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Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen

Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen

Titel: Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth M. Fuchs
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Liebe nun doch nicht. Die Dryade blieb als Einzige zurück. Nachdem sie ihm etliche mütterliche Ratschläge gegeben hatte, wie 'Achte auf Weg', 'Pass auf dich auf', 'Schnuppere an keinen fremdartigen Blumen, ich weiß nicht, ob sich die neue Einigkeit schon rumgesprochen hat' und ähnliches mehr, beugte sie sich zu ihm hinab und küsste ihn auf die Stirn.
    „Du hast ein Wunder vollbracht, Lumiggl. Zum ersten Mal reden die Feen miteinander, ohne sich dabei gegenseitig zu beleidigen.“
    „Also eigentlich warst das ja eher du!“
    „Oh nein! Ich gab dir die Kraft, der Rest kam von dir selbst.“
    Lumiggl war über diese Feststellung nicht ganz glücklich. Sollte er tief in seinem Innern tatsächlich ein so aufgeblasener, theatralischer Wombling sein?
    „Meinst du wirklich?“, fragte er eher kläglich.
    Die Dryade lachte laut auf.
    „Die Worte kamen aus deinem Herzen, zumindest dem Sinn nach.“Sie legte beruhigend die Hand auf seine Schulter. „Aber ich gebe zu, die bombastische Formulierung war eine Auswirkung des Zaubers. Meine Schwestern brauchen diese Ausdrucksweise, damit sie beeindruckt sind, das war mir von Anfang an klar. Aber entscheidend war dein gutes Herz. Ohne deinen ehrlichen, innigen Wunsch hätte der Zauber keinerlei Wirkung gehabt.“
    Lumiggl fühlte sich sehr erleichtert. Die Dryade strich ihm liebevoll übers Haar: „Aber nun geh. Ich wünsche dir viel Glück!“
    Der Wombling wandte sich zum Gehen, blickte sich dann aber noch einmal um: „Dryade?“
    „Ja?“
    „Hast du keinen Namen?“
    „Keine Dryade hat einen eigenen Namen. Wir sind einfach die Feen der Eichen.“
    Lumiggl nickte stumm. Er war tief beeindruckt, vor allem, weil er nicht verstand, was die Dryade damit meinte. Dass diese Feen aber auch so eine Vorliebe dafür hatten, sich möglichst geheimnisvoll auszudrücken! Lumiggl zuckte innerlich die Achseln, wünschte laut 'Auf Wiedersehen' und marschierte los. Weg nahm die kürzeste Strecke durch die Rosenbeete hindurch, wie Lumiggl dankbar bemerkte, und schlängelte sich dann um einen Grashügel. An der Biegung winkte der Wombling noch einmal der Dryade, die ihm immer noch nachblickte. Dann ging er weiter und fühlte sich mit einem Mal schrecklich allein.
    Schon bald jedoch nahm ihn die Schönheit seiner Umgebung wieder gefangen. Die Sonne schien, ein lauer Wind rauschte ungewöhnlich harmonisch in den Blättern der Bäume und Büsche, an denen der Wombling auf Weg vorbeikam. Leuchtende Blumen, wie sie Lumiggl noch nie gesehen hatte, wiegten sich im Takt, Grillen zirpten die Basslinie, während zahlreiche Vögel in ungeahnten Varianten die Leitmelodie sangen. Die Luft roch frisch und Lumiggl fühlte sich leicht und frei. Am liebsten hätte er mitgesungen, doch war ihm nur zu bewusst, dass seine Stimme da sehr zu wünschen übrig ließ. So brummelte er eine Weile nur fröhlich mit. Das Leben war so schön. Die Welt war wunderbar und alle Lebewesen gut. Lumiggl stutzte. Nein, so stimmte das nicht. Denn sonst wäre er ja gar nicht hier. Wozu war er eigentlich hier? Da fielen ihm die roten Drachen wieder ein und er bekam auf der Stelle ein schlechtes Gewissen, weil er hier so fidel herumwanderte, während Tharsya in Gefahr war. Wie konnte er nur. Bedrückt schlich der Wombling weiter. Die Tiere und Pflanzen um ihn setzten dagegen ihr Konzert unbeirrt fort. Und nach einer Weile ertappte sich Lumiggl, dass er auch wieder zuhörte. Dafür schämte er sich erst, doch dann gestattete er sich doch wieder hinzuhören. Diesmal erfüllte ihn bald einen tiefe Zuversicht, dass alles gut werden würde. Dagegen war ja nun nichts zu sagen, oder? erleichtert vor sich hinpfeifend setzte Lumiggl seinen Weg also fort.
    Nach einer Weile führte Weg ihn an einem glatten Felsen vorbei, der sonnenbeschienen inmitten vieler kleinerer Brocken lag. Als Lumiggl näher kam, sah er, dass der Stein nicht leer war. Eine Schlange lag darauf, um sich zu wärmen. Ihre Schuppen waren so weiß, dass sie im Sonnenlicht silbrig schimmerten. Natürlich gab es auch bei Lumiggl zu Hause Schlangen und abgesehen von ein paar giftigen, die so selten waren, dass Lumiggl noch nie eine zu Gesicht bekommen hatte, waren alle freundlich und hilfsbereit. Allerdings war keine von ihnen weiß – aber das hieß ja noch lange nicht, dass sie giftig war. Hatte er nicht mal gehört, giftige wären gelb oder rot? Wie auch immer, diese hier sah wunderschön aus. Lumiggl hatte an Schlangen schon immer ihre elegante Art sich zu bewegen

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