THARKARÚN – Krieger der Nacht
schloss Alfargus zu ihm auf, dicht gefolgt von Dhannam. Das sonst so ebenmäßige Gesicht des jungen Prinzen wirkte verkrampft, er umklammerte fest den Arm des Elbenkönigs.
»Vater!«, fragte er bestürzt. »Was hat das alles zu bedeuten? Was ist dort unten passiert?«
Gavrilus sah ihn mit leeren Augen an. » Wir haben uns unterhalten«, sagte er tonlos. »Er hat im Austausch für seine Hilfe eine Bedingung gestellt, ich habe sie erfüllt und ihm ein ewiges Versprechen gegeben. Ich bitte dich, Alfargus, verachte mich nicht, wenn du es hörst, ich habe es für das Wohl der acht Völker getan, dafür ist kein Opfer zu hoch.«
»Welches Opfer?« Alfargus’ Finger bohrten sich in den Arm des Königs. »Vater, was hast du ihm versprochen?«
Gavrilus hielt inne und sah seinem ältesten Sohn fest in die Augen. Alfargus atmete schwer, neben seinem mächtigen Körper wirkte der König, als sei er durch die Last der Verantwortung geschrumpft. Gavrilus Sulpicius war nicht mehr der edle, strenge König der Elben, er war ein alter, gebrochener Mann.
»Die Hand deiner Schwester.«
Das Gefühl, das nun Alfargus’ Gesicht verzerrte, hätte man nicht benennen können, selbst wenn man noch so lange überlegte. Es war jenseits aller Empörung, jenseits aller Verblüffung, jenseits allen Entsetzens. Vater und Sohn starrten einander an, der Wind bauschte ihre Umhänge, und keiner schien zu begreifen, dass das hier gerade wirklich geschah.
Dann hielt Gavrilus dem Blick seines Sohnes nicht mehr stand und senkte den Kopf. »Es tut mir unendlich leid«, flüsterte er und eine Träne rollte seine faltige Wange hinab, die erste seit Hunderten von Jahren.
ZEHN
I CH FASSE MICH kurz und gedenke nicht, mich zu wiederholen, also hört mir gut zu. Ich werde Euch jetzt die Verteidigungsstrategie erläutern, die auf Grundlage aller Berichte der hier Versammelten und in Zusammenarbeit mit den militärischen Führern aller Völker unter Leitung des Magus erarbeitet wurde. Nur mit dieser Strategie können wir gegen den übermächtigen Gegner bestehen. Nur konstruktive Kritik bitte!«
General Asduvarluns Worte waren militärisch knapp und unmissverständlich. Er trug eine graue Uniform, die stahlgrauen Haare waren zu einem langen Zopf geflochten. Seine Augen blickten streng, die Lippen waren fest zusammengekniffen. Wenn man ihn so sah, war jedem klar, warum man ihn den eisernen General nannte. Als der Magus neben ihm bestätigend nickte, blickte Asduvarlun dankbar zu ihm hinüber, lächelte aber nicht. Seit der Schatten des Grauens sich über die acht Völker gelegt hatte, lächelte er noch weniger als sonst.
»Gut, wenn es keine Fragen gibt, werde ich jetzt die Strategie erläutern.«
Die Sitzordnung im Versammlungssaal löste Verwunderung aus. Nicht Gavrilus und Zarak saßen zu beiden Seiten des Magus, sondern General Asduvarlun und der Druide Allan Sirio. Die Könige waren an den Rand gedrängt, ihre Rollen beschränkten sich zunächst aufs Zuhören. Der ganz in Schwarz gekleidete Zarak ließ keine Gefühle erkennen, sein Gesicht glich einer Maske, und
neben ihm saß ebenso angespannt sein Sohn. Viyyan Lise wirkte in seinem türkisgrün schillernden Seidengewand etwas fehl am Platz, was den ganz staatsmännisch auftretenden Präsidenten der Gnomenrepublik, Ghadril Thaun, zu einem strafenden Blick veranlasste. Der Zwergenführer, der Große Bergwerker Gurthrud Hunn, hatte seine Machtinsignien – Eisenkrone und Spitzhacke – bei sich und wirkte noch grimmiger als sonst. Mindestens ebenso finster blickte der erste General des Goblinreichs, Zardos Kuray, mit all seinen Rangabzeichen und Orden. Die beiden Feenköniginnen Gethra und Gibrissa saßen rätselhaft lächelnd nebeneinander und glichen einander vollkommen, was den Betrachter verwirren konnte. Der düster blickende Große Wächter der Dämonen, Shybill Drass, schien fast mit seinem Stuhl zu verschmelzen.
Gavrilus Sulpicius war nicht wiederzuerkennen, er wirkte wie ein Schatten seiner selbst. Der Elbenkönig war so schwach, dass seine Söhne ihn am Eingang zum Versammlungssaal fast hätten stützen müssen.
Das ewige Versprechen hatte die letzten Kräfte des alten Mannes aufgezehrt, tiefe Schatten verdüsterten sein Gesicht und selbst die kleinste Bewegung schien ihn zu ermüden. Alfargus wich nicht von seiner Seite, er wirkte fast grimmig entschlossen, den Vater zu verteidigen. Mit Amorannon Asduvarlun hatte Gavrilus über das Vorgefallene noch nicht gesprochen.
Im Saal war jeder
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