Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen
Angst Floritzl, ein Drache für heute, damit wollen wir es bewenden lassen.“
„Was sagt er?“
„Er ist der einzige Drache hier“, übersetzte Lumiggl.
„Na also schön, lass uns losziehen, auf zu Andraks Höhle!“
Unsere beiden Freunde erwarteten tatsächlich, dass sie erst noch ein gutes Stück Weg vor sich hätten, den Berg hinauf, hinunter oder drumherum, bis sie zu der Drachenhöhle gelangen sollten. Denn nichts auf dem Plateau, auf dem Andrak lagerte, hätte vermuten lassen, dass sich hier ein Höhle befände, so glatt gescheuert und granitmassiv wirkte der Fels ringsumher.
„Bitteschön, hereinspaziert.“
Andrak hatte lediglich die Zweige zweier enormer Büsche zur Seite geschoben, und gab damit den Blick frei auf ein großes Loch in der Felswand dahinter.
„Ich geh mal lieber vor, ihr kennt ja den Weg noch nicht.“
„Äh, ja, ist wohl besser.“
Für Andrak war der Eingang doch etwas knapp bemessen, er musste sich ducken und flach atmen, sich so klein und schlank wie möglich machen und ein Körperteil nach dem anderen ganz gemessen durch das Loch schubbern, aber man sah schon, er hatte Übung. Elf und Wombling dagegen spazierten hindurch wie durch ein riesiges Tor. Dahinter öffnete sich eine hohe Halle, in der sogar Andrak aufrecht stehen konnte, die mehrere Drachenlängen tief war – kurz, sie war gewaltig. Das Erstaunlichste aber war, dass die rechte Seite der Höhle ein komplettes Dorf barg. Ein Stamm des Moosvolkes lebte hier. Links war das Lager des Drachens, aus Laub und Heu, eine Wassertonne, die durch ein Rohr von außen gespeist wurde und der größte Topf, den die zwei Besucher je gesehen hatten – jedenfalls hatte er das Aussehen eines Topfes, vielleicht abgesehen von der Treppe, die in einer Spirale an der Außenwand des Topfes bis zu seinem oberen Rand verlief.
Die beiden Freunde waren noch damit beschäftigt, sich umzuschauen, als einige Moosleute aus dem Dorf auf sie zu kamen. Den runzeligen Gesichtern nach zu urteilen waren das die Ältesten des Dorfes. Anscheinend hatten sie sich in größter Eile versammelt, denn einer von ihnen kämpfte noch mit seiner Jacke aus Spitzwegerichblättern, während ein anderer noch den Löffel, mit dem er sein Frühstück verzehrt hatte, in der Hand hielt. Aber sie gingen gar nicht zu den beiden Neuankömmlingen, sondern schnurstracks zum Drachen, vor dem sie sich zu einem ordentlichen Halbkreis formierten – offensichtlich taten sie das schon seit Jahren, so schnell ging das – um dann erwartungsvoll zu ihm aufzuschauen.
Der Drache räusperte sich. Dann wandte er sich an Lumiggl und Floritzl: „Dies ist der Ältestenrat des Moosvolkes, das in meiner Obhut lebt. Das ...“ richtete er das Wort an des Rat und wies auf die zwei Freunde, „sind meine ehrenwerten Gäste, Lumiggl und Floritzl. Bitte nehmt euch ihrer an und lasst es ihnen an nichts fehlen. Ich glaube ...“ er warf einen forschenden Blick auf Floritzls Bauch, wo der Magen des verlegenen Elfs zu knurren begonnen hatte, „zuerst sollten wir sie bewirten.“
Der Drache gab Elf und Wombling durch eine Geste zu verstehen, dass sie den Moosleuten folgen sollten. Dann ließ er sich majestätisch auf sein Lager nieder.
Floritzl und Lumiggl wurden von den Moosleuten genötigt, an einem Holztisch Platz zu nehmen, der in einer Gruppe weiterer Tische und Bänke am linken Rand der Siedlung stand. Lumiggl fiel auf, dass die Haut der Moosleute hier nicht so grün war, wie die des Moosvolkes, das er von zu Hause kannte. Überhaupt überwogen bei ihnen eher die ins bräunliche gehenden Töne, ja, sogar Fels- oder Schiefergrau. Klar, in dieser felsigen Gegend wären sie in den leuchtenden Grüntönen, die die Moosleute seiner Heimat als Tarnung bevorzugten, viel zu sehr aufgefallen.
Einer der Männer riss den Wombling jäh aus seinen Überlegungen.
„Von hier habt ihr den besten Blick auf unseren Drachen!“, verkündete er stolz.
Dann eilte er davon, um sich um die Bewirtung zu kümmern.
„Ich hab schon von Aussichtsplätzen gehört mit einem schönen Blick auf ein Tal oder einen Fluss – aber auf einen Drachen ...“ wunderte sich Lumiggl.
„Na, viel Landschaft haben sie hier drin ja nicht gerade“, meinte Floritzl. „Da machen sie halt das Beste draus.“
„Aber der bewegt sich doch!“
„Wenn er weg ist, hat man eben einen wunderschönen Blick auf sein Lager – und auf den Riesentopf, oder was das ist.“
In diesem Moment kam eine Moosfrau und stellte vor jeden
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