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Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen

Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen

Titel: Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth M. Fuchs
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hielt den Atem an. Es musste doch auffallen, dass da einer aus einer ganz anderen Gattung saß, um den sich alle scharten. Einer, der vorher noch nicht da gewesen war. Aber die Drachen schienen nichts dabei zu finden. Einer machte sogar ein höhnische Bemerkung darüber, wie die Gefangenen vor lauter Angst zusammen krochen.
    Floritzl holte tief Luft. Es dürfte nicht mal mehr eine Stunde bis Mitternacht sein, höchste Zeit also, zu beginnen. Entschlossen schwang sich Floritzl von seinem Ast und schwirrte vor den erstaunten Drachen hin und her: „Fangt mich doch! Fangt mich doch!“
    „Ein geflügelter Naturgeist! Gyster hat also doch nicht gelogen“, staunte der eine Drache und schlug mit der Tatze nach Floritzl, der aber ausweichen konnte.
    „Aber Gyster sagte doch auch, ein Eule hätte ihn gefressen!“, gab der zweite zu bedenken, während er seinerseits nach dem Elf haschte.
    „Wahrscheinlich ist da irgendwo ein Nest!“
    Die beiden Drachen schlugen nach Floritzl wie ein Mensch nach einer lästigen Fliege schlagen würde (55) . Sie merkten gar nicht, wie einzelne Schneeflocken fielen und auf ihrer Haut schmolzen und schreckten erst auf, als dichtes Schneetreiben einsetzte (56) und ihnen komplett die Sicht nahm. 
    „Lauft!“ kommandierte Tschertel und die Gefangenen nahmen ihre letzte Kraft zusammen, stolperten in Richtung Höhle und sprangen beherzt in den Bach, der davor floss. Tschertel war dabei die ganze Zeit hinter ihnen und scheuchte sie vor sich her wie ein Hirtenhund eine Herde Schafe. Gleichzeitig hörte man Geschrei und Flüche und das Getrampel von Füßen, die angelaufen kamen. Die Blutschmauser hatten den Zauber bemerkt. Als erster erreichte ihr Anführer den Platz und richtete seine linke Hand mit dem Hexenzeichen (57) auf den Schnee, der sich augenblicklich in Nieselregen auflöste, der bald aufhörte.  
    Floritzl, der in dem Schneetreiben die Orientierung verloren hatte, hatte plötzlich die blutunterlaufenen Augen des Blutschmausers vor seiner Nase. Nach dem ersten Schrecken wollte er kehrt machen und davon fliegen, aber es war schon zu spät. Der Blutschmauser bekam ihn an einem seiner Füße zu fassen und grinste: „Ja, wen haben wir denn da? Und das auch noch pünktlich zur Mitternachtsstunde.“
    „Niemand! Ich bin gar nicht da – lass mich los!“, jammerte Floritzl und versuchte vergeblich, sich zu befreien.  
    „Ich kenn dich doch. Hast du der Eule nicht geschmeckt?“ Der Blutschmauser betrachtete Floritzl wie eine seltene Pflanze. „Ich werde dich Stück für Stück zerrupfen, und als erstes reiß ich dir die Flügel aus.“
    Floritzl schrie laut auf, als der Blutschmauser je einen seiner Flügel zwischen Daumen und Zeigefinger nahm und langsam zog.
    In diesem Moment ging die Sonne auf. Sie stritt sich ein bisschen mit dem Mond, der darauf hinwies, dass er jetzt rechtmäßig am Himmel stünde und überstrahlte ihn dann einfach. Um Mitternacht wurde es schlagartig Tag. Der Blutschmauseranführer hob den Kopf und blickte direkt in die Sonne. Schmerzerfüllt heulte er auf. Dann zerfiel er zu Staub.
    Die anderen Blutschmauser gerieten in Panik. Kaum wurde einer von einem Sonnenstrahl getroffen, rieselte er auch schon als Staub zu Boden. Viele rannten blindlings davon, die Strahlen ließen sie mitten in der Bewegung zerbröckeln. Andere versuchten, sich unter Bäumen zu verstecken, aber irgendwie drang immer der eine oder andere Sonnenstrahl selbst durch das dichteste Blattwerk und wo auch immer er einen Blutschmauser auch nur streifte, blieb nur noch ein Häufchen Staub zurück.
    Alles ging rasend schnell. Die roten Drachen blickten erschrocken um sich. Keiner ihrer Verbündeten war noch zu sehen.
    Da donnerte eine gewaltige, furchterregende Stimme: „Ihr, die ihr falsch und grausam in euren Herzen seid, seid verdammt! Das Band, das euch an Farasque fesselt, sei neu geknüpft!“
    Die Stimme war kaum verklungen, da erhob sich ein Wirbelsturm, der alle roten Drachen erfasste und mit sich davon trug, zurück auf die einsame Insel Farasque.
    Floritzl war bei der Verwandlung des Blutschmausers zu Boden geschleudert worden und benommen liegen geblieben. Jetzt rappelte er sich mühsam wieder hoch und blickte um sich. Im Umkreis sah er zahlreiche Sandhaufen, oder nein, das war gar kein Sand, sondern Staub, den ein sanfter Wind bereits in alle Richtungen verteilte. Sonst war alles leer. Aber war da nicht eine Stimme gewesen?
    Aus den Augenwinkeln bemerkte der Elf eine Bewegung. Als

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