Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen
stieg ihm zu Kopf und er mied seine grünen Brüder und Schwestern, trug den Kopf hoch und spielte sich auf, als sei er ein König.
Die älteren Drachen rümpften über ihn die Nase und seine Mutter grämte sich sehr und machte ihm bittere Vorwürfe. Sein Vater, der grüne Drache, hielt ihm eine Strafpredigt nach der anderen. Aber Verun war inzwischen schon so weit, dass er alle nichtroten Drachen als minderwertig achtete und brüskierte den eigenen Vater. Mit seiner roten Mutter ging er sanfter um, aber er hörte auch nicht auf sie.
So galt Verun bei den erwachsenen Drachen bald als Rüpel und Angeber, aber die jungen Drachen bewunderten ihn wegen seiner Kraft und Unerschrockenheit und die Drachenweibchen schauten ihm nach, weil er so schön war und schwärmten für ihn als den mutigen Rebell gegen die verstaubten, alten Sitten.
Als es Zeit war für Verun, sich ein Weibchen zu suchen, wählte er eine mit einer leuchtend roten Haut und verkündete, die rote Farbe sei die edlere, weil seltenere und jeder rote Drache, der auf sich halte, sollte nur noch mit seinesgleichen Umgang haben und auch nur seinesgleichen heiraten. Viele der jungen roten Drachen stimmten ihm begeistert zu. Es hat schließlich seinen Reiz, sich als etwas ganz Besonderes fühlen zu können. Sie trafen sich nur noch mit anderen roten Drachen, begannen die eigenen Familienmitglieder, wenn sie nicht rot waren, herablassend zu behandeln und sonderten sich immer mehr ab. Sie nannten ihre Gemeinschaft die 'Auserwählten' und huldigten Verun als ihrem Anführer.
Die blauen und grünen Drachen – und die besonneneren unter den roten – mieden die 'Auserwählten' so gut es ging, aber wann immer ein grüner oder blauer Drache den Weg der roten Gruppe kreuzte, wurde er übel beschimpft und womöglich sogar angespuckt.
Und so kam es, dass die Gemeinschaft der anderen Drachen die ,Auserwählten' aufforderte, wegzuziehen, damit wieder Ruhe einkehren könne. Die 'Auserwählten' antworteten, das hätten sie ohnehin schon vorgehabt. Aber wahrscheinlicher war, dass sie kampflos gingen, weil die anderen in der Mehrzahl waren.
Die rote Gruppe zog also fort und siedelte in einem eigenen Tal und sie vermehrten sich rasch. Es hieß, das geschehe, weil es keine Partnerschaften, keine Ehen bei ihnen gebe. Wie auch immer, die nächste Generation war zahlreich und die nächste noch zahlreicher und so fort, bis eine ganze Armee aus ihnen geworden war.
Verun, der nie verwunden hatte, dass blaue und grüne Drachen es gewagt hatten, ihn davon zu jagen, sann auf Rache und suchte Verbündete. Er fand sie in den Purdies, einem Volk besonders bösartiger, aggressiver Gnome, die es sich zur Lebensaufgabe gemacht hatten, unzufrieden und beleidigt zu sein. Verun versprach ihnen die Herrschaft über ganz Tharsya, wenn sie ihm halfen, das nichtrote Drachenvolk restlos auszurotten. Die Purdies wiederum verstanden es, Unzufriedene aller Völker um sich zu scharen, ganz gleich ob nun einer einfach seinem Nachbarn eins auswischen wollte, sei es, weil sich einer von seiner Sippe nicht gerecht behandelt fühlte. Jedem versprachen die Purdies seine persönliche Rache und ein besseres Leben. So entstand ein riesiges Heer.
Es kam zu dem furchtbaren Krieg, der alle Völker der Tharsya erschütterte und zu den Waffen rief. Nur unter großen Verlusten konnten die roten Drachen und die Purdies besiegt werden.
Zur Strafe hatte der große Zauberer, der Tharsya im letzten Moment retten konnte, die roten Drachen auf die Insel Farasque verbannt und eine magische Mauer um die Insel errichtet, die die Drachen nicht überwinden konnten. Sein Urteil über die Purdies war noch schlimmer gewesen, ihre Überlebenden wurden als Irrlichter in die Sümpfe verbannt, wo sie körper- und kraftlos geistern mussten. Wenn sich ein Wanderer in dieses Moor verirrte, versuchten sie ihn in ihrer immer noch vorhandenen Bösartigkeit in den Sumpf zu locken, so dass er unter ihrem Gelächter elendiglich versinken und zu Grunde gehen sollte. Aber weil das bekannt war, mieden Tharsyii diese Gegend, oder ließen sich auf ihrem Weg wenigstens nicht beirren, und die Irrlichter ziehen deshalb noch heute unbefriedigt und wütend alleine ihre Kreise.
„Ein roter Drache! Nichts wie hinterher. Dem wird ich's zeigen.“, schreckte Tiedel Lumiggl aus seinen Überlegungen. Lumiggl erwischte den Zwergenjungen gerade noch am Ärmel, als der schon dem Drachen hinterher stürmen wollte.
„Was soll denn das? Bleib gefälligst
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