The Bards Tale 01 - Die Burg der Verräter
hatte keine Ahnung, was Carlotta da murmelte. Er war sich nicht einmal sicher, welche Sprache es war. Aber die deutlich ausgesprochenen Silben schienen noch lange in seinen Ohren nachzuklingen, ließen einen Schauer über seine Arme laufen und lösten ein schmerzhaftes Ziehen in seinen Knochen aus, bis er sich mit jeder Faser seines Körpers danach sehnte, sich umzudrehen und wegzulaufen. Volmar wußte jedoch, daß dies sein Ende sein würde. Also blieb er stehen und ertrug es. Mit Mühe unterdrückte er einen Schrei, als das Kaminfeuer plötzlich hart und glatt wie Eis wurde. Oder – wie ein Spiegel.
Es war ein Spiegel, tatsächlich, doch das, was er reflektierte … Volmar wagte nicht, sich von der Stelle zu-bewegen, und spähte über Carlottas Schulter. Er sah plötzlich, wie die Gestalt eines Mannes klare Umrisse gewann, als würde man ihn durch ein geöffnetes Fenster sehen.
Was, wer …?
Es war kein Jüngling. Er war ein richtiger Mensch, ein Mann – jedenfalls schien es so – mittleren Alters. Seine untersetzte, kräftige Gestalt wurde von einem faltenreichen schwarzen Umhang halb verborgen. Die Kapuze verhüllte fast ganz das scharfe, schroffe Gesicht und den ergrauten Bart. Die Augen des Fremden waren ebenfalls grau und strahlten mit magischer Kraft aus dem Schatten der Kapuze hervor. Doch ebenso war eine alterslose Müdigkeit zu spüren. Als wenn, dachte Volmar unbehaglich, dieser Mann alle Laster, die die Menschheit kannte, gekostet hätte und von ihnen gelangweilt war.
Wer und was auch immer er war, der Mann kannte offenbar Carlotta. Der Blick seiner schrecklichen Augen wurde zwar nicht herzlicher, aber er neigte ehrfürchtig, wenn auch widerwillig, den Kopf.
»Prinzessin.« Seine Stimme war schwach, aber klar.
»Was verlangt Ihr?«
»Ihr habt nicht vergessen, nicht wahr, Alatan? Ihr habt Eure Schuld an mich nicht vergessen?«
Die grauen Augen glitzerten verärgert. »Nein. Das habe ich nicht. Die Narren hätten mich als Zauberer verbrannt, wenn Ihr nicht eingegriffen hättet. Sagt, was Ihr von mir wollt, Prinzessin Carlotta. Es wird geschehen.«
»Das wird es, wahrhaftig«, schnurrte die Prinzessin.
»So hört.« Sie verfiel wieder in die fremdartige Sprache, mit der sie auch diesen Flammenspiegel geschaffen hatte.
Die Sprache der Zauberei, dachte Volmar und wünschte sich von ganzem Herzen, irgendwo anders zu sein.
Doch er konnte sich keine Empfindlichkeit leisten, nicht, wenn er neben Carlotta auf dem Thron sitzen wollte.
Als die Hexe fortfuhr, dem zögerlich gehorchenden Alatan Befehle zu geben, zwang Volmar sich, stolz wie ein König dazustehen.
Doch nachdem Carlotta den Spiegelzauber verbannt hatten, und die Flammen nur noch bloße Flammen waren, sackte der Graf wieder zusammen.
»Wer ist dieser Alatan?« traute er sich dann zu fragen.
»Ein Bundesgenosse, auf Gedeih und Verderb.«
»Er erwähnte, Ihr hättet ihn davor bewahrt, als Zauberer verbrannt zu werden.« Volmar sagte es zweifelnd, denn Nächstenliebe war kaum eine von Carlottas hervorstechendsten Charakterzügen. »Ich nehme an, daß jemand ihn fälschlich beschuldigt hat?«
Carlottas Lächeln war trügerisch entzückend. »O nein.
Alatan ist tatsächlich ein Zauberer. Und zwar ein sehr mächtiger und sehr unangenehmer. Der arme Kevin!«
fügte sie hinzu. »Ich empfinde beinah … Mitleid für ihn!«
13. KAPITEL
Kevin seufzte. Er und der Rest der Truppe hatten seit einer Ewigkeit versucht, ein Tor zu finden, durch das sie Westerin verlassen konnten. Und zwar eins, das nicht von der Bande oder den Wachen beobachtet wurde. Bis jetzt hatten sie keinen Erfolg gehabt. Nach all dem Herumgehetze taten ihm die Füße weh, die Laute schien schwerer geworden zu sein und sein Magen schrie nach Nahrung – und zu allem Überfluß wurde es auch noch Nacht.
»Ich denke, wir können nichts weiter tun als einen Platz suchen, an dem wir die Nacht verbringen können«, sagte er müde, nachdem sie sich wieder an dem kleinen Platz versammelt hatten. »Wir werden morgen früh versuchen, einen Weg hier heraus zu finden.«
»Gute Idee.« Lydia grinste bedauernd. »Ich kann zwar den ganzen Tag auf einem Schiff oder an Land herumlaufen, aber diese Pflastersteine sind verdammt hart unter den Füßen!«
»Es wird ziemlich verdächtig aussehen, wenn wir alle zusammen in eine Herberge marschieren«, sagte Naitachal nachdrücklich. »Wir sind nicht gerade eine gewöhnliche Mischung von Leuten.«
»Für mich ist das kein Problem.« Tich’ki
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