Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen
sind die Damen schnell beleidigt und sehr nachtragend. Selbst wenn etwas ein dummes Versehen war und schon Jahre zurückliegt ... also, jedenfalls bräuchte sich keiner von uns bei ihnen sehen lassen. Er käme nicht mal bis zum Schloss!“
„Was? Und da habt ihr Lumiggl gehen lassen?“ Floritzl war entsetzt. „Und habt nichts zu ihm gesagt?“
„Ich habe ihm extra gesagt, er soll die Feen mit Hochachtung behandeln und ...“
„Hast du ihm auch gesagt, wie launisch sie sind?“
„Ich dachte, ich hätte es zumindest angedeutet.“
„Hast du, oder hast du nicht?“
„Nicht direkt, aber ...“ Bordeker hob beruhigend die Hände. „Also, für einen so wohlerzogenen Wombling wie ihn ist es nicht gefährlich! Nicht wirklich jedenfalls. Es ist nur, wie soll ich sagen? Dein Freund wird auf das eine oder andere Wesen treffen, das ihn vielleicht ein bisschen neckt ...“
„Neckt? Inwiefern neckt?“
„Ja, so in dem Sinne: in die Irre leiten – ein klein bisschen“, Bordeker machte eine betont wegwerfende Geste. „Wirklich nicht sehr!“
„Nicht sehr – wie sehr?“
„Och, höchstens eine Nacht lang ...“ Bordeker zuckte die Achseln.
„Aber dann irrt er ja womöglich schon irgendwo durch die Wildnis!“, brauste Floritzl auf.
„Schscht“, machte der Moosmann erschrocken, „man könnte dich hören!“
„Das nennst du nicht sehr?“ Floritzl senkte die Stimme. „Dann möchte ich nicht wissen, was in deinen Augen viel ist. Was hast du sonst noch so verschwiegen?“
„Nichts!“
„Ach wirklich?“
„Wirklich! Höchstens ...“
„Ja?“
„Nun ja, manchmal versetzen einen die Hollerweibchen in Schlaf ... nicht allzu lang ...“
„Wie lang?“
„E-ein, zwei Jahrhunderte?“
„Was?“
Den beiden fiel gar nicht auf, dass die Drachen längst verstummt waren und sie zunehmend besorgt beobachteten. Zumindest Floritzls Stimme war wirklich nicht mehr zu überhören. Aber auch Bordeker vergaß vor Aufregung zu flüstern, als er fortfuhr: „Manchmal nehmen sie einen auch mit in ihre Welt – es soll da die Kellergewölbe des Schlosses geben ...“
„Was?“
„Ja. Und da bleibt man dann, weil es da so schön ist ...“
„Schön! In einem Keller!“
„Ja, so sagt man. Es soll dort wunderschön sein, jeden Tag ein Fest und Musik und erlesene Speisen und man will gar nicht mehr weg!“
„Ach ja, so behandelt man Gefangene üblicherweise, wenn man sich dafür rächen will, dass sie einen geärgert haben!“ meinte Floritzl sarkastisch.
Bordeker kratzte sich am Kopf. Dieser Widerspruch war ihm noch gar nicht aufgefallen.
„Tja, dann geht es ihnen da wohl doch nicht so gut ...“
Floritzl starrte ihn an, dann wurde er zornig.
„Ihr habt meinen besten Freund ins sichere Verderben geschickt!“ schimpfte er. „Du und deinesgleichen, ihr lasst ihn da so unbedarft gehen, ohne ein Wort der Warnung, ohne triftigen Grund, nur wegen einer eingestaubten Legende, von der keiner weiß, ob sie überhaupt wahr ist! Ihr lasst ihn losziehen, ohne mit der Wimper zu zucken! Ihr seid gemein und verlogen! Ich muss ihn finden, bevor es zu spät ist! Lass mich los, ich muss ihn suchen!“
Floritzl riss sich von Bordeker los, der ihn am Arm ergriffen hatte, verlor das Gleichgewicht und stürzte kopfüber von Andraks Nacken in die Tiefe.
Normalerweise wäre so ein Sturz für einen Elf ein Riesenspaß, mehr nicht. Aber Floritzl litt noch immer an Muskelkater und jeder Flügelschlag schmerzte. Um den Sturz abzufangen war aber sogar heftiges Flattern erforderlich und das tat höllisch weh. Floritzl schaffte es trotzdem und landete sicher. Auf dem Boden stehend stöhnte er mehrmals gut hörbar. Denn bei allem Ärger über die hinterhältigen Moosleute war der Elf doch darauf bedacht, keinen Zweifel daran zu lassen, wie schlecht es ihm ging.
Andrak beugte sich besorgt zu ihm hinab: „Geht es dir gut? Hast du dich verletzt?“
Floritzl schüttelte heldenmütig den Kopf, verzog dann aber sicherheitshalber noch einmal schmerzvoll den Mund.
„Sicher habe ich mich zu heftig bewegt. Es ist alles meine Schuld“, grämte sich Andrak. „Das tut mir entsetzlich leid.“
„Es ist nicht deine Schuld“, tröstete Floritzl und tätschelte einen Zeh des Drachen. „Es lag nur daran, dass Bordeker behauptete, ihr hättet Lumiggl zu den Feen geschickt, weil die so launisch sind, dass ihr alle Angst hattet, selbst zu gehen.“
„Beim großen Gerstenkorn! Nicht so laut!“, rief einer der umstehenden Drachen
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