The Bards Tale 01 - Die Burg der Verräter
sei noch hinzugefügt, wird durch die Ansammlung immer stärker.«
»Ah, raffiniert. Unter uns, wir sollten eigentlich den Jungen bis zum Ende der Woche so weit haben, daß er wunderbar mit uns zusammenarbeitet.«
Das Lächeln der Frau wurde unmerklich kälter. »Ich denke auch. Vorausgesetzt, natürlich, du machst keinen Fehler.«
»Das werde ich nicht«, sagte Volmar so gelassen wie möglich. »Und sobald er unter unserer Kontrolle ist, wird er uns dieses Manuskript herbeischaffen.«
»Ah ja. Das wird der wahre Test für seine Verzauberung sein. Wir müssen den Jungen dazu bringen einzuwilligen, das Manuskript einem unserer Schreiber zu übergeben, statt es selbst abzuschreiben. Dann muß er noch zustimmen, daß einer unserer Boten dieses Manuskript zu seinem verfluchten Meister bringt.«
Der Graf runzelte die Brauen. »Das wird nicht leicht werden. Er ist solch ein widerlich aufrichtiger Bursche.«
Er hob hoffnungsvoll eine Augenbraue. »Oder wird sich das verändern, sobald er verzaubert ist?«
»Nein. Solche Zaubersprüche täuschen und lullen den Willen ein, aber sie können das innere Wesen einer Person nicht verändern.« Carlotta hielt inne. »Aber der Junge ist, wie Ihr sagt, noch sehr jung. Wenn wir vorsichtig sind, werden wir ihn vielleicht so fesseln können, daß er seine Pflichten vergißt. Dann wird er gern bereit sein, dem Boten die Abschrift an seinen Meister auszuhändigen – damit er selbst weiterhin diese schmeichelhaften Verlockungen des Wohllebens genießen kann.«
Volmar setzte sich kerzengerade hin. »Ha, ich hab’s!
Wenn er zögert, dann brauchen wir ihm nur vorzuschlagen, Charina zu heiraten.«
»Was schlagen wir ihm vor?«
Volmar lachte. »Der arme Narr ist viel zu unerfahren, um zu bemerken, daß ich niemals meinem Mündel gestatten würde, einen Niemand zu ehelichen. Er wird die ganze Sache sehr ernst nehmen. Und dann wird er selbstverständlich keine Möglichkeit haben, die Abschrift seinem Meister persönlich zu überbringen. Er wird viel zu sehr mit den Hochzeitsvorbereitungen beschäftigt sein, um überhaupt daran denken zu können, die Abschrift selbst zu machen!« Carlotta hob den Pokal zu einem zynischen Toast. »Das gefällt mir. Ein maximales Ergebnis bei einem minimalen Aufwand. O ja, es gefällt mir. Ach, armer Kevin«, flötete sie, »armer kleiner Bardling. Du hast nicht den Hauch einer Chance!«
19. KAPITEL
Irgend etwas, das sich wie ein gigantischer Mosquito anhörte, summte unablässig in seinen Ohren. Kevin schrak hoch, bereit, zuzuschlagen, worum es sich auch handeln mochte. Doch dann sank er wieder auf seinem Stuhl zusammen, als ihm bewußt wurde, daß es nur die Nachwirkungen eines weiteren Zaubers waren.
Müde rieb sich der Bardling mit der Hand über das Gesicht. Naitachal hatte recht gehabt: Es war eine lange, ermüdende Nachtarbeit, selbst wenn der Dunkle Elf den größten Teil der Arbeit erledigte.
Was auch immer es ist, das er da tut.
Es hatte bis jetzt einen verwirrenden Hagel von Zaubersprüchen gegeben, einige von ihnen hatten Kevin kurz mit ihrem flüsternden Klang eingehüllt, andere hatten ihn mit tröstender Wärme umgeben, wieder andere …
Der Bardling schüttelte den Kopf. Er konnte nicht einmal annähernd wiedergeben, wie sich einige angefühlt hatten.
»Naitachal?«
»Bleib ruhig.« Die Stimme des Dunklen Elf war belegt vor Erschöpfung. »Es sind nur noch ein paar übrig.«
»Kannst du nicht aufhören und dich ausruhen? Ich meine, ich weiß, daß ich fast die ganze Zeit geschlafen habe, aber du hast nicht einmal die Chance gehabt, deine Augen auch nur für einen Moment zu schließen.«
Naitachal lächelte ironisch. »Danke für deine Sorge, aber je eher ich die ganze Sache zu Ende bringe, desto glücklicher werde ich sein.«
Er begann erneut, unverständliche Beschwörungsformeln zu murmeln, und Kevin seufzte. Er spürte wiederum ein Prickeln im ganzen Körper, eine beruhigende Empfindung diesmal, merkwürdig, aber nicht alarmierend … überhaupt nicht …
Als sich der Bardling entspannte, schlossen sich seine Augen wieder …
Diesmal war es das vollständige Fehlen eigenartiger Empfindungen, das ihn aufwachen ließ. Kevin richtete sich auf seinem Stuhl auf und zwinkerte verwirrt in den grauen Schimmer des heraufdämmernden Morgens.
Morgen! Mächte, hatte der Dunkle Elf etwa die ganze Nacht ohne Pause durchgearbeitet? Er schaute auf die Stelle, wo Naitachal auf seinem eigenen Stuhl zusammengesunken war, mit geschlossenen
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