Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen
kenne sie aus der Menschenwelt. Dort nennt man sie auch die Untoten. Was auch immer das bedeuten soll. Man erzählt sich Geschichten gerne von ihnen, wenn ich besonders schaurig ums Haus heule – Menschen sind eben komisch. Jedenfalls weiß ich daher, dass sie das Sonnenlicht meiden müssen und da die Sonne gerade aufgeht und die roten Drachen sicher noch immer nicht wissen, wie ihnen geschah, seid ihr fürs erste sicher.“ Die Fee nickte allen zu, warf sich in Pose und traf Anstalten, davonzufliegen. „Nun lebt wohl, ich muss jetzt unbedingt ein paar Tage ruhen. Für den Verletzten werde ich euch eine Kräuterfee schicken. Die kennen sich mit Heilung aus.“
Und mit diesen Worten verschwand sie.
So kam es, dass gleich bei Anbruch des Tages ein aufgeregter Schwarm Spatzen auf Andrak einstürmte und seinen Scharfsinn mit allerlei Satzfetzen auf eine harte Probe stellte. Schließlich fanden die Spatzen, er hätte genug verstanden und flatterten weiter zu Lessa, um sich ihre Belohnung zu holen.
Natürlich war die Ankunft der Spatzen nicht unbemerkt geblieben. Schon bald versammelten sich Tschertel, Wigguld, Gaumus, Floritzl und Bordeker beim weißen Drachen, um zu erfahren, was geschehen war.
Andrak erzählte, er habe Nachricht von Shendor, wonach die Windsbraut persönlich eingegriffen und alle blauen und grünen Drachen gerettet habe. Auch die Aussage der Fee wiederholte er, dass dies alles letztendlich Lumiggls Verdienst sei. Das wurde begeistert aufgenommen. Floritzl allerdings war sich nicht sicher, ob sie von dem Lumiggl sprachen, den er kannte. Trotzdem war er stolz auf ihn. Gleichzeitig wurde ihm aber auch bewusst, wie sehr er ihn vermisste.
Er sann darüber nach, was Lumiggl jetzt wohl treiben könnte und wie es ihm ginge. So ganz konnte er immer noch nicht fassen, dass dieser Wombling, den er nun schon seit vielen Jahren kannte, zu solchen Taten fähig war. Den Feen den Marsch zu blasen und es zu überleben war schon mehr, als er Lumiggl jemals zugetraut hätte. Den Feen den Marsch zu blasen, es zu überleben und obendrein zu bewirken, dass sie sich änderten, das war eine Leistung, die Floritzl eigentlich als unmöglich betrachtet hatte. Und dann kam dieser Wombling ...
Der Elf schüttelte den Kopf und legte sich noch mal nieder. Die Nacht war lang und hektisch gewesen, er war rechtschaffen müde. Bald schlief er ein und träumte von einem Lumiggl, der vor seinen Augen immer größer wurde, aber zum Glück kein bisschen bedrohlich und allen schien das selbstverständlich, nur ihm, Floritzl, nicht.
Er erwachte erst am späten Nachmittag, als ihm eines der Moosmädchen eine Schüssel dampfenden Eintopf brachte.
„Das wäre doch nicht nötig gewesen“, versicherte Floritzl der Kleinen und nahm dankbar die Schüssel entgegen. Mit Heißhunger machte er sich über die Suppe her. Das Mädchen blieb weiter vor ihm stehen, wobei sie an ihrer Schürze aus Ahornblatt zupfte. Fragend sah der Elf von seinem Essen auf.
„Du warst sehr tapfer“, hauchte das Mädchen errötend und schlug die Augen nieder. „Ich habe gesehen, wie kühn du die Fledermaus angegriffen hast.“
Sie schenkte ihm noch einen scheuen Blick und ein Lächeln und stürzte dann davon. Floritzl konnte sich bei all seiner Eitelkeit nicht vorstellen, dass man es als tapfer bezeichnen konnte, eine Fledermaus in den Hintern zu stechen. Aber er tat das einfach mit einem Achselzucken ab und aß weiter seinen Eintopf, wobei er überlegte, ob die Karotten darin vielleicht sogar von ihm selbst geschält worden waren.
Als alles aufgegessen war, brachte Floritzl brav seine Schüssel zur Spüle, um sie auszuwaschen. Lessa hatte energisch erklärt, dass alle, selbst die Trolle, ihr Geschirr selbst abzuwaschen hätten. Und alle hielten sich daran. Mit Lessa wollte es sich niemand verscherzen. Der Elf wollte sich gerade bücken, um die Schüssel ins Wasser zu tauchen, als sie ihm unsanft aus den Händen gerissen wurde. Erschrocken sah er sich um. Da stand ein Moosmädchen, umklammerte die Schüssel und strahlte ihn mit hochrotem Kopf an.
Floritzl runzelte die Stirn. War das das Moosmädchen von vorhin? Aber nein, sie ganz sah anders aus.
„Ich mach das gerne für dich“, hauchte die junge Dame da.
„Äh, das ist nett von dir, aber ...“
„Lass mich doch! Ein so tapferer Held sollte kein Geschirr spülen.“
„Äh, na ja, also ein Held ...“
„Oh doch! Ich habe dich doch kämpfen sehen“, ihre Augen sprühten vor Begeisterung. In ihrem
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