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THARKARÚN – Krieger der Nacht

THARKARÚN – Krieger der Nacht

Titel: THARKARÚN – Krieger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
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zünden, wenn wir nicht tun, was er will. Und wir wissen aus Erfahrung, dass er dazu imstande ist.«
    Gavrilus stellte ruckartig seine Tasse ab, hart klang das Porzellan auf dem Holz. Er versuchte krampfhaft, seine Wut zu unterdrücken.
»Ich glaube nicht, dass General Asduvarlun das Problem besser gelöst hätte als Ihr«, meinte er knapp. »Die Situation ist, wie sie ist, wir können uns nicht auf seine Spielchen einlassen, aber wir können es uns auch nicht leisten, dass er uns erneut entwischt. Was will er?«
    Seridien fühlte sich nicht wohl in seiner Haut. Dhannam bemerkte es und suchte den Blick seines Bruders, doch der lauschte gespannt dem Gespräch, die noch halb gefüllte Tasse gedankenversunken in der Hand. In seinen dunklen Augen spiegelten sich die tanzenden Flammen aus dem Kohlebecken.
    » Verzeiht, Majestät, das hat er uns nicht gesagt. Er will nur mit Euch sprechen, unter vier Augen …«
    Gavrilus schien nachzudenken. Einen Moment lang wirkte er älter und müder als je zuvor, dann zuckte er resigniert mit den Schultern. »Darf mich wenigstens meine Leibgarde begleiten?«, fragte er.
    »Nein, Majestät«, murmelte Seridien kaum hörbar. »Seine Anweisung war klar und deutlich: Er will mit Euch sprechen, mit Euch ganz allein. Aber ich kann Euch nur davon abraten, alles ist dort voller Sprengstoff. Das fehlte gerade noch, dass er Euch als Geisel nimmt. Ich erwarte Eure Anweisung, die Höhle zu erstürmen und den Schurken gefangen zu nehmen, das scheint mir die einzige Lösung zu sein.« Der Oberst hoffte, sein König würde zustimmen, doch der Elbenkönig schüttelte den Kopf. Dhannam hielt den Atem an.
    »Das Risiko ist zu groß«, sagte Gavrilus. »Uns bleibt nichts anderes übrig, als seine Bedingungen anzunehmen. Was soll schon passieren? Ihr könntet schlimmstenfalls einen müden, alten König verlieren, der einen hervorragenden Nachfolger hinterlässt. Alfargus wird das Problem dann auf seine Weise lösen, bestimmt viel besser als ich.«
    Dhannam warf seinem Bruder einen verstohlenen Blick zu, doch der zeigte keinerlei Reaktion, sondern starrte nur weiter in die züngelnden Flammen.

    Die knochigen weißen Finger des Königs umklammerten die Lehne seines Stuhls. »Lasst es uns riskieren, wenngleich auch ich weiß, dass das Wort dieses Schurken nichts gilt. Aber es ist besser als nichts, besser, als seine Spur wieder zu verlieren. Bereitet eine weiße Fahne vor, wenn er es so will, werde ich mit ihm sprechen.«
    Der Zugang zu Thix Arnur Velinans geheimer Höhle an der Flanke des Hügels war so geschickt getarnt, dass man ihn kaum erkennen konnte. Jetzt hatte ihn die Leibgarde allerdings freigelegt und erweitert, er wirkte wie ein aufgerissenes Maul, das in einen endlosen Schlund nach unten zu gehen schien. Im Schein der Fackeln konnte man in der Wand verankerte Sprossen einer Metalltreppe erkennen, die in die Tiefe führte. Ein eisiger Wind fegte über die weite Ebene, fuhr durch jeden Spalt der Umhänge, drängte sich zwischen Kragen und Hals und kroch sogar in die Knopflöcher der Uniformjacken.
    Alfargus zog seinen purpurfarbenen Umhang enger um sich, Dhannam hatte die Hände tief in den Taschen der blauen Uniformjacke vergraben und Gavrilus hatte eine weiße Fahne in der Hand, während Seridien und ein Häuflein der Leibgarde einen Ring um ihn bildeten. Sie würden schon dafür sorgen, dass ihm kein Haar gekrümmt werde.
    Der Oberst gab Gavrilus ein Zeichen, etwas zurückzubleiben, und ging einige Schritte auf den Hügel zu. Als er am Eingang der Höhle angekommen war, legte er seine Hände trichterförmig um den Mund und rief: »Thix Arnur Velinan, kannst du mich hören?«
    Stille. Dann tönte es dröhnend von innen: »Klar und deutlich, Oberst! Ist der König bei Euch?«
    »Wie es dein Wunsch war, Thix Velinan!«, antwortete der Oberst immer noch laut schreiend. Dhannam hatte allerdings den Eindruck, dass Lisannon Seridiens Stimme zitterte. »Hör mir zu. Du stehst unter dem Schutz der weißen Flagge, bei der Ehre des
Elbenreiches, dir wird nichts geschehen. Deshalb fordere ich dich auf: Komm heraus!«
    Danach waren Schritte auf den Metallsprossen zu hören, die immer näher kamen. Als Thix Arnur Velinan am Höhleneingang erschien, sich umsah und schließlich vor Gavrilus leicht verbeugte, schien Dhannam das Herz stehen zu bleiben. Das war er also, der gefährlichste Schurke des Elbenreichs: mittelgroß, blasses ovales Gesicht, längliche, grün leuchtende, aber ernst blickende Augen, die

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