bemerkt hatte. Schließlich standen noch zwei Hindernisse aus: die Prüfungen der Elben und der Dämonen.
    »Da hast du sicher recht«, sagte Shaka.
    General Asduvarlun legte sich den silbernen Brustpanzer an und rüstete sich zur Schlacht.
    Lay Shannon hatte die Hand kaum ruhig halten können, als er ihm die Wunde, die der General beim Kampf mit Tharkarún davongetragen hatte, vielleicht zum letzten Mal nähte. Hätte Asduvarlun sich danach ausruhen können, würden die Fäden sicher mehrere Wochen halten, aber wie lange würden sie wohl beim Kämpfen bestehen, mitten im erbitterten Schlachtgetümmel? Falls alles gut ging, noch einige Stunden. Und dann? Aber Lay Shannon konnte nichts einwenden, der General hatte seine Entscheidung getroffen.
    Er hatte auch das Letzte verloren, was ihn noch mit der Welt und dem Leben verband. Nur zwei Dinge waren ihm geblieben: das Pflichtgefühl gegenüber den acht Völkern, für die er bis zum letzten Blutstropfen kämpfen würde, und ein unstillbarer Durst nach Rache.
    In seinem kantigen Gesicht war nichts als kalte Wut zu lesen, und dem sonst so furchtlosen Lay Shannon schoss für einen kurzen
Augenblick der Gedanke durch den Kopf, dass sogar Tharkarún bei seinem Anblick erbeben müsste. Amorannon Asduvarlun hatte nichts zu verlieren. Selbst auf Entfernung konnte man seine unbedingte Entschlossenheit spüren. Eigentlich hätte er sich nicht einmal auf den Beinen halten können und doch stand der eiserne General jetzt aufrecht da. Sein gestählter Körper trug das Gewicht der Rüstung und die Schmerzen seiner Wunde mit der gleichen Disziplin, wie er früher in Zeiten des Friedens das eiskalte Wasser des Flusses ertragen hatte und die Strapazen seiner nicht enden wollenden Übungen. Statt sich auf der Trage auszustrecken, stand der General auf der Mauer, die Haare straff nach hinten gebunden, wodurch das unendliche Leid und die verzweifelte Entschlossenheit auf seinem Gesicht noch deutlicher wurden. In den grauen Augen lagen Wut und Verzweiflung. Nicht einmal Lay Shannon, der sonst vor nichts und niemandem die Augen senkte, konnte diesem Blick standhalten.
    Der General legte die Schwebscheiben und Armschienen um und schloss mit einem trockenen Geräusch die Gürtelschnalle.
    Unter ihm tobten Feuer und Tod, doch das spielte keine Rolle. Feuer und Tod tosten auch in seiner Brust, nichts konnte die Qualen von dort vertreiben. Über ihm funkelten die Sterne am Himmel, aber auch das berührte ihn nicht. Würde er jetzt die Augen schließen, hätte er nur ein Bild vor sich: Tharkarúns Gestalt in ihrem violetten Umhang und mit dem breitkrempigen Hut auf dem Kopf, der das Gesicht verdeckte. Er wollte in dieses verhasste Gesicht sehen, auch wenn es das Letzte war, was er tat. Er wollte wissen, warum dies alles geschah.
    Der General schnürte sich die Beinschienen an, dann bückte er sich, um nach Ligiya zu greifen. Seine Finger strichen liebevoll über den Knauf, als hätte er einen verlorenen Teil seines eigenen Körpers wiedergefunden. Er hob das Schwert über den Kopf, genau wie damals, als er bei dem tollkühnen Überraschungsangriff Tharkarún hatte verletzen können, und wirkte so strahlend, so furchterregend und mächtig, dass alle, die in der Nähe
standen, eingeschüchtert einen Schritt zurückwichen. Als Shannon ihm schließlich den Umhang seiner Generalsuniform über die Schulter legte, tat er das mit Respekt und Ehrerbietung.
    Der eiserne General schloss den Kragen des Umhangs. »Soldaten der freien Völker«, verkündete er mit lauter Stimme.
    Vor dieser Schlacht hatte man auf alle einschwörenden Appelle verzichtet. Sicher, man hatte den Soldaten Anweisungen erteilt, aber es hatte keine Kommandantenrede gegeben. Diese Aufgabe wäre auch vorher schon Asduvarlun zugefallen, doch der eiserne General hatte auf einer Trage gelegen wie ein gefällter Baum, wie eine stolze Tanne, sein Bruderbaum, deren Wurzeln ein zu starker Wind aus der Erde gerissen hatte. Jetzt holte er diese Pflicht nach und dabei spielte es keine Rolle, dass seine Soldaten, die dort unten auf dem Schlachtfeld um ihr Leben kämpften, sich nicht zu ihm umdrehen und zuhören konnten. Er war sicher, dass seine Worte trotzdem zu ihnen dringen würden, während sie kämpften, litten und starben.
    »Seht ihr den Tod um euch herum, könnt ihr ihn sehen?«, fuhr er fort. Er selbst erkannte ihn nur zu gut, während er das sagte. »Vielleicht wird er euch holen,

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