The Bards Tale 01 - Die Burg der Verräter
durchwirkt. Man legte Kevin eine Goldkette um den Hals, befestigte einen Zierdolch am Gürtel, und dann führte man ihn eilig zurück in den Großen Saal.
Der Rest seines Trupps war bereits da, ähnlich prächtig ausstaffiert. Lydia war wirklich wunderschön in einem bernsteinfarbenen Kleid (Kevin konnte sich gut vorstellen, was sie gemeint hatte, als sie sagte, ihre Beine würden von Röcken eingeengt werden). Ihr lockiges Haar wurde von einem Netz aus goldenen Fäden gebändigt. Die beiden Elfen wirkten unmenschlich elegant, wie zwei Brüder edler Abstammung, hell und dunkel, aus den Anfängen der Magie. Eliathanis’ blasse Haut wurde von einer weichen blauen Seidenrobe exquisit hervorgehoben, während Naitachals dunkler Teint vor dem Hintergrund des tiefen Rots seines samtenen Mantels noch exotischer wirkte.
Doch alle schienen sich in diesem geborgten Putz genauso unwohl zu fühlen wie Kevin.
»Ah, da seid Ihr ja!« rief der Graf herzlich aus.
Er war noch prächtiger gekleidet als zuvor. Um seine Schultern lag ein blauer Umhang mit kostspieligem Hermelinbesatz, die goldenen Amtsketten glitzerten auf seinen Schultern, und eine juwelenbesetzte Samtkappe funkelte auf seinem Kopf. An seiner Seite saß Charina, auf einem Stuhl, der ein wenig tiefer stand als der des Grafen. Sie hatte die Augen züchtig gesenkt, und ihr Haar wurde von einem Reif aus Kristall zurückgehalten.
Elegant gekleidete Soldaten des Grafen standen im Halbkreis hinter dem Podest.
»Jetzt«, verkündete der Graf, »können wir mit der Zeremonie beginnen!«
»Zeremonie?«
»Es macht Euch doch nichts aus, mir Lehnstreue zu schwören, mein Junge, nicht wahr? Es ist selbstverständlich nur eine Formalität, doch man muß den Schein wahren.«
»Ehm, ja, ich meine, nein, will sagen …«
»Gut! Schön, daß wir das geklärt haben. Und jetzt kommt. Wir müssen diese Sache ordnungsgemäß erledigen!«
» Welche Sache? Was habt Ihr …?«
»Nein, nein, Fragen könnt Ihr später stellen! Wenn Ihr jetzt …« Graf Volmars schwungvolle Armbewegung schloß Lydia und die Elfen ein. »… zurück bis zur Stirnseite des Saals gehen und beim Signal des Trompeters erneut eintreten würdet …?«
Kevin schaute die anderen verwirrt an. Lydia zuckte mit den Schultern.
»Warum nicht? Je schneller wir dies hinter uns bringen, was auch immer ›dies‹ sein mag, desto eher können wir anfangen, Fragen zu stellen.«
»Genau«, stimmte Naitachal zu. »Kommt, meine Freunde.«
Die Trompeten schmetterten. Kevin mußte zugeben, daß dieser Klang wahrhaftig den Saal erfüllte, selbst wenn, wie er schmerzlich bemerkte, die Instrumente alle leicht verstimmt waren. Der Bardling kam sich vor wie ein Idiot, als er feierlich zum Grafen Volmar zurückmarschierte, am Fuße des Podestes stehenblieb und unbehaglich den Halbkreis der Bewaffneten musterte. Er sah, daß einer von ihnen eine kleine, vergoldete Lanze hielt, einen zeremoniellen Gegenstand, an dessen Spitze ein glitzernder Wimpel aus golddurchwirktem Stoff befestigt war.
Und nun?
Graf Volmar erhob sich. »Schaut nicht so besorgt drein, Bursche«, murmelte er. »Tut einfach, was ich Euch sage. Kommt hier herauf und kniet nieder.«
Kevin erklomm die Stufen in der Gewißheit, daß er etwas schrecklich Dummes anstellen würde, wie zum Beispiel rückwärts die Treppe hinabzufallen, und ließ sich, oben angelangt, vorsichtig auf ein Knie herab. Der Graf streckte beide Hände aus.
»Macht schon, Bursche, ergreift sie.«
Der Bardling gehorchte. Graf Volmars Handflächen waren so weich, wie man es von einem verwöhnten E-delmann wie ihm erwarten konnte, aber sie waren auch so kalt, daß er sich fragte, ob der Graf tatsächlich so locker war, wie er wirkte. Kevin plapperte nach, was der Graf soufflierte, und fragte sich dabei, ob er da einen Eid leistete, den er möglicherweise später bereute.
»Mylord Graf, hiermit trete ich in Eure Dienste ein und werde Euer Mann mit Mund und Hand. Ich schwöre, Euch Treue und Loyalität zu bewahren, bis auf die Rechte, die seiner Majestät dem König Amber zustehen. Und ich schwöre, Eure Rechte mit ganzer Kraft zu schützen.«
So. Nun, gar so schlimm klang das nicht. Nichts daran verletzte seine Ehre oder seine Loyalität König Amber gegenüber.
Graf Volmar erwiderte nun seinen Teil des Schwurs.
»Wir geloben Euch, Unserem Freund und Vasall Kevin, daß Wir und Unsere Erben Euch mit all Unserer Macht die Rechte garantieren, die Euch zustehen. Laßt Frieden zwischen uns
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