The Bards Tale 01 - Die Burg der Verräter
war nur in diesem Manuskript verborgen? Es war unbefriedigend, sich nur auf eine winzige Kristallkugel verlassen zu müssen! Sicher, eine Kristallkugel war das mächtigste Hilfsmittel, das jemand ohne angeborene Zauberkraft benutzen konnte, das wußte der Graf, es war jedoch trotzdem so unzulänglich, daß es zum Verrücktwerden war! Wenn er nur hätte erraten können, was D’Riksin da ausgeplaudert hatte. Irgend etwas über einen Zauberspruch … eine Fee …
Eine Fee?
Der Graf versteifte sich, als er plötzlich verstand, und bemühte sich, sich nichts anmerken zu lassen. Natürlich!
dachte er. Kein Wunder, daß Carlotta sich so viele Jahre versteckt hatte! Sobald sie nach dem gescheiterten Anschlag auf König Ambers Leben ihre Stärke wiedererlangt hatte, mußte sie die Existenz dieses magischen Manuskripts gespürt haben. Ha, wie sie das in Panik versetzt haben mußte! Volmar nahm an, daß Carlotta sich bemüht hatte, das Ding aus der Entfernung zu kontrollieren, aus Angst, daß sie die Magie des Buchs in Gang setzen könnte, wenn sie ihm zu nah kam, und damit für sie alles zu Ende war.
Und dann hat der gemeine Meister Aidan beschlossen, den Einsatz zu eröffnen, wie ein Spieler sagen würde, und nach dem Manuskript geschickt. Das hat dich aus deinem Versteck getrieben, nicht wahr, Carlotta?
Man stelle sich vor! All die Jahre hatte er sich gefragt, woher Carlottas unheimliche, kostbare Gabe der Zauberkraft kam, dabei war die Antwort doch so offensichtlich!
Ihre mysteriöse, unbekannte Mutter war gar kein Mensch gewesen!
Volmar konnte nur mühsam ein triumphierendes Lachen unterdrücken. Wenn bekannt wurde, daß die edle und mächtige Prinzessin-Zauberin gar nicht ganz menschlich war, sondern halb von einer Fee abstammte … Das Gesetz schrieb eindeutig vor, daß niemand von Feenblut jemals die Krone tragen durfte. War sie unmaskiert, würde das ihren sicheren Anspruch zu einem höchst unsicheren Unterfangen machen.
Sieh an, sieh an, ist das nicht interessant? Ich werde dein kleines Geheimnis für mich behalten, Carlotta.
Denn wenn du versagst, werde auch ich scheitern.
Doch hatte sie den Thron erst einmal gewonnen und saß er neben ihr, nun, dann würde es einige Veränderungen geben. Und was für welche!
Carlotta lief immer noch ruhelos hin und her, und Volmar hätte ihr zu gern befohlen, stehenzubleiben. »Du hast das Manuskript immer noch nicht gefunden«, sagte sie ohne Vorwarnung, und er schrak zusammen. »Schau mich nicht so überrascht an, Mann. Ich habe dich ebenfalls beobachtet.«
Plötzlich blieb die Zauberin stehen und schaute in die Flammen. Ihre Augen glühten vor Ungeduld. »Es muß irgendwo in der Bibliothek sein, natürlich muß es das, selbst wenn wir es nicht sehen können. Es gibt schließlich auch Zaubersprüche, die Dinge verschwinden lassen.
Was verzaubert werden kann, kann auch entzaubert werden. Mit Zeit. Und ohne Störung. Zum Beispiel durch diesen Narren von einem Bardling! Verdammt soll er sein! Wir müssen ihn von dieser Burg fernhalten!«
»Aber er sitzt doch in Westerin fest«, meinte Volmar beruhigend. »Meine gemieteten Häscher jagen ihn.«
»Ha! Diese Bande von Versagern! Wenn sie auch nur annähernd so geschickt wie deine Arachnia sind, finden sie wahrscheinlich nicht einmal ihre eigenen Füße!«
»Der Junge hat keine Chance, aus der Stadt zu entkommen«, behauptete der Graf schnell. »Wenn meine Männer ihn nicht erwischen, wird er im Gefängnis landen oder …«
»Ich glaube keinen Augenblick daran! Bis jetzt hatte der Junge unheimliches Glück, und es gibt keinen Grund, daß sich daran etwas geändert haben sollte.«
»Könnt Ihr ihn nicht … ehm … beseitigen?«
»Du meinst töten? Aus dieser Entfernung?« Carlotta lachte schrill auf. »Ich bin keine Göttin, Mann! Kein Sterblicher kann so weite Todeszauber aussenden! Außerdem«, fügte sie nachdenklich hinzu, »weiß ich auch gar nicht, ob ich ihn tot sehen will … noch nicht … nicht, bis ich Zeit habe, ihm eine ordentliche Falle zu stellen.
Eine, die sowohl den Jungen als auch das Manuskript fängt … Ja!«
Sie wirbelte herum und starrte den Grafen an. Ihre Augen waren weit geöffnet und strahlten in einem kalten, fremdartigen Licht. »Du darfst zusehen, Volmar. Aber rühr dich nicht vom Fleck. Und sag kein Wort. Bei deinem Leben, versuch nicht, dich einzumischen.«
Sich bei Hexerei einmischen? Hielt sie ihn für verrückt?
»Selbstverständlich nicht«, erwiderte der Graf hitzig.
Volmar
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