Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen

Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen

Titel: Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth M. Fuchs
Vom Netzwerk:
eben noch eine Stufe gewesen war, war jetzt gar nichts mehr. Sein Fuß trat ins Leere. Erschrocken warf er sich nach vorn, um nicht abzustürzen und presste sich an die Wand vor ihm. Sein Herz hämmerte wie wild und es dauerte ein Weile, bis er sich einigermaßen erholt hatte. Dann sank er vorsichtig auf die Knie und tastete mit einer Hand um sich, während die andere Hand an der Felswand ruhte, die zwar keinen Halt bot, aber irgendwie beruhigend wirkte.
    Er schien auf einem Felsabsatz zu sein. Er konnte fühlen, wie vor ihm der Berg steil aufragte. Und an allen anderen Selten ging es steil nach unten. Der Pfad, den er bis jetzt gegangen war, war einfach verschwunden. Aber wie war das möglich?
    Ratlos nahm Lumiggl die Binde von seinen Augen ab und schrie entsetzt auf. Er schwebte hoch in der Luft! Ganz weit unten war der Boden zu sehen und dazwischen war nichts, gar nichts. Geistesgegenwärtig kniff Lumiggl die Augen zu und tastete wieder nach der Wand hinter sich, an der er dann niedersank. Der Absatz, auf dem er saß, schien so schmal zu sein, dass seine Füße darüber hinaus ragten. Aber vorher, als er um sich getastet hatte, war er doch noch breiter gewesen, oder? Vielleicht machte sich der Berg einen Spaß daraus, ihm langsam den Boden zu entziehen und ihn dann abrutschen zu lassen, wie auf einer riesigen und entschieden viel zu steilen Rutschbahn! Im Moment schien es wenigstens nicht mehr schlimmer zu werden, Lumiggl konnte mit den Fersen die Felskante spüren und die veränderte sich nicht.
    „Was soll ich jetzt bloß machen“, klagte Lumiggl.
    Als er nach seinem Taschentuch griff, um es sich wieder umzubinden, stieß er an das Amulett der Feen.
    „Ach Kristall, tu doch was“, wimmerte der Wombling, obwohl er eigentlich keine Reaktion erwartete.
    Blaues Licht ergoss sich aus dem Stein und der Berg wurde darunter sichtbar. Begierig blickte Lumiggl um sich, aber was er sah, entsetzte ihn. Er saß tatsächlich auf einem Felsvorsprung und um ihn herum ging es entweder steil nach unten oder nach oben und die Wände waren glatt wie Glas. Da war kein Pfad, der wegführte, auch nicht nach unten. Der Berg hatte wirklich seine Form verändert und den Wombling gefangen.
    Das Licht schien regelrecht in die Felsen einzudringen, dabei verlor es an Helligkeit, aber immerhin blieb der Berg, zumindest schemenhaft, sichtbar. Wenn jemand Lumiggl vorher darüber aufgeklärt hätte, dass der Stein so etwas konnte, hätte er ganz gemütlich auf den Berg steigen können. Daran hatte jedoch keine der Feen gedacht.
    Aber eigentlich war Lumiggl das mittlerweile ganz egal. Er saß fest. Wenn der Berg es wollte, würde er entweder elendiglich verhungern und verdursten oder, was wahrscheinlicher war, abstürzen und sich den Hals brechen. All die Gefahren, die er überstanden hatte, all die Mühe, die er sich gegeben hatte, alles war umsonst gewesen. Und Milvola würde er auch nie wiedersehen und all seine anderen Freunde ...
    „Das ist nicht fair!“, schrie Lumiggl laut. Tränen liefen ihm übers Gesicht. Er rief nach dem Zauberer, nach Hilfe für sich, für Tharsya. Er brüllte, bis er heiser war und sein Hals sich trocken und heiß anfühlte. Dann saß er nur noch da und schluchzte vor sich hin, während der fast volle Mond langsam sichtbar wurde.
     
    ***
     
    Vorsichtig flatterte Floritzl von Ast zu Ast, stets darauf bedacht, nicht gesehen zu werden. Endlich saß er genau über dem einen der beiden roten Drachen im Geäst eines Ahorns und spähte hinab. Irgendwo da unten musste Tschertel sein. Er hatte sich ein extra altes Hemd geben lassen, dass Lessa eigentlich schon als Putzlumpen aussortiert hatte und es genüsslich zerfetzt. Dann hatte er sich noch mit Wasser übergossen und im Staub gewälzt – die Gerstler wären sicher beeindruckt von seinem Enthusiasmus gewesen. Abgesehen von seinen vor Angriffslust blitzenden Augen sah er jetzt fast schlimmer aus, als die Gefangenen. Floritzl verrenkte sich fast den Hals, konnte ihn aber nirgends entdecken. Plötzlich stutzte er. Ja, da saß Tschertel mitten unter den Gefangenen, die Hände vors Gesicht geschlagen, als sei er völlig verzweifelt. In Wirklichkeit flüsterte er aber mit dem Moosmann, der gleich neben ihm saß.  
    Floritzl war tief beeindruckt.
    „Das hätt ich dem Kerl gar nicht zugetraut“, murmelte er. „Der muss ja schleichen können, wie ein Katze. Und das bei diesem Körperbau.“
    Die Moosmänner rückten enger zusammen, um besser hören zu können. Der Elf

Weitere Kostenlose Bücher