The Bards Tale 01 - Die Burg der Verräter
ihrer grünen Augen wurde plötzlich scharf.
»Und mit niemand Geringerem als einem Weißen und einem Dunklen Elf. Also, Lydia? Willst du mir nicht hinaufhelfen?«
»Ihr … Ihr reitet mit uns?« fragte Kevin. Im nächsten Moment mußte er die Zügel seines erschreckten Pferdes packen, als Tich’ki mit summenden Flügeln hochschoß und sanft hinter der Kriegerin auf dem Pferd landete.
»Willst du mich daran hindern?«
»Nein. Nein, selbstverständlich nicht. Es ist nur … na ja … ich wüßte nicht, daß jemals einer von Eurem Volk Freundschaft mit einem von meinem geschlossen hätte.«
»Nein, und das wirst es wahrscheinlich auch nie wieder geben.«
Lydia lachte. »Tich’ki und ich sind uns sehr ähnlich.
Wir mögen es beide nicht, zu lange an einem Ort eingeschlossen zu sein. Ich habe sie das erste Mal getroffen, als sie einer Meute Jagdhunden in die Fänge geraten war.«
»Und ich habe dich später vor den wütenden Jägern gerettet.« Tich’ki kniff die Amazone kurz und heftig.
»Also werd bloß nicht überheblich.« Sie drehte sich herum, um Kevin einen prüfenden Blick aus grünen Augen zuzuwerfen. »Es ist so, Junge. Lydia und ich reisen gelegentlich zusammen. Doch glaube nicht, nur weil ich sie toleriere, hätte ich eine Zuneigung zu allen Menschen gefaßt.«
»Ah.« Wenn eine Fee so allein auf sich gestellt war, Reiselust hin oder her, konnte das nur bedeuten, daß sie von ihrem eigenen Volk verstoßen worden war – vermutlich, weil sie sich mit einem Menschen abgegeben hatte.
Kevin wußte nicht, was er sagen sollte. »Nun, willkommen bei unserer Truppe«, stammelte er schließlich. »Wir suchen nach der Nichte des …«
»Das weiß ich schon längst!« unterbrach Tich’ki ihn ungeduldig und ließ die Flügel surren. »Ich habe genausoviel wahrsagerisches Talent wie diese beiden ungeschlachten Elf-Männer. Ich war nur deshalb nicht oben auf der Burg, weil ich nicht von einem trampeligen Flegel plattgetreten werden wollte.«
Wahrscheinlicher ist, dachte Kevin, daß die Menschen solch eine gefährliche kleine Kreatur nicht hineingelassen haben!
Tich’ki machte es sich mit gefalteten Flügeln im Damensitz hinter Lydia bequem, weil sie zu klein war, um rittlings zu reiten. »Ich möchte ebenfalls herausfinden, was mit diesem einfältigen Mädchen geschehen ist.«
»Sie ist nicht einfältig!« widersprach Kevin hitzig, unterbrach sich jedoch, als er Tich’kis Grinsen bemerkte.
Zu spät erinnerte er sich an einen anderen gemeinen Charakterzug von Feen: Sie liebten es, Menschen zu quälen, so oder so. Und ich bin mitten in ihre Falle getappt!
»Jetzt sind wir fünf«, bemerkte Naitachal finster.
Tich’ki starrte ihn an. »Ihr werdet noch froh darüber sein, Dunkler Elf! Gut, genug davon. Los geht’s!«
Als sie tiefer in das Unterholz eindrangen, überwucherte das Gebüsch beinah den Weg und zwang sie dazu, hin-tereinander zu reiten. Dichtbelaubte Wipfel schluckten immer mehr Sonnenlicht, bis sie schließlich von gedämpftem, grünem Zwielicht umgeben waren. Plötzlich fluchte Lydia leise, stieg ab und schaute verärgert auf den Boden. »Verdammt!«
»Was ist los?« fragte Kevin. »Habt Ihr die Spur verloren?«
»Nein, nein, die Spur ist noch da … Ich kann sie nur einfach in diesem Dämmerlicht nicht sehen.«
»Eine Fackel …«
»Fackeln flackern zuviel, werfen zuviele störende Schatten.« Sie schaute zu den Elfen hinauf. »Einer von euch muß mir ein schönes, gleichmäßiges Licht spenden.«
Eliathanis zögerte. »Das kann ich nicht«, gestand er dann zögernd ein. »Ich bin Krieger, kein Zauberer. Die einzige Magie, derer ich fähig bin, ist die, die meiner Rasse angeboren ist.«
»Keine Lichtzauber, was? Tich’ki, daß du keine beherrschst, weiß ich.«
Die Fee zuckte mit den Schultern. »Ich kann nicht alles wissen. Ich habe Besseres zu tun, als Zaubersprüche zu lernen.«
Eine Fee, die keine große Zauberin war? So etwas hatte Kevin noch nie gehört. Vielleicht war das ja der Grund, warum sie von ihrem Volk verstoßen worden war.
Lydia wandte sich an Naitachal. »Was ist mit dir, Dunkler Elf?«
Naitachals Augen glommen unheimlich in der Finsternis. »Mein Volk hat wahrhaftig keine Verwendung für Lichtzauber.«
»Na großartig.« Lydia sprang auf die Füße. »Dann können wir genausogut hier lagern. Wir werden nirgendwo hingehen.«
»Wartet.« Kevin holte mit klopfendem Herzen die Laute heraus und stimmte sie sorgfältig. Eines der magischen Lieder, das sein
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