THARKARÚN – Krieger der Nacht
angespannt und ernst, nur Allan Sirio strahlte die übliche Souveränität und Gelassenheit aus. Hinter dem Stuhl des Magus hatte man ein Bambusgerüst aufgebaut, an dem General Asduvarlun und der noch nervöser und hektischer als sonst erscheinende Oberst Seridien eine Karte der acht Reiche befestigten, auf der rote und schwarze Nadeln sowie Linien und Pfeile zu sehen waren. Der General begann zu sprechen.
»Um der drohenden Gefahr zu begegnen, müssen wir nach Angaben des Magus an zwei Fronten kämpfen. Die Gruppe der acht muss zum Unbezwingbaren Hort vorstoßen und den Weißen Stein zerstören. Aber damit diese Mission gelingen kann,
dürfen wir anderen nicht untätig bleiben. Wir werden eine vereinte schlagkräftige Armee zusammenstellen, jedes der acht Völker wird die gleiche Zahl Soldaten aufbieten«, verkündete Asduvarlun. »Statt der gemeinsamen Streitmacht, die eher einer bunt zusammengewürfelten Truppe glich, wird nun das größte und mächtigste Heer zusammentreten, das wir aufbringen können. Ein vereintes Heer der acht Reiche, das auch dazu beitragen soll, dass sich die Bevölkerung wieder sicherer fühlt. Auch die Führung wird zu gleichen Teilen unter den Völkern aufgeteilt. Ich selbst werde den Oberbefehl übernehmen, so hat es der Magus bestimmt, doch der Große Rat kann darüber natürlich noch ruhig und sachlich diskutieren. Bei allem Respekt vor unseren Königen und Staatsoberhäuptern muss eines klar sein: Besondere Situationen erfordern besondere Maßnahmen und Erfahrung kann mehr zählen als jede Art von Macht. In der Stunde der Gefahr ist ein mutiger, kampferprobter Soldat, selbst von niedrigem Rang, mehr wert als alle Könige und Beamten zusammen.«
Aufgeregtes Stimmengewirr erfüllte den Saal, wie immer hatte Asduvarlun deutliche Worte gefunden, dabei aber jede Spur von Polemik vermieden.
Der General wartete ab, bis die Geräusche abebbten und sich die Blicke wieder auf ihn richteten, dann schlug er sich mit dem Zeigestock auf die Handfläche und fuhr fort: »Der Krieg ist nicht mehr aufzuhalten, meine Herrschaften. Es ist ein Krieg, der anders sein wird als alle, die Ihr bisher geführt habt, mit Regimentern in Reih und Glied, mit Fahnen und Fanfaren. Nach allem, was wir bislang erfahren haben, scheint unser jetziger Feind auf eine andere Art zu kämpfen. Es wird auf einen breit angelegten Guerillakrieg hinauslaufen, mit vielen Scharmützeln, überfallartigen Angriffen aus dem Hinterhalt, bei denen sich die Kämpfer genauso schnell wieder zurückziehen, wie sie gekommen sind. Und mit dieser Taktik werden sie uns ständig unter Druck setzen. Wir wissen nicht, wie groß die Streitmacht des Feindes ist, der hinter den Gremlins steht, wir haben nicht die leiseste
Ahnung, wer er ist und wo er sich versteckt, darüber können wir nur Vermutungen anstellen. Allerdings können wir einige seiner Schachzüge vorhersehen: schnelle, unerbittliche Angriffe oder langwierige Belagerungen, mit denen er unsere Kräfte allmählich zermürben will. Mit dieser Taktik kämpfen sie bereits im Dämonenreich und an der Großen Mauer in der Ebene. Eine genaue Vorhersage, wo und wann der Feind zuschlagen wird, ist also nahezu unmöglich. Es gibt daher nur eine Lösung: Wir müssen ständig in Alarmbereitschaft sein, und das in allen Reichen, aber besonders dort, wo der Feind bereits zugeschlagen hat. Doch wir müssen ebenso darauf vorbereitet sein, unsere Kräfte in einem Punkt zusammenzuziehen. Lisannon, die Fähnchen bitte.«
Oberst Seridien zog einige rote Fähnchen aus einem Beutel an seinem Gürtel und steckte sie eilfertig in verschiedene Punkte auf der Karte. Dhannam erkannte die Grenzmauer in der Ebene zwischen dem Gnomen- und dem Faunenreich und Shilkar, die Stadt der Schwarzen Hexer.
Asduvarlun nickte. »Das hier sind die Gebiete, wo die Gefahr im Augenblick am größten ist«, erklärte der General und zeigte mit dem Stock auf die markierten Stellen. Trotzdem sollten wir uns nicht allein auf diese Regionen konzentrieren, sondern in allen acht Reichen ein engmaschiges Sicherheitsnetz knüpfen. Lisannon, die blauen Fähnchen.«
»Sofort.« Lisannon steckte vier blaue Fähnchen in die Landkarte, jedes einzelne markierte die Mitte eines angenommenen Quadranten – Nordwest, Südwest, Nordost, Südost.
Wieder zeigte General Asduvarlun mit dem Stock auf die Karte. »Wir werden vier größere Kampfeinheiten bilden, die sich wiederum in verschiedene Untergruppen gliedern, jede mit einem eigenen
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