Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen
brachte Lumiggl und Tiedel die Rucksäcke. Während sie Tiedel zum Abschied fest an sich drückte, nahm Bordeker Lumiggl zur Seite.
„Hinter unserem Berg befindet sich ein breites Tal“, beschrieb er ihm den Weg. „Dort liegt inmitten eines Gürtels aus Holunder und Eichen ein Rosengarten. In dessen Mitte wiederum steht ein Kristallpalast. Da leben die Feen. Wenn jemand den Zauberer kennt und weiß, welcher Weg zu ihm führt, dann sie. Vielleicht können sie uns ja auch selbst helfen, ihr Zauber ist mächtig, besonders, wenn sie ihre Kräfte vereinen. Zumindest hab ich das gehört, selbst miterlebt habe ich es noch nie.“
„In Ordnung“, Lumiggl wandte sich zum Gehen, doch Bordeker hielt ihn noch einmal zurück: „Behandle sie mit größter Achtung, die Feen! Solltest du sie kränken, folgt die Strafe auf dem Fuße. Und sie sind etwas, äh ...“
„Empfindlich (17) “, half Andrak, der zugehört hatte, aus. Aber selbst diese Wortwahl ließ Bordeker besorgt um sich blicken.
„Kein Insekt zu sehen“, murmelte der Bürgermeister schließlich, nachdem er sich überall umgeschaut hatte. Er atmete hörbar auf und auch Andrak schien ein Stein vom Herzen zu fallen.
„Natürlich sind sie sehr freundlich und liebenswert, wenn du ihnen mit dem Respekt entgegentrittst, den sie verdienen“, beeilte Bordeker sich, sicherheitshalber noch hinzuzufügen.
Lumiggl nickte verwirrt. Bei ihm zu Hause machte man sich keinerlei Gedanken über Feen. Natürlich gab es auch dort ein Menge von ihnen, Dryaden und Hamadryaden, Baumnymphen und wie man sie sonst noch alle nannte. Und besonders vor den Dryaden, den Feen der Eichen empfanden alle ein tiefe Ehrfurcht, denn sie waren sehr weise und ihre Magie war mächtig. Aber man bekam sie kaum zu sehen, sie bleiben lieber für sich. Und wenn man doch einer begegnete, war sie vielleicht ein wenig kühl (18) , aber freundlich. Lumiggl konnte sich deshalb auch nicht erklären, warum Bordeker sich so umständlich ausdrückte. Im übrigen machte er sich keine Sorgen. Feen waren wunderschön und lieblich und wunderschön und gut und nett und wunderschön. Das wusste doch jeder. In den Bergen gab es, so hieß es zumindest, neben den Pflanzenfeen noch etliche andere, denn dort lag ihr gemeinsames Schloss. Aber Fee war Fee, oder?
Er zuckte also nur die Achseln und lud sich den größeren der beiden Rucksäcke auf. Tiedel stand bereits voller Tatendrang bereit und wartete ungeduldig darauf, dass es endlich losging. Lumiggl blickte noch einmal zu Floritzl, der aber so tat, als sähe er es nicht. Da wandte der Wombling sich traurig ab, wünschte allen 'Auf Wiedersehen' und 'Alles Gute' und 'Viel Glück' und wurde mit gleichen Wünschen von den Dorfbewohnern zum Ausgang geleitet.
Kapitel 7
In dem einiges über die roten Drachen erzählt wird. Außerdem geht es um die scheinbare Nutzlosigkeit von Musikern und die unvermutete Nützlichkeit von Spatzen
Lumiggl stapfte hinter Tiedel her, der gleich nach Verlassen der Höhle nach links abgebogen war und zielstrebig bergauf stieg. Alle drei Schritte schaute der Wombling zurück.
„Suchst du was?“, fragte Tiedel schließlich. Das dauernde Stehen bleiben des Womblings ging ihm auf die Nerven.
„Nein, nein“, schuldbewusst ging Lumiggl weiter, um dann gleich wieder langsamer zu werden und sich umzusehen. „Ich dachte nur, da wäre was, ich meine, als käme da noch jemand.“
„Wer soll denn da noch kommen? Mach schon, sonst kommen wir nie zu den Feen“, drängte Tiedel mit jugendlicher Ungeduld.
„Jaja, du hast ja recht“, ein letztes Mal blickte Lumiggl zurück und zwang sich dann, nur noch auf den Weg zu sehen, was auch gut war, denn der wurde immer steiler.
So liefen sie schweigend hintereinander. Lumiggl hätte geschworen, dass es stundenlang so ging. Er war kräftig gebaut, ein guter Schwimmer und ein annehmbarer Läufer, aber in der Ebene. Dieses Klettern über Felsen und Wurzeln, einen steilen Berg hinauf, trieb ihm den Schweiß aus allen Poren. Er japste und schnaufte. Tiedel dagegen sprang leichtfüßig dahin wie ein Eichhörnchen. Schnaufend versuchte Lumiggl, mit ihm Schritt zu halten, gab es aber schließlich auf. Als Tiedel merkte, dass der Wombling zurückfiel, kam er zurück und schlug eine Rast vor. Die Sonne stünde schon hoch am Himmel, eine Pause sei da nichts beschämendes, erklärte er munter und handelte sich einen finsteren Blick des erschöpften Womblings ein. Ohne sich weiter darum zu kümmern nahm er
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