The Attack
und mit US-amerikanischer Unterstützung ein riesiges Blutbad anrichtete, was im Westen eine Euphorie auslöste, die sich im nachhinein so verwirrend ausnimmt, daß sie aus der Erinnerung ge-löscht wurde. Suharto blieb auch »unser Typ«, wie ihn die Regierung Clinton nannte, als er Verbrechen beging, deren Ausmaß im späten zwanzigsten Jahrhundert kaum eine Parallele finden.
Der fundamentalistischste aller Islam-Staaten neben den Taliban ist Saudi-Arabien, seit seiner Gründung ein Satellit der USA. In den achtziger Jahren bildeten die Vereinigten Staaten, unterstützt vom pakistanischen Geheimdienst sowie Saudi-Arabien, Großbritannien und anderen, die extremistischsten islamischen Fundamentalisten aus, die sie finden konnten, um den Sowjets in Afghanistan den größtmöglichen Schaden zuzufügen. Diese Bemühungen, so Simon Jenkins in der Londoner Times,
»zerstörten ein gemäßigtes Regime und führten zu einem fanatischen, das aus Gruppen bestand, die rücksichtslos von den Amerikanern finanziert wurden« (wobei die meisten Gelder vermutlich aus saudi-arabischen Quellen 58 Noam Chomsky
stammten). Zu denen, die indirekt davon profitierten, ge-hörte Usama Bin Ladin.
Ebenfalls in den achtziger Jahren unterstützten die USA und Großbritannien ihren Freund und Verbündeten Saddam Hussein, der zwar nicht sonderlich religiös war, aber, trotz seiner diversen Greueltaten, doch auf der »islamischen« Seite des »Kampfes der Kulturen« stand.
Und genau zu jener Zeit trugen die Amerikaner einen Krieg in Mittelamerika aus, der an die 200 000 gefolterte und verstümmelte Leichen sowie Millionen von Waisen und Flüchtlingen hervorbrachte. Ein Hauptangriffsziel der USA war die katholische Kirche, die dazu aufrief, sich für die Armen einzusetzen.
Zu Beginn der neunziger Jahre machten die USA, vor allem aus zynischen Machterwägungen heraus, bosnische Muslime zu ihren Satelliten, was diesen indes nicht gut bekam.
Wo also finden wir den »Clash«, den »Kampf der Kulturen«? Müssen wir folgern, daß es einen »Zusammen-stoß« mit der katholischen Kirche in Lateinamerika auf der einen und den USA samt der islamischen Welt und ihren radikalsten Elementen auf der anderen Seite gibt?
Natürlich ziehe ich eine solche Absurdität nicht in Erwä-
gung. Aber was müssen wir aus den Bündniskonstellationen vernünftigerweise folgern?
Für die von der CIA mobilisierten radikalen Islamisten und ihre Verbündeten ist klar, wen sie hassen. Die USA haben ihren Haß und ihre Gewalt unterstützt, solange sie sich gegen die Feinde der Vereinigten Staaten richteten.
Jetzt erkennen sie mit Schrecken, daß das, was sie nährten, sich nun gegen sie selbst richtet.
Zwar sind die Angriffe vom 11. September keine »di-rekte« Folge der US-amerikanischen Politik, indirekt, das Terrorismus und Zivilisation 59
ist unbestritten, aber schon. Es besteht kaum ein Zweifel daran, daß die Täter aus dem terroristischen Netzwerk kommen, dessen Wurzeln in den Söldnerarmeen liegen, die von den USA und anderen Ländern für den Kampf gegen die sowjetische Besatzung ausgebildet wurden. Die Hintergründe dieser ganzen Sache sind nach wie vor etwas dunkel. Dem ehemaligen Sicherheitsberater von Prä-
sident Carter, Zbigniew Brzezinski, zufolge, begann der Aufbau dieser Streitkräfte 1979. Jedenfalls behauptet er, Mitte jenes Jahres für die geheime Unterstützung von Mudschahedin-Kämpfern gegen die afghanische Regierung gesorgt zu haben, um die Sowjets zum Einmarsch in Afghanistan zu verleiten. Tatsächlich schickte die Regierung der UdSSR sechs Monate später Truppen in das Land, um die Regierung zu stützen. Die Folgen sind bekannt. Die Vereinigten Staaten bauten ein riesiges Söld-nerheer aus radikalen Islamisten auf, die zumeist nicht aus Afghanistan stammten, sondern, wie Bin Ladin, aus anderen Ländern der Region kamen.
Bin Ladin schloß sich den Kämpfern in den achtziger Jahren an. Er war an der Gründung der Terrororganisationen beteiligt, die wahrscheinlich noch heute existieren. Sie kämpften gegen die sowjetische Besatzungsmacht, trugen den Terror in das Gebiet der UdSSR und gewannen den Krieg, um dann ihren Aktionsradius zu erweitern. 1981
ermordeten sie Anwar el-Sadat, und 1983 vertrieben sie mit einem Selbstmordattentat das US-Militär aus dem Libanon.
1989 hatten sie ihren Heiligen Krieg in Afghanistan ge-wonnen. Als die USA in Saudi-Arabien militärische Stützpunkte errichteten, war das nach Meinung dieser Krieger mit der
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