The Bards Tale 01 - Die Burg der Verräter
herunter. Einige davon, wie Rosmarin, kannte Kevin. Es war in den gewöhnlichen Schutzamuletten, die die Leute in Bracklin trugen. Anderes dagegen verwirrte ihn vollkommen.
»Naitachal? Ich wußte nicht, daß Khafe magische Eigenschaften hat.«
Naitachal lächelte schief. »Der ist für mich, Junge, nicht für dich. Es wird eine lange, arbeitsreiche Nacht werden, und ich will nicht riskieren, daß ich mittendrin einschlafe. Oh, übrigens«, fügte er scharf hinzu und überraschte die anderen mit seinem warnenden Blick. »Sobald ich mit der Arbeit beginne, möchte ich nicht mehr unterbrochen werden. Kapiert?«
»Vollkommen.« Lydia grinste. »Schließlich müssen ja wenigstens einige von uns morgen früh hübsch aussehen!«
Sie wich dem Kissen aus, das Naitachal nach ihr warf, und eilte aus dem Zimmer. Ihr Lachen schallte noch lange hinter ihr her.
DAS FÜNFTE ZWISCHENSPIEL
Die Nacht war schon fortgeschritten, bis zur Geisterstunde, und sie war sehr finster, mondlos und still. Es wehte nicht das leiseste Lüftchen. Draußen vor Graf Volmars Burg war nichts zu hören, außer den leisen Schritten und dem Klirren der Kettenhemden der Wachen, die müde auf den Wällen auf und ab gingen. Ihre Fackeln waren winzig und konnten kaum etwas gegen die Finsternis ausrichten.
Innerhalb der Burg herrschte ebenfalls Stille. Alles schlief …
Vielmehr fast alle. Abgekapselt in Graf Volmars Privatgemächern saßen zwei Personen in einer geheimen Konferenz zusammen und teilten sich einen mitternächtlichen Krug heißen Weines.
Volmar lachte plötzlich, die Hände um den warmen Pokal gelegt. »Jetzt müßt Ihr zugeben«, sagte er und warf Carlotta einen Blick zu, »daß die Dinge glatt laufen. Sehr glatt sogar.«
Die Zauberin, wieder in ihrer üblichen Gestalt, mit der Fülle roten Haares, das über ihre Schulter strömte, und dem grünen Kleid, das sich um ihren Körper schmiegte, starrte grübelnd in ihren Pokal. »Bis jetzt.«
»O meine teure Prinzessin, seid doch nicht so übervorsichtig! Kevin mag vielleicht die Samen echter Bardenmagie in sich tragen, wie Ihr sagt, aber er ist doch nur ein Junge. Bis jetzt ist es geradezu lächerlich einfach für mich gewesen, ihn mit den Fallen des Reichtums und der Macht zu übertölpeln, das müßt Ihr eingestehen.«
Carlotta schaute hoch und lächelte verzerrt. »Zugegeben. Im Vertrauen gesagt, er hatte nicht einmal die Chance, zur Besinnung zu kommen.«
»Genau. Und ich habe vor, ihn auch weiterhin derart zu überrumpeln.«
Die Zauberin streckte sich müde und graziös wie ein Raubtier. »Tja und ich, ich werde die Rolle der einfältigen Charina noch ein wenig länger ertragen und weiter meine Täuschungen und Liebeszauber über den Jungen werfen.«
Volmar spitzte nachdenklich die Lippen. »Das ist etwas, das ich nicht verstehe, Carlotta. Ihr wißt, daß man auch zu vorsichtig sein kann. Warum belegt Ihr den Jungen nicht mit einem starken Zauber und – peng! Fertig.«
Ihre Augen blitzten verärgert auf. »Mach dich nicht lächerlich! Ich kann nur subtile Zauber wagen.«
»Aber warum? Ihr könnt doch sicher …«
»Ich kann dir vor allem raten, dich nicht einzumischen! Hast du den Dunklen Elf vergessen?«
Denjenigen, den du für tot gehalten hast? Volmar dachte es zwar, hütete sich aber, es laut auszusprechen.
»Nein, natürlich nicht. Aber …«
Carlotta umfaßte ihren Pokal fester. »Magie hinterläßt eine eindeutige Aura, wenn jemand trainiert ist, sie wahrzunehmen. Ein Magier kann einen anderen fast unfehlbar erkennen, wenn er zaubert, ganz gleich, um welche magischen Disziplinen es sich handelt und wie viele verhüllenden Sprüche eingesetzt wurden. Mir hat der Moment gereicht, als der Dunkle Elf mich zum ersten Mal gesehen hat. Ich könnte schwören, daß er fast auf der Stelle erspürt hätte, wer und was ich bin. Ich konnte gerade noch rechtzeitig genug mädchenhafte Unschuld produzieren, um ihn abzulenken.«
Die Zauberin hielt inne und starrte Volmar an. »Ich muß dich nicht daran erinnern, daß ich meine wahre I-dentität nicht aufdecken will, jedenfalls noch nicht. Der Elf ist ein fähiger Geisterbeschwörer, daran gibt es keinen Zweifel. Und das setzt ihn in die Lage, das Wirken jedes starken Zaubers zu entdecken. Also muß ich mich auf subtile Zauber beschränken.«
»Verstehe.«
»Oh, schätzt mich nicht falsch ein.« Carlotta lächelte ohne jeden Humor. »Die Magie mag subtil sein, aber das heißt nicht, sie ist nicht mächtig. Ihre Wirkung, das
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