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Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen

Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen

Titel: Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth M. Fuchs
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seinen Rucksack ab und packte den Proviant aus.
    Lumiggl verschlang den kalten Imbiss, überzeugt, noch nie so gut gegessen zu haben. Aber als Tiedel vorschlug, sie sollten weitergehen und sie aufstanden, fühlten sich die Beine des Womblings wie Blei an. Dass er es überhaupt fertig brachte, weiter zu klettern, lag eigentlich nur an seinem Dickschädel. Er wollte sich nicht vor Tiedel blamieren und er wollte nicht umkehren und von Floritzl ausgelacht werden und er wollte ...
    „Dein Freund ist ja ein komischer Typ“, platzte da Tiedel heraus, als hätte er Lumiggls Gedanken erraten.
    „Komisch, wieso komisch?“ Der Weg wurde nun etwas flacher. Lumiggl konnte zwischen zwei Atemzügen ein paar Worte heraushecheln, ohne sich gleich schwummerig zu fühlen.
    „Hm“, Tiedel zuckte die Achseln. „Ich weiß auch nicht. Er ist ganz anders als du. Ich glaube, er hat vor nichts Respekt.“
    Lumiggl schaute seinen Begleiter unsicher an. Er war sich nicht klar, ob er das als Kompliment für ihn selbst, oder als Abwertung sehen sollte.
    „Hast du deshalb extra versucht, Floritzl zu überreden, doch mitzukommen?“, fragte er schließlich.
    „Klar, das wär doch nett gewesen.“
    „Äh. schon. Du bewunderst ihn wohl sehr?“
    „Vor allem seine Flügel sind toll, findest du nicht?“
    Sicherheitshalber wechselte Lumiggl das Thema: „Wann sind wir oben?“
    „Och, das dauert nicht mehr lange. Wir müssen ja nicht bis zum Gipfel. So in einer Stunde kommen wir auf eine Ebene – ein Plateau, das sich den Berg entlang zieht. Da gehen wir drüber und steigen auf der anderen Seite wieder runter. Ganz einfach. Wir bleiben also unterhalb der Baumgrenze.“ Mit einem Blick auf Lumiggls Kleidung fuhr Tiedel fort. „Du musst also keine Angst haben, in Eis und Schnee zu erfrieren.“  
    Erst jetzt wurde Lumiggl klar, dass er nicht gerade für ein Abenteuer gekleidet war. Er hatte noch nicht einmal eine Jacke bei sich.
    „Außerdem hat die nette Moosfrau uns ja Umhänge eingepackt“, meinte Tiedel noch und der Wombling beeilte sich, zu nicken. Ja, die Frau hatte mehr Erfahrung als er, ein Wombling aus der Ebene. Aber zum Glück war es Sommer und die Nächte warm. Er würde also nicht frieren, solange sie nicht über die Eisgrenze aufsteigen mussten und solange es nicht regnete. Letzteres aber war in Tharsya zu dieser Jahreszeit so unwahrscheinlich wie finstere Nacht zur Mittagszeit. Gerade als Lumiggl sich stolz sagte, dass dies ein wunderbarer Vergleich sei, verdunkelte sich die Sonne. Erschrocken sah er auf. Über die Bäume, unter der Sonne vorbei glitt etwas großes. Als der Wombling ihm nachsah, konnte er es rot schimmern sehen. Ein roter Drache!
    Lumiggl starrte ihn an wie hypnotisiert. Die Haut des Tieres leuchtete, als bestünde sie ganz und gar aus Feuer. Den Kopf nach vorn gestreckt flog der Drache mit gleichmäßigen Flügelschlägen dahin, den Schweif lässig wie ein Steuerruder benutzend, als gäbe es nichts auf der Welt, das ihn irgendwie berühren konnte. Und wirklich schien kaum vorstellbar, dass so einem kraftvollen, mächtigen Wesen irgend etwas gefährlich werden konnte. Alles in allem war es ein erschreckend schöner Anblick. Bisher hatte Lumiggl ja außer Andrak noch keinen Drachen gesehen, aber er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass ein blauer oder grüner Drache derart majestätisch aussehen konnte.
    Dem Wombling kam eine Ballade in den Sinn, die davon erzählte, wie es zur Feindschaft zwischen der roten und den anderen Drachen gekommen war (19) .  
    Früher hatten die Drachen aller Farben in Frieden zusammengelebt und sich auch untereinander gepaart. Aber aus den Eiern einer solchen ,Mischehe‘ waren in erster Linie blaue, oder grüne Drachen geschlüpft, hin und wieder sogar braune oder lilafarbene, die ihre Farbe aber niemals an die nächste Generation weitergeben konnten. Nur ganz selten wurden bei Mischehen rote Drachenbabys geboren. Irgendwie schienen sich Blau und Grün leichter zu vererben.
    Eines Tages hatte ein rotes Drachenweibchen, das mit einem grünen Männchen zusammen war, fünf Eier gelegt. Nur aus einem schlüpfte ein roter Drache, ein Männchen. Seine Eltern nannten ihn Verun.
    Verun wuchs heran zu einem der schönsten Drachenmännchen, das in Tharsya je gesehen wurde. Er war groß und stattlich, sogar für Drachenverhältnisse. Seine Haut hatte ein so unglaubliches Rot, dass er, wenn er in der Sonne spielte, regelrecht zu strahlen schien. Alle bewunderten ihn. Das

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