The Bards Tale 03 - Gefängnis der Seelen
tut es nicht«, protestierte Naitachal und betrachtete sein Spiegelbild in einem türhohen Spiegel. »Mein Vater wäre stolz gewesen, wenn er mich so sehen könnte.
Wer hat wohl entschieden, daß ich jetzt eine andere Farbe als Schwarz tragen soll?«
»Mein Vater, selbstverständlich«, sagte Alaire und zog einen Stiefel an. Seine Kleidung war nicht annährend so beeindruckend wie die seines Meisters, aber es fühlte sich gut an, wieder vornehme Kleidung zu tragen. Er hatte sich das abgewöhnt, seit er bei Naitachal in die Lehre ging. Es war nicht besonders klug, bei einem Schwertkampf Seidenhöschen zu tragen. »Vermutlich wollte er Eure Herkunft betonen, ohne jemanden auf die Idee zu bringen, daß Ihr vielleicht ein praktizierender Geisterbeschwörer sein könntet. So habt Ihr mehr Einfluß.«
»Dein Vater ist sehr schlau«, antwortete der Barde.
»Meine Rasse kann nicht verschleiert werden, warum sie also nicht einfach betonen? Wie das Sprichwort sagt:
›Wenn du schon auf dünnem Eis gehen mußt, kannst du genausogut darauf tanzen‹.« Er schritt gestelzt vor dem Spiegel auf und ab. Dieses Verhalten war so … unelfisch, daß Alaire vor Lachen prustete.
»Was findest du denn so amüsant, Menschlein?« fragte Naitachal scharf.
Alaire keuchte, als er seinen Meister mit den Händen in den Hüften dastehen sah. »Es sieht so aus, als … tja …
als würdet ihr Euer Gewand vorführen.«
»Das tue ich nicht! Das habe ich noch nie getan«, sagte Naitachal beleidigt. Dann machte er eine nachdenkliche Pause. »Na ja, ehrlich gesagt, habe ich …«
Er fing an, Alaire von den Zeiten zu erzählen, als Kevin und der Suchtrupp sich als Tanzmädchen verkleidete hatten, um aus Westerin fliehen zu können. Als er fertig war, kringelte Alaire sich vor Lachen.
Naitachal stand über ihm, die Arme vor der Brust gekreuzt und blickte wie ein schwarz-purpurner, pompöser Pfau auf ihn hinab. »Immerhin hat es funktioniert « , sagte er schließlich.
Alaire faßte sich und strich das feine Seidenhemd und die Wildlederhose glatt. »Meint Ihr, wir sollten Schwerter tragen?«
Naitachal zuckte mit den Schultern. »Selbstverständlich. Hier draußen erwarten die Leute das.«
Alaire hatte das Gefühl, er habe noch einen anderen Ausdruck in seinem Blick bemerkt, ein kurzes, störendes Aufflackern.
Und auch Dolche, dachte er und befestigte die juwelenbesetzten Messer an seinem Gürtel. Naitachal verließ die Herberge als erster und trat auf die Straßen von Rozinki.
Die Stallburschen hatten die Pferde hervorragend versorgt. Kein Zweifel, daß sich die Tiere dadurch und durch die kurze Pause erholt hatten. Sie tanzten nervös auf dem Kopfsteinpflaster der Straßen von Rozinki. Sie wußten, was Kopfsteinpflaster war; schließlich kamen sie aus den königlichen Ställen. Also gab es keinen Grund für sie, so zu tun, als hätten sie nie zuvor Steine unter den Hufen gespürt. Ihr Verhalten gab Alaire einiges zu denken, neben der ohnehin angespannten Lage, in der sie sich befanden.
»Benimm dich jung und naiv«, sagte Naitachal, als sie die Pferde die Rampen und Straßen hinauflenkten, die zum Palast führten. »Dann wird dich jeder ignorieren und auf nichts achten, was dir vielleicht entschlüpft. Mit anderen Worten: Benimm dich so wie immer.«
Alaire fühlte, wie er unter dem Blick errötete, den Naitachal ihm zuwarf, aber noch bevor er protestieren konnte, sah er die Klugheit eines solchen Ratschlags ein. Ich erinnere mich, wie die älteren Bewohner von Fenrich immer die dummen Jungens im Dorf ignoriert haben.
Vielleicht sollte ich den Mädchen nachstellen – unauffällig natürlich. Ich erinnere mich auch, was dieser alte Mann zu sagen pflegte. Im Frühling, wenn das Blut aus dem Kopf strömt und das Hirn erstarrt, ist der einzige Unterschied zwischen einem jungen Mann und einem Hammel der, daß man den Hammel essen kann, wenn man seine Spiele satt hat.
»Aber übertreib es nicht«, fügte Naitachal schnell hinzu.
»Nein, natürlich nicht«, erwiderte Alaire. »Mir steht der Sinn überhaupt nicht nach Albernheiten. Weder laufe ich in Frauenkleidern herum noch begieße ich meine Freunde mit eiskaltem Quellwasser.«
Obwohl Naitachal nichts sagte, bemerkte Alaire das unmerkliche Grinsen auf dem dunklen Gesicht des Elfenbarden.
Danach ritten sie schweigend weiter und konzentrierten sich darauf, ihre nervösen Tiere zu beruhigen. Dazwischen betrachtete Alaire die Stadt, die sich an die natürlichen Kurven des Hügels
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