The Bards Tale 02 - Festung aus Feuer und Eis
waren die Sommersprossen jetzt ganz deutlich zu sehen. Naitachal hob eine Hand. »Warte, denke nach. Du mußt es so singen, als würde mein Leben, das deine und das deiner jungen Freundin davon abhängen.«
Gawaine schaute ihn unverwandt an und nickte schließlich. »Ich … ich … es wird von mir abhängen, nicht wahr? Das wollt Ihr mir sagen.«
»Ich will sagen vielleicht. Aber wenn du weniger gibst, als du kannst, Gawaine, dann … nein. Das genügt diesmal nicht.«
»Dann … dann kann ich es.« Der Bardling schaute sich um. »Sie sind da«, fügte er hinzu. »Ich komme so schnell wie möglich wieder, Meister.«
»So geh.« Aber er sprach ins Leere. Gawaine war schon fort.
Raven und Cedric saßen mitten in einem Korridor auf der nackten Erde, Rücken an Rücken. »Mein Freund?« sagte Raven schließlich.
»Mein Bruder?« antwortete Cedric.
Raven lächelte, obwohl es niemand sehen konnte. »Ja.
Bruder.« Das Lächeln verschwand. »Unsere Zeit geht zur Neige.«
»Ich weiß. Wenigstens haben wir schlafen können.
Weil du den Tiger befreit hat. Ich hätte das nie getan.«
»Nein. Doch ich hätte uns nicht vor diesen Schlangenwesen schützen können.«
»Und ich hätte niemals gewußt, aus welcher Schale ich hätte trinken können.«
Raven nickte. »Ja. Doch im Vertrauen gesagt …«
»Ja. Vertrauen. Trotzdem hast du recht, Bruder. Die Zeit läuft uns schnell davon.«
»Nicht nur uns«, sagte Raven feierlich. »Die Zwillinge
… sie sind fast zwanzig, weißt du.«
»Ich weiß.« Cedric seufzte erneut. »Dennoch werden wir vermutlich lange vor ihnen sterben.«
»Oder wir gewinnen alle die Freiheit«, meinte Raven.
»Unterschätze den Barden nicht oder diesen Jungen, Gawaine.«
»Ich habe sie vergessen«, erwiderte Cedric. »Manchmal kommt es mir so vor, als hätte ich niemals ein Leben als Bogenschütze geführt und Preise gewonnen und …«
»Wenn ich daran denke«, sagte Raven, nachdem Cedrics Stimme verklungen war, »daß ich dich einmal für einen Prahlhans gehalten habe, für einen, der nur töten will.« Er drehte sich ein wenig um, und Cedric wandte den Kopf und erwiderte Ravens Blick. »Es passiert sehr oft in der Welt, daß ein Mann seinen Bruder so mißversteht wie ich dich.«
Dann schauten sie wieder den Korridor in beide Richtungen entlang. Cedric brach das lange Schweigen.
»Willst du wissen, was ich tun werde, wenn wir alle hier herauskommen? Ich werde mit Irene zusammen einen dieser wundersamen Bögen des Nordens suchen, von dem die Legenden handeln. Sie sind natürlich nicht magisch, aber welcher Mann möchte schon einen so unfairen Vorteil?«
»Oder in deinem Fall, wer braucht ihn schon?« sagte Raven leise.
»Danke, mein Bruder. Sobald ich diesen Bogen gefunden habe, werde ich Irene heiraten, und so schnell wie möglich soviel Geld wie möglich gewinnen. Dann können wir vielleicht eine Schule für Bogenschützen gründen. Eine kleine, aber sehr exklusive Schule, in der nur die Söhne von Grafen und Königen und Fürsten unterrichtet werden. Dann kann ich Irene mit all diesen kostspieligen Dingen verwöhnen.«
»Ja. Siehst du in deiner Richtung etwas?«
»Nein. Du?«
»Nein. Hast du noch Wasser?«
»Ein bißchen, genug. Hier.« Cedric reichte die Flasche weiter und spannte sich plötzlich an. »Hast du etwas gehört?«
Raven drehte sich halb herum und lauschte. Schließlich nickte er. »Es ist Gawaine. Hier sind wir, Junge. Wie geht es?«
»Kann ich reden?« fragte Gawaine, und nachdem Raven ihm das versicherte, überbrachte er all seine Nachrichten. »Ihr habt es fast geschafft. Ihr seid noch zwei Korridore von der Außenwand und der Freiheit entfernt.«
Und dem, was der Schneedrache noch dazwischenwer-fen wird, jetzt, wo wir so dicht davorstehen, dachte Raven. Doch er sagte nur: »Gute Arbeit, Junge. Wie geht es Iris?«
»Sie und Irene kommen auch mit, sobald sie mit Nahrung und Wasser fliehen können. Sie schicken Euch ihre Liebe. Iris sagt, sie weiß, daß Ihr sehr bald einen Weg hinausfinden werdet.« Gawaine verstummte und klang sehr besorgt, als er schließlich weiterredete. »Ihr scheint beide sehr erschöpft zu sein. Werdet Ihr es schaffen?«
»Natürlich«, sagte Cedric.
»Entschuldigt, das war eine dumme Frage.«
»Nein. Ich weiß, was du meintest. Wir halten durch.«
»Und mit den Nachrichten, die du uns gebracht hast, fühle ich mich viel besser als vorher«, sagte Raven.
»Nun … gut. Ich muß gehen. Ich wünsche Euch Glück, und haltet Euch, so
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