Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen
Wigguld wurde unterbrochen, als einer der Trolle für seine Verhältnisse recht aufgeregt knarrte und nach draußen zeigte. Über ihnen standen die Gipfel im Feuerschein. Die blauen und grünen Drachen kamen. Immer wieder Flammen ausatmend jagten sie einige Rote Drachen vor sich her. Die waren wohl davon überrascht worden, dass ihre Gegner Zeit gehabt hatten, Phosphorgestein zu verdauen. Es waren nur wenige. Aber nichtsdestotrotz war es ein erhebender Anblick.
„Ich dachte immer, die fliegen nicht Nachts“, meinte ein Moosmann neben Wigguld ganz erstaunt.
„Es bleibt ihnen ja wohl kaum etwas anderes übrig“, belehrte ihn der Zwerg. „Tagsüber hätte es wenig Sinn. Wenn sie nur am Tag fliegen und Feuer spucken würden ...“
„Du meinst, weil man da die Flammen nicht gut sieht?“
„Blödsinn, weil die roten Drachen nun mal Nachts angreifen!“
„Schaut! Die Roten drehen um!“, rief Aita da. „Sie greifen an! und da sind noch mehr von ihnen – es war eine Falle!“
Alle reckten die Hälse, um besser sehen zu können. Mit Bangen sahen sie zu, wie die roten Drachen im eigenen Feuerschein rot aufglühend ihren Gegnern entgegen glitten. Beide Gruppen strebten direkt aufeinander zu und atmeten Feuer. Die jeweils vordersten drehten erst im letzten Moment ab, wenn die Reichweite des Gegners erreicht war und scherten nach rechts und links aus Beide Seiten hatten etwa die gleiche Reichweite bei ihren Feuerstößen. Aber die Roten waren in der Überzahl und die grünen und blauen Drachen zeigten bald Ermüdungserscheinungen. Dann schafften es einige roten Drachen hinter die gegnerische Formation zu fliegen. Damit war der Rückzug blockiert. Die Zuschauer stöhnten auf. Das war das Ende!
Ein grüner Drache wurde am Flügel getroffen. Mit einem markerschütternden Schrei bäumte er sich auf. Dann fiel er wie ein Stein zu Boden.
„Da bleibt nur noch Kämpfen bis zum ruhmreichen Tod“, rief Shendor seinen Gefährten zu.
„Wir folgen dir“, versetzte ein grüner Drache neben ihm.
„Könntet ihr nicht statt dessen etwas näher zusammenfliegen und aufhören, Feuer zu pusten?“
„Wer hat das gesagt?“ Shendor blickte sich um. Es war eine weibliche Stimme gewesen und weibliche Drachen gab es schon seit Jahren nicht mehr (47) .
„Nun macht schon, ich habe schließlich nicht ewig Zeit“, forderte die Stimme, nun schon merklich ungeduldiger.
Shendor und seine Drachen hatten nichts mehr zu verlieren und die Stimme klang sehr bestimmt, also gehorchten sie. Sie waren auch viel zu verblüfft um zu widersprechen. Körperlose, weibliche Stimmen hörten sie nicht alle Tage.
Kaum waren sie näher aneinander gerückt, wurden sie von einer aus dem Nichts entstandenen Windhose erfasst und nach oben gehoben. Sicher wie in einem Kokon schwebten sie darin hinter den Berggipfel, wo sie sanft wieder auf festen Boden sanken. Auch der getroffene Drache war dabei. Sein Flügel hing in Fetzen und voller Brandblasen herab. Aber er lebte.
Mit den roten Drachen war der Wirbel weniger behutsam umgegangen. Sie waren wild umher gepustet worden, da hatte alles Feuerspucken nichts genützt. Als die Wucht des Sturmes endlich nachließ, waren die einzelnen Tiere weit verstreut und arg lädiert. Es würde wohl ein wenig dauern, bis sie sich wieder erholt hatten.
Kapitel 14
Tharsya-Fernsehen, Feenzauber, Feuerstein und ein unterdrücktes Rülpsen
Der See lag ruhig zu Füßen der Feen. Gerade, als Lumiggl sich fragte, wozu die – zugegeben wunderschöne – Singerei wohl gut gewesen war, kräuselte sich die Wasseroberfläche, ganz ähnlich wie zuvor, als die Dryade die Feen zusammengerufen hatte. Dann schoss eine Fontäne empor, hinauf zur Kuppel, um ebenso jäh wieder zurückzusinken. Das Wasser lag wieder da wie ein polierter Spiegel. Nicht ein Tropfen hatte die Anwesenden getroffen. Alles schien unverändert. Doch dann schien sich der Spiegel einzutrüben, Rauch stieg auf. Oder war es Dampf? Jedenfalls sammelte sich etwas über dem Wasser, waberte und verdichtete sich, bis das Bild einer Landschaft erkennbar wurde.
Die Feen tuschelten leise miteinander. Trotzdem schnappte Lumiggl auf (48) , dass sie darüber beratschlagten, wo diese Gegend in Tharsya wohl zu finden wäre. Er für seinen Teil hatte nicht die leiseste Ahnung. Aber das interessierte ihn eigentlich auch nicht so sehr, er starrte fasziniert auf das Bild – halt, es war ja gar kein Bild! Es war eher wie ein Blick aus einem Fenster. Er konnte deutlich
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