Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen
Drache sah ihn forschend an.
„Ich wollte nur nach dem Wetter sehen“, behauptete der Elf. Der Drache schaute ihn weiter an, ohne ein Wort zu erwidern.
„Und ich hab mir überlegt, wie ich mich nützlich machen könnte“, fuhr Floritzl fort.
Keine Antwort. Der Drache starrte ihn weiter an. Der Elf starrte zurück. Schließlich hielt er es nicht mehr aus.
„Er ist weg!“, klagte er und deutete nach draußen.
„Ja, das ist er“, bestätigte Andrak.
„Aber das ist doch gar nicht seine Art! Er ist sonst immer träge und eher langsam. Und er kann sich eigentlich nie entscheiden!“
„Aber er glaubt fest an den Zauberer.“
„Versteh ich nicht. Es sind alte Geschichten, ganz nett, um sich die Zeit zu vertreiben, mehr nicht.“
„Du vergisst, dass sie auch von den roten Drachen handeln, Floritzl. Die gibt es zweifellos, wie es den Anschein hat. Und Lumiggl ist davon überzeugt, dass es auch den Zauberer wirklich gibt. Eigentlich solltest du als sein bester Freund doch wissen, wie viel ihm die alten Legenden bedeuten.“
„Zugegeben, er hat sie immer viel ernster genommen, als jeder andere, den ich kenne, aber muss er dafür gleich sein Leben riskieren?“
„Wenn er sich nicht selbst wie ein Idiot fühlen will, weil er bisher an die alten Geschichten geglaubt hat, dann muss er beweisen, dass sie wahr sind.“
„Er ist so hilflos ohne mich. Was ihm da alles passieren kann – und keiner da, der ihn berät ...“ Floritzl schüttelte den Kopf über soviel Unverstand des Womblings. Eine Weile stand er schweigend da.
„Was soll ich jetzt machen?“, fragte er dann kläglich.
Andrak lächelte begütigend: „Es hat wenig Sinn, ihm jetzt noch nachzulaufen. Aber du kannst hier eine große Hilfe sein. Geh zu Bordeker, der kann dir sagen, wo noch zwei Hände gebraucht werden.“
In der Tat besaß der Bürgermeister offensichtlich nicht nur ein Talent mit Worten zu überzeugen, sondern war auch ein großartiger Organisator. Zumindest war er mit Eifer bei der Sache. Er saß an einem der Esstische (mit Blick auf den Drachen), der unter Haufen von Rindenblättern verschwunden war. Er war gerade dabei, Listen anzulegen, was an Vorräten vorhanden war, wo es war, und was noch gebraucht wurde, wobei er, an seinem Stift kauend, gerade über eine Einteilung in 'sehr wichtig', 'wichtig', 'hat noch Zeit' und 'entbehrlich' nachdachte. Außerdem hatte er eine Liste angelegt mit der Überschrift 'Was heute noch zu tun ist' und eine mit 'Was noch auf die Liste muss'. Lessa hatte ihm deshalb schon den Beinamen 'der Listenreiche' angehängt.
Als der Elf vor den Tisch trat, sah Bordeker auf.
„Ah, du bist wirklich geblieben? Hast recht.“ Er zwinkerte ihm zu. „Es reicht, wenn zwei hinter einem Zauberer herjagen, von dem keiner weiß, ob es ihn gibt.“
„Ja“, meinte Floritzl unsicher, „aber ich möchte nicht unnütz rumsitzen ...“
„Ah, wir haben eine Riesenauswahl an Tätigkeiten“, versicherte Bordeker und strahlte den Elf an. „Mal sehen ... zum Steineschleppen bist du zu zierlich. Wenn deine Flügel wieder in Ordnung sind, kannst du uns da natürlich gerne helfen. Aber fürs Erste würde ich sagen, du kannst dich bei den Vorräten nützlich machen. Oder hast du Erfahrung mit Waffen?“
Floritzl schüttelte den Kopf.
„Dachte ich mir. Na, macht nichts“, Bordeker klopfte Floritzl auf die Schulter. „Die wenigsten von uns wissen, wie man eine Waffe handhabt. Schätze, wir werden es unter Umständen alle schnell lernen müssen ... ja, das fällt unter 'hat noch Zeit'. Äh, geh am besten da rüber zu meiner Frau Lessa. Frag sie, was du tun kannst.“
Damit wandte sich Bordeker wieder seinen Listen zu und hatte bald schon wieder alles um sich herum vergessen, während er Dinge wie „vielleicht sollte ich noch ein Spalte 'absolut wichtig' einfügen“ vor sich hin murmelte.
Floritzl stolperte hinüber zu Bordekers Frau.
„Gut“, hieß Lessa ihn willkommen, „wir können immer Helfer brauchen. was kannst du denn?“
Floritzl zuckte die Achseln.
„Essenzen ziehen?“
„Nein.“
„Früchte einwecken?“
„Nein.“
„Marmelade kochen?“
„Nein.“
„Obst entsaften und eindicken?“
„Nein.“
„Gemüse sauer einlegen?“
„Nein.“
„Oder in Öl einlegen?“
„Nein.“
„Oder einsalzen?“
„Nein.“
„Sülze?“
„Nein.“
„Joghurt, Kefir, Dickmilch?“
„Nein.“
„Kräuter trocknen – Pilze dörren?“
„Nein.“
„Vom Backen verstehst du auch
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