The Bards Tale 01 - Die Burg der Verräter
Magier!
O ja, die Chance war einfach zu gut, um sie zu vertun!
Der Bardling bedeutete Naitachal mit einer Handbewegung, weiterzumachen. Der Dunkle Elf runzelte die Stirn, spielte jedoch gehorsam erneut ›Die Mädchengirlande‹.
Und diesmal sang Kevin den fröhlichen, lustigen Text zur Musik.
»Als ich an einem Frühlingstag spazierenging, sah ich ein blondes Mägdelein.
Kommt, sammelt den Duft des Mai,
den Flieder und die Rosen –
oh, die Gänseblümchen und die Veilchen –
oh, um ein hübsches Sträußchen zu machen –
oh das ihr euch aufs Haar setzen könnt.«
Zunächst stockte Naitachal, weil er sich damit ablenkte, Kevins Gesang zuzuhören. Doch dann lauschte er auf den Vortrag, ohne auf die Worte zu achten, spielte weiter und lächelte.
Wie der Bardling gehofft hatte, umgarnte die beschwingte, vergnügte Melodie und der Text rasch die anderen. Zuerst Lydia, die kaum merkte was sie tat, als sie mit dem Fuß im Takt der Musik tappte. Dann begann Tich’ki mitzusummen, ihre Feenstimme hoch und süß wie Vogelgezwitscher. Eliathanis kämpfte kurze Zeit dagegen an, doch schließlich gab er auf und sang die Worte in seinem klaren Elfentenor.
»Ach, nun kommt schon!« spöttelte Kevin. »Ihr könnt das noch viel besser!«
Und ob sie das konnten. Sie taten es auch. Vom Spott des Bardlings herausgefordert lachten sie und ließen ihre Stimmen laut erklingen. Kevin, der sie leitete, lächelte, während er sang und spürte, wie die Wälle des Mißtrauens zusammenbrachen, aufgelöst von der reinen Freude an der Musik.
Schließlich hörten sie atemlos auf. Eliathanis hüstelte nervös, machte einige verlegene Bewegungen, stand schließlich auf und trat neben den Dunklen Elf.
»Ich scheine Euch immer wieder um Verzeihung bitten zu müssen«, sagte er zu Naitachal, »aber … ich muß es erneut tun.« Der Weiße Elf schüttelte den Kopf. »Ich bin ein Krieger, kein Zauberer, aber das ist keine wirkliche Entschuldigung. Ich hätte Liathania Safainis erkennen müssen, wenn ich ihr begegne.«
Naitachal schaute den ratlosen Kevin an. »Das läßt sich nicht sehr gut in menschliche Sprache übersetzen. Es bedeutet … hm … ›Explosion von angestauter Macht‹
entspricht ihm wohl am ehesten. Dabei ist eingeschlossen, daß diese Explosion nicht die Schuld des Magiers ist.«
»Genau!« fiel Eliathanis ein. »Naitachal, wir haben genug Feinde bekämpft und uns gegenseitig gestritten …
ich hätte wissen müssen, wer und was du bist.«
»Ein Dunkler Elf«, bemerkte Naitachal trocken. »Ein Geisterbeschwörer. «
»Pah, vergiß es!« Der Weiße Elf machte eine abschätzige Handbewegung. »Ihr hattet keine Wahl.« Er hielt inne, und Kevin sah, wie sich seine helle Haut in dem dämmrigen Licht rötete. »Vorurteile sind keine Sache der Logik«, begann Eliathanis dann von neuem. »Aber sie sind verdammt schwer zu überwinden. Wofür ich der beste Beweis bin.«
»Wir sind, was wir sind.«
»Spotte nicht. Es fällt mir auch so schon schwer genug, es auszusprechen. Naitachal, ich … nun, sieh, ich muß zugeben, daß ich es in meinem Leben ziemlich leicht hatte. Ich wurde mit Liebe und im Licht erzogen.
Ich hatte niemals den geringsten Zweifel daran, wer ich war oder was ich werden würde. Aber du – ich kann mir den Kampf nur vorstellen, den du geführt hast, um du selbst zu sein, um deine eigene Seele zu befreien.«
»Was willst du da eigentlich sagen?«
»Ehm … ich weiß nicht. Vielleicht, daß das Du , was du erschaffen hast, etwas ist, worauf du stolz sein solltest. Vielleicht, daß es gleichgültig ist, was mein Volk von dir hält, oder deines von mir. Ich weiß, daß du, Naitachal, nicht mein Feind bist und niemals sein kannst.
Einverstanden?«
Die Zähne des Dunklen Elfs schimmerten, als er plötzlich lächelte. »Einverstanden!«
»Großartig«, ertönte Lydias gequälte Stimme aus der Dunkelheit. »Können wir uns nun alle einen Kuß geben, jeden Streit beilegen und vielleicht endlich eine Runde schlafen?«
Als Kevin sich das vorstellte, fand er es so albern, daß er anfing zu kichern. Er kicherte immer noch, als er sich zum Schlafen hinlegte, aber es steckte auch eine Menge Erleichterung in diesem Humor.
Endlich Frieden , dachte er und fügte einen stillen Dank an den Geist der Musik hinzu.
17. KAPITEL
Doch als sie den zweiten Tag friedlich durch beschauliche Felder und Wälder ritten und immer höher in die Berge hinaufkletterten, ohne etwas anderes zu Gesicht zu bekommen als
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