The Bards Tale 02 - Festung aus Feuer und Eis
etwas von Dunklen Dingen zu berichten, Dinge, die Eure Seele rauben, ob sie nun einem Gott geweiht ist oder nicht. Ihr wißt ja wohl hoffentlich, was ich bin, Paladin.«
Gawaine hielt den Atem an. Der Paladin zog den Kopf ein und rührte sich nicht. Es war Raven, der antwortete.
»Ihr seid ein Dunkler Elf – wart ein Geisterbeschwörer und seid nunmehr ein Barde. Selbst jemand, der lange Zeit in der Einöde verbracht hat, weiß, wer und was Ihr seid, Naitachal.« Die beiden schauten sich lange an, und plötzlich lächelte Raven. »Und wart. Ich sehe keinen Grund, an Eurem Wort zu zweifeln. Aber wir müssen einen Weg durch diese Gegend finden, bevor die Sonne untergeht.«
»Sicherlich«, bestätigte Tem-Telek. »Selbst eine Haut wie meine ist nicht vollkommen gegen Insektenstiche gewappnet. Und ich kann Euch verraten, bei Morgengrauen und in der Abenddämmerung seht ihr nichts mehr, außer dichte Wolken von ihnen.«
»Ja. Genau.« Cedric vertrieb mit der Hand Insekten vor seinem Gesicht, stellte sich in seinen provisorischen Steigbügeln auf und schaute nordwärts. »Aber jetzt können wir etwas sehen … Was ist das, Raven … Ein Wald?«
Der Druide nickte. »Wald. Ich sage es nochmals: Wenn wir da sind, wo ich vermute, dann ist das ein sehr ausgedehnter Wald, und er ist größtenteils sehr tückisch.
Doch ich kenne ihn gut und finde von jeder Stelle aus einen Weg hindurch.«
»Gut, dann also …« Der Barde kam zurück und stieg wieder auf. »Da Ihr das Land kennt, reitet Ihr am besten voran.« Er grinste den gebändigten Arturis bösartig an.
»Da Ihr ja lieber mit Eurer Gottheit kommunizieren wollt, solltet Ihr vielleicht die Nachhut bilden.«
Arturis senkte den Kopf. »Gewißlich, Sire«, murmelte er.
Gawaine schaute ihn verwirrt an, als er vorbeiritt, doch Arturis hatte bereits die Augen geschlossen und achtete auf keinen mehr. Zweifellos besprach er sich bereits mit seinem Gott. Der Bardling runzelte verärgert über seinen Meister die Stirn. Hatte nicht Naitachal ihm immer eingebleut, daß es unhöflich sei, sich über den Glauben anderer Menschen lustig zu machen?
Als er Thunder wieder zurück in die Reihe und weg von dem verlockenden Gras führte, fiel ihm noch etwas anderes ein. Wenn Arturis ein so hingebungsvoller Paladin war, wie er vorgab, besonders einer, der angeblich von Visionen in rauhen Mengen erleuchtet wurde, warum wehrte er sich dann nicht gegen den rüden Ton des Barden? Warum erflehte er nicht von seinem Gott Beistand –
vielleicht in Form von Blitz und Feuer, um die Ungläubigen zu rösten? Sicher, Naitachal war ein exzellenter Barde, aber auch nicht mehr. Er war ein Dunkler Elf, ein Barde, und selbst wenn er einmal ein Geisterbeschwörer gewesen war, war er trotzdem kein Gott. Und stand auch nicht unter dem besonderen Schutz von einem.
Warum also schien Arturis ausgerechnet vor Naitachal Schiß zu haben?
Gawaine konnte den Paladin hinter sich leise vor sich hin murmeln hören. Und wenn er wirklich so heilig ist, warum empfinde ich dann in seiner Gegenwart nichts anderes als das starke Bedürfnis, ihn zu erwürgen?
Er preßte die Zähne zusammen. Denn Arturis war neben ihn geritten, als könne er Gedanken lesen. »Ho, Bursche, wie geht es dir?«
»Gut soweit«, erwiderte Gawaine unverbindlich.
Schweigen. Eher unwillig fügte er hinzu: »Und selbst?«
Arturis seufzte dramatisch. »Kann auch nicht klagen, obwohl die Bürde, die ich zu tragen habe, ausreichte, um einen weniger gefestigten Mann unter sich zu begraben.
Früher einmal hätte sie mich gewißlich in die Knie gezwungen, damals, als ich noch ein gewöhnlicher Sterblicher war, nun, so einer wie du selbst, Bardling, mich dem Wein und Orgien hingegeben habe und auch …«
»Ich hatte bisher kaum Gelegenheit, Zechgelagen beizuwohnen«, unterbrach Gawaine ihn. »Bevor ich als Schüler zu Naitachal ging, war ich Stallbursche bei einem Edelmann und habe hart für mein Brot und vier Kupfermünzen im Jahr arbeiten müssen.«
»Oh, ich meinte auch nicht dich«, erwiderte Arturis schnell. »Nicht persönlich.« Seine Stimme klang ziemlich weinerlich, und Gawaine wandte sich ab, um seine Verlegenheit darüber zu verbergen, daß ein erwachsener Mann derartig seinen Gefühlen freien Lauf ließ. »Dennoch«, redete der Paladin weiter, »damals als sterblicher Bursche – welche schrecklichen Dinge habe ich nicht getan? Ich trank reichlich Rotwein und gab mich in elenden Spelunken mit den abscheulichsten Männern ab
– und
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