The Attack
US-Außenministeriums. Obwohl die Sandinisten bekunden, die sozialistische Politik und anti-amerikanische Rhetorik der Vergangenheit ab-gelegt zu haben, zeigt Kochs Erklärung, daß die Regierung diese Behauptungen bezweifelt.
Die Zweifel sind verständlich, denn Nicaragua hat in den achtziger Jahren die USA so furchtbar angegriffen, daß Ronald Reagan sich am 1. Mai 1985 gezwungen sah, den »Ausnahmezustand« auszurufen, weil »die Politik und die Handlungen der Regierung von Nicaragua eine außergewöhnliche Bedrohung für die nationale Sicherheit und Außenpolitik der Vereinigten Staaten darstellen«. Die
»aggressiven Handlungen der nicaraguanischen Regierung in Mittelamerika«, die zu diesem Ausnahmezustand führten, beantwortete er mit einem Embargo.
Es ist also nur logisch, daß die USA verläßliche Garantien für gutes Verhalten benötigen, ehe sie einem von
Sandinisten geführten Nicaragua erlauben, sich dem von Washington geführten Bündnis der Gerechten im Kampf gegen den Terrorismus, den die USA seit zwanzig Jahren bestreiten, anzuschließen.
Oder nehmen wir die »Nordallianz«, die jetzt von
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Rußland und den Vereinigten Staaten gemeinsam unterstützt wird. Es handelt sich dabei um eine Ansammlung von Kriegsherren, die zuvor in Afghanistan für so viel Zerstörung und Terror gesorgt hatten, daß die Bevölkerung die Taliban mit offenen Armen empfing. Außerdem sind sie aller Wahrscheinlichkeit nach in den Drogentransfer nach Tadschikistan verwickelt. Sie kontrollieren den größten Teil der Grenze zwischen beiden Ländern, und Tadschikistan gilt als Dreh- und Angelpunkt für die Weiterleitung der Drogen nach Europa und den USA.
Wenn die Vereinigten Staaten dem Beispiel Rußlands folgen und diese Streitkräfte für eine Offensive bewaffnen, wird der Zufluß von Drogen unter den herrschenden Be-dingungen chaotischer Flüchtlingsströme zunehmen.
Im übrigen betreiben die Vereinigten Staaten ihren internationalen Terrorismus wie eh und je. Nehmen wir einige vergleichsweise bescheidene Beispiele. Alle hier bei uns waren entsetzt über den Bombenanschlag von Okla-homa2, und einige Schlagzeilen verkündeten damals:
»Oklahoma City sieht aus wie Beirut.« Nirgendwo
wurde darauf hingewiesen, daß auch Beirut wie Beirut aussieht, was zum Teil damit zusammenhängt, daß die Regierung Reagan dort 1985 einen terroristischen Bombenanschlag verübte, der dem von Oklahoma City sehr ähnelte. Vor einer Moschee war ein Lastwagen mit einer Bombe geparkt worden, deren Zünder so eingestellt war, daß möglichst viele Leute beim Verlassen der Moschee getötet werden sollten. Einem Bericht der Washington Post zufolge, der erst drei Jahre danach erschien, wurden 80 Menschen getötet und 250 verletzt, darunter sehr viele Frauen und Kinder. Zielobjekt des Anschlags war ein muslimischer Geistlicher, den die US-Regierung haßte.
Aber sie verfehlte ihn. Und welchen Namen soll man ei-30 Noam Cbomsky
ner Politik geben, die zum Tod von vielleicht einer Million Zivilisten und einer halben Million Kinder im Irak führt, während die Außenministerin erklärte, das sei der Preis, den man zahlen müsse? Die Unterstützung israelischer Greueltaten ist ein anderer Fall.
Oder denken wir an den Krieg der türkischen Regierung gegen die Kurden im eigenen Land, für den die Regierung Clinton 80 Prozent der Waffen stellte. Es handelt sich hierbei um einen der schlimmsten Feldzüge in den neunziger Jahren, über den kaum etwas bekannt wurde, weil die USA dafür mitverantwortlich waren. Und wenn unhöflicherweise doch einmal die Rede darauf kam, war es eben ein marginaler Fleck auf unserer ansonsten weißen Weste im entschlossenen Kampf gegen Unmenschlichkeit überall auf dem Planeten.
Ferner ist da noch die Zerstörung der pharmazeutischen Fabrik Al-Shifa im Sudan, eine kleine Fußnote in der Geschichte des staatlichen Terrors, die schon bald in Vergessenheit geriet. Wie hätten die USA reagiert, wenn die Organisation von Bin Ladin dort die Hälfte der pharmazeutischen Vorräte samt den technischen Her-stellungsapparaturen in die Luft gesprengt hätte? Der Vergleich ist zwar unfair, doch die Folgen für den Sudan sind sehr viel schlimmer. Wir aber sagen nur: »Oh je, ziemlich schlimm, ein Versehen. Gehen wir zum nächsten Thema über.« In anderen Regionen denkt man nicht so. Wenn Bin Ladin diese Bombardierung erwähnt, stößt er auch bei denen auf Widerhall, die ihn fürchten oder verachten.
Die Zerstörung
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