THARKARÚN – Krieger der Nacht
Ein vorbildlicher Soldat, selten habe ich jemand so Tapferes gesehen. Fast hätte er mich überzeugt, auf unser Vier-Augen-Gespräch zu verzichten.«
Gavrilus setzte sich aufrecht hin. »Und warum nur fast?«, fragte er.
»Nun«, antwortete Thix unverzüglich und ohne Scheu, »er konnte mir das Versprechen nicht geben, das ich will, denn das könnt nur Ihr.«
Er sprach nicht weiter und eine Zeit lang war es still, bevor Gavrilus wieder das Wort ergriff. »Ihr wollt von mir ein Versprechen? «
»Nicht irgendein Versprechen«, antwortete Thix immer noch in heiterem Plauderton. »Ein ewiges Versprechen. Ihr wisst, was ich meine, oder?«
Gavrilus nickte, sein Gesichtsausdruck hatte sich verfinstert. »Ich soll Euch gegenüber eine Verpflichtung eingehen, die nie wieder gelöst werden kann. Wer es einmal gegeben hat, ist daran gebunden, was auch immer geschehen mag, oder er wird eines schrecklichen Todes sterben.« Er fixierte den Schurken mit seinen durchdringenden blauen Augen. » Vertraut Ihr dem Wort Eures Königs nicht, Thix?«
Thix wirkte betroffen, fast beleidigt. »O doch! Aber es soll Könige geben, die nicht zu ihrem Wort stehen, was ich Euch natürlich niemals unterstellen würde. Ich kenne Euch sehr gut, viel besser als Ihr mich, ich wollte nur sagen, dass ich genau erfasst habe, wie prekär die Lage ist, und alles tun werde, was Ihr von mir verlangt. Aber nur unter einer Bedingung: Ich wünsche mir eine Belohnung, die der Aufgabe angemessen ist. Andernfalls werde ich Euer Ansinnen ablehnen und Euch dann wieder nach oben begleiten, ich habe Euch immerhin mein Ehrenwort gegeben. Wenn Ihr weg seid, werde ich alles in die Luft jagen, ganz bequem von meinem Platz hier auf dieser Kiste. Ihr wisst genau, dass ich es ernst meine. Bei dem, was ich von Euch verlangen werde, könnte auch jemand so Aufrichtiges wie Ihr versucht sein, zunächst etwas zu versprechen und später, wenn es dann ans Einlösen geht, nicht mehr zu seinem Wort zu stehen. Aus diesem Grund verlange ich ein ewiges Versprechen: Ich will Eure definitive Zustimmung oder eben nicht. Deshalb wollte ich auch mit Euch allein sprechen. Nur unter vier Augen konnte ich sicher sein, dass Ihr mich anhören würdet. Oder?«
Gavrilus nickte. »Ja«, sagte er gedehnt. »Ihr sollt Euren Willen haben, ich werde Euch das ewige Versprechen geben. Wenn man bedenkt, was auf dem Spiel steht, ist kein Opfer zu groß. Ich weiß, dass Ihr diese Höhle nur freiwillig verlassen werdet, und gebe auf, Thix. Was also verlangt Ihr?«
»Die Hand von Prinzessin Adilean Eletilla«, antwortete Thix feierlich.
Gavrilus zuckte zusammen. Er starrte Thix an und seine Augen
verrieten genau, was in ihm vorging. »Adilean ist einem anderen versprochen und erwartet ein Kind«, sagte er leise. Dann fuhr er stockend fort: »Sie ist meine Tochter, das kann ich nicht, versteht Ihr?«
»Wenn Ihr es nicht könnt, dann lasst es eben«, erwiderte Thix. »Ich will ein Maximum an Macht und Sicherheit und allein die Hochzeit mit Eurer Tochter kann mir dieses verschaffen. Etwas anderes als Ersatz werde ich nicht akzeptieren. Es steht Euch natürlich frei, Nein zu sagen und Eures Weges zu gehen. Doch wie gesagt, sobald Ihr die Höhle verlassen habt, werde ich hier alles in die Luft sprengen.«
Lisannon Seridien und seine Leibgarde atmeten auf, als sie den König unversehrt aus der Höhle emporsteigen sahen, gefolgt von Thix Arnur Velinan (in gebührendem Abstand). Die Soldaten zogen sogleich ihre Schwerter und richteten sie auf den Schurken, doch Gavrilus gebot ihnen mit einer müden Geste Einhalt. Er wirkte gebrochen und um hundert Jahre gealtert. Lisannon versuchte ein vorsichtiges Lächeln.
»Ihr habt es geschafft, Majestät«, brach es erleichtert aus ihm heraus.
Doch Gavrilus erwiderte das Lächeln nicht. »Ja, ich habe es geschafft«, bestätigte er bitter.
Als Lisannon seine brüchige Stimme hörte, überkam ihn ein ungutes Gefühl. »Majestät«, fragte er leise und besorgt, »ist alles in Ordnung?«
»Ja, Oberst.« Die Stimme des Elbenkönigs verriet keinerlei Regung, selbst seine Augen verrieten nicht, was wirklich in ihm vorging. »Wir können noch heute zum Versammlungssaal aufbrechen, das ist alles, was zählt. Ich bin sicher, Thix Velinan wird nicht versuchen zu fliehen. Aber jetzt müsst Ihr mich entschuldigen, ich muss mich ausruhen. Auf uns wartet eine lange Reise und ich bin müde.«
Er achtete nicht weiter auf Seridien und ging zu seinem Zelt.
Nach wenigen Schritten
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