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THARKARÚN – Krieger der Nacht

THARKARÚN – Krieger der Nacht

Titel: THARKARÚN – Krieger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
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Nase offensichtlich schon einmal gebrochen, die zerzausten kräftig roten Haare fielen ihm unordentlich auf die Schultern. Er trug ein braungrünes Wams, das offensichtlich schon bessere Zeiten gesehen hatte.
    »Seid gegrüßt, Majestät«, begann er. »Verzeiht die seltsamen Umstände, ich hätte es vorgezogen, Euch unter etwas anderen Vorzeichen zu begegnen, aber meine schwierige Lage lässt das leider nicht zu. Möchtet Ihr Euch nun in meine bescheidene Unterkunft bemühen? Es gibt einiges, worüber wir uns unter vier Augen unterhalten sollten.«
    Angst durchzuckte Dhannam, und er wünschte, er könnte seinen Vater zurückhalten. Alfargus schien es nicht anders zu gehen.
    Doch der alte König nickte und schritt auf den Höhleneingang zu. »Ihr gebt mir Euer Wort, dass mir nichts geschehen wird, während ich dort unten bei Euch weile?«
    »Mein Ehrenwort.« Thix warf stolz seinen Kopf zurück. »Wenn Euch das bisschen Ehre genügt, das mir geblieben ist.«
    »Es genügt mir,« bekräftigte Gavrilus, trat einen Schritt zurück und reichte Oberst Seridien die weiße Fahne. Dann ging er weiter Richtung Höhle, bis er dem Schurken schließlich Auge in Auge gegenüberstand.
    »Bitte«, meinte dieser und streckte ihm die Hand hin, »lasst mich Euch helfen, die Treppe ist steil und Ihr seid nicht mehr der Jüngste.«
    Dhannam war der Verzweiflung nahe, als er seinen Vater in der
Dunkelheit verschwinden sah. Er wandte sich seinem Bruder zu, der seine warme Hand tröstend auf die seine legte.
    »Es wird alles gut gehen«, sagte Alfargus leise. »Unser Vater weiß, was er tut. Mir gefällt es auch nicht, dass er dort hinuntergeht, aber es stimmt: Uns bleibt kein Ausweg. Um die acht Reiche zu retten, muss man auch bereit sein, das eigene Leben zu opfern.«
    Und Dhannam musste zugeben, dass Alfargus und auch sein Vater recht hatten.
    Im Inneren der Höhle war es feucht und kalt, doch nicht so schneidend kalt wie draußen, denn der Wind konnte zwar in die Kleider, aber nicht bis tief unter die Erde fahren. Kalt war auch Thix Arnur Velinans Hand, die Gavrilus die Treppe hinab- und dann durch einen langen, fast völlig im Dunkeln liegenden Gang führte.
    Es war eine erstaunlich schmale Hand mit feingliedrigen Fingern, die nie stillstanden. Fast zierlich war auch sein Körper, der sich mit großer Geschwindigkeit durch den gewundenen Gang seines Schlupfwinkels bewegte. Wie die meisten Elben von der Küste war Thix eher klein, doch seine muskulösen Arme verrieten Kraft und Zähigkeit, und bei seinem jugendlichen Gesicht mit den hellwachen grünen Augen konnte man sich leicht in Bezug auf sein Alter verschätzen. Gavrilus war allerdings überzeugt, dass er ungefähr dreihundert Jahre alt sein musste. Etwa wie Alfargus, dachte er.
    Am Gürtel, am braunen Wams und sogar an den Ohrläppchen klimperten Amulette und Glücksbringer. Seit er die Hand des Königs ergriffen hatte, war er stumm geblieben. Doch Gavrilus fühlte sich sicher, er hatte immer noch im Ohr, wie Thix mit fester Stimme sein Ehrenwort gegeben hatte. Je länger er darüber nachdachte, desto überzeugter war Gavrilus, dass dieses Versprechen aufrichtig gemeint war.
    Sie erreichten einen hohen Raum und Thix blieb abrupt stehen.
Er bedeutete Gavrilus zu warten, nahm eine Fackel aus der Wandhalterung und entfachte sie mit einem Zündholz, das er in einer der unzähligen Taschen seines Wamses gefunden hatte. Dann steckte er die Fackel ganz vorsichtig in die Halterung zurück. Im flackernden Feuerschein wurden mehrere große Schränke, ein kleiner Tisch, zwei Stühle und ein Feldbett sichtbar, und Gavrilus erkannte sofort, warum Thix beim Anzünden des Zündholzes so vorsichtig gewesen war: Überall dort, wo keine Möbel standen, türmten sich große Kisten mit aufgemalten roten Warnsymbolen, ohne Zweifel der berüchtigte Sprengstoff der Zwerge.
    »Nehmt bitte Platz, es ist zwar etwas rustikal, aber fühlt Euch trotzdem wie zu Hause«, sagte Thix und setzte sich ganz ruhig auf eine der Sprengstoffkisten. Gavrilus nahm sich einen Stuhl und setzte sich ihm gegenüber, im Feuerschein der Fackel funkelten Thix’ Augen lebhaft.
    »Ihr braucht mir nichts zu erklären«, fuhr der Verbrecher fort, ehe der Elbenkönig etwas sagen konnte. »Ich weiß Bescheid, Euer Oberst hat mir alles genauestens erklärt, als er versuchte, mich im Alleingang zur Zusammenarbeit zu überreden. Er wollte Euer wertvolles Leben nicht gefährden. Wisst Ihr, dass er für Euch durchs Feuer gehen würde?

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