The Bards Tale 01 - Die Burg der Verräter
aufhören zu singen, Kevin.«
Das Licht wurde schwächer, weil die Stimme des Bardlings so bebte, daß er kaum die Melodie halten konnte. Er brach unvermittelt ab, und sofort war es in der Baumhöhle wieder dunkel.
»Kevin? Was ist los, Junge? Was stimmt nicht?«
»Ich … ich weiß nicht … Ich … Eliathanis …«
»Oh, zur Hölle, Kind, du brauchst nicht verlegen zu sein. Es ist nichts Falsches daran zu trauern, ob bei Frau oder Mann.«
Kevin kämpfte trotzdem mit sich, bis er die Tränen zurückgedrängt hatte. »Ich … Ich habe ihn nicht verstanden!«
»Wen? Naitachal?«
»Wie kann er plötzlich so … so kalt sein? Eliathanis war sein Freund! Warum trauert er nicht?«
»Ach Kevin.« Lydias Stimme war sehr zärtlich. »Das tut er. Hinter dieser Kälte verbirgt er nur seine wahren Gefühle. Sieh mal, ich habe eine Menge Leute sterben sehen. Zu viele«, fügte sie leise hinzu. »Das gehört dazu, wenn man eine Kriegerin ist. Ich habe eine Menge von ihnen beklagt. Das gehört dazu, wenn man Kriegerin ist.
Echte Trauer kann man nicht befehlen. Sie bricht aus dir heraus, wann und wo sie will.«
Auf einmal seufzte Lydia lange und müde auf. »Weißt du was? Ich genieße das Reisen und all das, aber manchmal, in Zeiten wie solchen, wünschte ich mir wirklich, ich hätte ein Zuhause, zu dem ich zurückkehren kann.«
Sie hielt nachdenklich inne und fügte dann mit einem verlegenen Lachen hinzu: »Wie die Burg, die wir gerade verlassen haben. Wenn sie nicht schon von dieser Hexe und ihrem Komplizen bewohnt würde, wäre sie ein guter Platz, sich niederzulassen. Trotz all der Unruhe strahlte sie eine wirklich heimelige Atmosphäre aus. Oder findest du das zu verrückt?«
»Ganz und gar nicht.« Kevin straffte sich und schaute in der Dunkelheit in ihre Richtung. »Es hat Zeiten gegeben, da habe ich mich in dieser Burg echt mies gefühlt, das muß ich zugeben. Aber abgesehen davon, trotz dieser beiden … Kreaturen und der ekligen Knappen könnte die Burg wirklich ein guter Ort zum Leben sein!«
Er tastete nach dem Koffer und packte die Laute wieder hinein. »Na gut. Wir sollten nicht davon träumen, den Mond herunterzuholen, wie Meister Aidan sagen würde.«
Lydia kicherte leise. »Oh, das weiß ich nicht so genau.
Träume sind nichts Schlechtes. Und manchmal – wer weiß? Manchmal fängt man den Mond.« Kevin hörte die trockenen Blätter rascheln, als sie sich ausstreckte. »Nun komm, Kind, genug geredet. Ich habe den Verdacht, daß wir in den nächsten Tagen ein ziemlich hektisches Leben führen werden. Also laß uns lieber schlafen, solange wir die Gelegenheit haben. Wenn wir uns an Naitachal kuscheln, sollte uns warm genug sein. Hungrig, mitgenommen und grün und blau geschlagen«, setzte sie ironisch hinzu, »aber warm.«
»Kevin!«
Das heftige Zischen ließ den Bardling mit einem Ruck hochschrecken. »Naitachal?« In der Baumhöhle war es nicht mehr so dunkel, wie es vorher gewesen war, aber selbst jetzt schimmerten die Augen des Dunklen Elf noch von dem unheimlichen roten Licht. »Was …?« Kevin setzte sich kerzengerade auf. »Carlotta! Hat sie …?«
»Sie hat uns nicht gefunden. Noch nicht. Aber ich habe gespürt, wie ihre Zauberkunst uns gerade gestreift hat.
Sie hat ihre Häscher ausgeschickt.«
»Keine menschlichen Häscher«, fügte Tich’ki hinzu und setzte sich einen Augenblick auf Kevin. »Jedenfalls nicht alle. Das habe ich auch gespürt.«
»Ich glaube kaum, daß wir einem von ihnen gern begegnen möchten«, fügte der Dunkle Elf ironisch hinzu.
»Also kommt. Wir müssen uns beeilen.«
Wenigstens hatte es aufgehört zu regnen. Dieser Bonus wurde ihnen gewährt. Aber der Tag entwickelte sich zu einem Alptraum. Sie waren auf der Flucht, rutschten im Schlamm und auf nassen Blättern aus und schlugen sich durch das Unterholz, das undurchdringlich schien.
Sie hatten kaum einmal Gelegenheit, einen Schluck Wasser aus einem Fluß zu trinken oder eine Handvoll Beeren zu kauen. Die erfahrene Jägerin Lydia führte sie an und zeigte ihnen, wie sie alles, das vielleicht ihrem Geruch folgte, abhängen konnten, indem sie einen Fluß erst überquerten und dann wieder durchquerten, wie sie Fußabdrücke vermeiden konnten, indem sie über Felsen oder umgestürzte Bäume gingen.
»Ha, warum habe ich nur nicht vorher daran gedacht?«
rief Tich’ki plötzlich während einer ihrer seltenen Ruhepausen aus. »Ich kann helfen. Ich werde unsere Spur vollkommen verwischen!«
»Nicht durch
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