Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen
gekommen.“
Das Tal erwies sich als traditioneller Treffpunkt aus der Zeit, als die Drachen noch zahlreich gewesen waren. Nach einem noch relativ schmalen Zugang weitete sich der Platz. Seine Größe ließ die geringe Zahl an Drachen, die sich eingefunden hatte, nur noch kleiner erscheinen. Mit der Zeit traf noch der eine oder andere Nachzügler ein, einigen war ihr Alter anzusehen, sie mussten schon viele hundert Jahre alt sein, aber die Mehrzahl erschien stattlich und kraftvoll. Trotzdem gab es Floritzl einen Stich, als er erkennen musste, wie wenige Drachen es gab. Bei ihm zu Hause hatte man immer geglaubt, dass die Drachen so groß zahlreich wären, dass ihre Leiber den Himmel verdunkeln konnten, wenn sie alle zusammen flogen.
Schließlich, gerade als die Sonne den Berggipfel rot färbte, erhob ein besonders imposanter blauer Drache, der sich als Shendor vorstellte, seine Stimme, um alle zu begrüßen.
„Ihr wisst alle, was geschehen ist“, fuhr er fort. „Die roten Drachen sind zurück und sie haben Menschen mit spitzen Zähnen bei sich. Wir wissen nicht, wie viele es sind und was sie vorhaben. Aber die Erfahrung lehrte uns, mit dem Schlimmsten zu rechnen, wenn unsere roten Artgenossen im Spiel sind. Die Ältesten von euch erinnern sich sicher noch, wie sie damals als junge Drachenspunde am großen Krieg teilgenommen haben. Und uns allen sind die alten Legenden bekannt. Damals waren wir siegreich. Aber damals waren wir viele und obwohl wir zahlreich waren, brauchten wir die Hilfe der anderen Tharsyii. Heute sind wir nur noch wenige und wir sind allein.“
„Verzeih, wenn ich dich unterbreche“, ließ sich da Andrak vernehmen. „Ich weiß, ich bin mit Abstand der jüngste unter den Drachen – und ich bin noch nicht einmal ein richtiger Drache ...“ Die anderen Drachen widersprachen heftig, aber Andrak bat mit dem Heben einer Tatze um Ruhe. „Wie auch immer. Jedenfalls sind wir nicht allein. Die Spatzen sind schon in alle Himmelsrichtungen unterwegs ...“
„Das ist gut so, aber wird es viel nützen? Bis genug kampffähige Männer – falls es überhaupt genügend gibt – versammelt sind, ist vermutlich schon alles vorbei. Wir sind zu wenige, um die Roten so lange hinzuhalten“, warf ein grüner Drache ein.
„... Und ein tapferer Wombling ist unterwegs zu den Feen.“
Allgemeines Geraune erhob sich, während Andrak von Lumiggl und seiner Suche nach dem großen Zauberer berichtete.
„Selbst wenn sich der Mythos nicht bewahrheiten sollte, wird Lumiggl auf jeden Fall zu den Feen gelangen und vielleicht kann er sie überzeugen, dass ihre Hilfe wichtig ist. Er ist ein höflicher, sympathischer Kerl. Seine Aussichten sind gut, nicht nur aus der Sache heil herauszukommen, sondern sogar Erfolg zu haben.“
„Heil heraus zu kommen?“ Floritzl wandte sich verwundert an Bordeker, dem nicht wohl in seiner Haut zu sein schien. „Hast du nicht gesagt, der Weg sei nicht gefährlich?“
„Oh, der Weg ist auch nicht gefährlich“, versicherte Bordeker schnell. Nach einigem Zögern fügte er hinzu: „Der Weg an sich nicht.“
„Was soll denn das heißen? Du selbst hast gesagt, der Weg sei ungefährlich und die Feen sehr freundlich!“
„Also weißt du ...“, wand sich Bordeker unter den anklagenden Blicken des Elfs. „Im Grunde genommen ist das auch richtig. Nur ...“ Der Moosmann sah sich nach allen Seiten um und begutachtete auch auf das Genaueste den Rücken des weißen Drachen. Einmal schreckte er zusammen, bis er sich davon überzeugt hatte, dass der dunkle kleine Fleck auf einer der Schuppen ein Schlammspritzer und kein Käfer war. Dann murmelte er etwas davon, dass es zu dunkel sei, um den Boden absuchen zu können, aber andererseits säßen sie ja sehr hoch. Schließlich hatte er sich wohl dazu durchgerungen, Floritzl alles zu erzählen, denn er beugte sich zu ihm hinüber.
„Im Vertrauen, die Feen sind nicht sehr gut auf uns zu sprechen ...“ flüsterte er. „Unsere Jungen haben sie ab und zu beleidigt – gar nicht mit Absicht, dafür haben sie viel zuviel Respekt vor den Damen; mehr so aus Versehen ... na ja, es gibt da ein Gerücht, dass ein Junge vor langer Zeit einmal einer Fee einen Streich gespielt hat, nur einen ganz kleinen und seitdem sind sie, wie soll ich sagen, etwas empfindlich, natürlich im Grunde genommen ganz zu Recht ...“
Bordeker sah sich noch mal nach allen Seiten um, dann gab er sich einen Ruck und fuhr noch leiser fort: „Also, um ganz ehrlich zu sein,
Weitere Kostenlose Bücher