The Bards Tale 03 - Gefängnis der Seelen
dienen, auch wenn man nur die Gästezimmer saubermacht.« Er sah sich in dem Raum um und zuckte die Achseln. »Sieht nicht so aus, als gäbe es hier viel sauberzumachen. Nicht so, wie in den anderen Räumen, die ich gesehen habe.«
»Ich erinnere mich an ein spätes Fest gestern abend«, antwortete Naitachal abwesend. »Vielleicht kannst du mir ja helfen. Der Assistent des Königs hat mich gebeten, bei den Schergen in der Halle des Zaubererbundes zu erscheinen. Ich muß in einer Stunde dort sein, aber ich habe keine Ahnung, wo das sein könnte.«
Das unschuldige Gesicht des Jungen verzerrte sich zu einer Maske des Entsetzens. »Oh, freiwillig geht Ihr dort bestimmt nicht hin! Wollen sie Euch für etwas bestrafen?« Er ging rückwärts zu Tür, als könnte die Nähe zu Naitachal ihn irgendwie anstecken.
»Ist schon gut«, beruhigte ihn Naitachal, von der Reaktion des Jungen verwirrt. »Wir haben in Althea eine ähnliche Einrichtung. Sie wollen mir nur zeigen, wir ihr System funktioniert.«
»Ihr habt keine Magie ausgeübt, ohne dafür das Gold zu zahlen?«
»Natürlich nicht«, sagte Naitachal, verschränkte die Arme und setzte eine eigensinnige Miene auf. »So dumm sehe ich doch nicht aus, oder? Sie wollen mir nur genau erklären, wie der Bund die Gesetze schützt. In meinem Land bin ich selbst so etwas wie ein Gesetzgeber.«
Das schien aber keinen großen Unterschied zu machen.
Erik senkte den Blick zu Boden. »Dann kann ich es Euch wohl erzählen.« Er trat ans Fenster. »Da hinten. Ihr könnt es von hier aus sehen. Es ist außerhalb des Palastes.«
Erik deutete auf ein niedriges, wuchtiges Gebäude, das von kahlen Bäume umgeben war. In der Wintersonne war es kaum zu sehen. Es lag direkt hinter dem Park des Palastes. »Da hinten, am Süd wall. Sieht nach nichts aus.
Aber da ist …« Er wollte mehr sagen, überlegte es sich aber anscheinend anders.
»Was ist da?« fragte Naitachal beiläufig. »Die Gruft der Seelen vielleicht?«
»Das kann ich nicht sagen. Ich meine, ich darf es nicht sagen. Wahrscheinlich habe ich sowieso schon zuviel gesagt.« Erik drehte sich um und wollte gehen. »Kann ich Euch etwas bringen? Saubere Laken? Eine Decke?«
»Tja«, sagte Naitachal. Sollte jetzt seine letzte nützliche Informationsquelle versiegen? Jedenfalls im Augenblick. Der Junge ist empfänglich und neugierig. Ein an-dermal kann er mir sicher Dinge über diesen Palast er-zählen, die mir kein Erwachsener verraten würde. »Wir haben etwas wenig Holz. Aber bevor du gehst, möchte ich, daß du eins weißt: Ich werde dich nicht verraten.
Was wir reden, bleibt ein Geheimnis. Wenn du etwas gesagt hast, was du nicht sagen durftest, dann habe ich das einfach nicht gehört.« Er zwinkerte dem Jungen zu und hoffte, daß diese Geste das Kind beruhigte.
»Bitte, sagt Paavo nichts«, flehte der Junge. »Der zieht mir bestimmt das Fell über die Ohren.«
»Dieser Dummkopf?« Naitachal lachte bei dem Namen. »Ich rede mit diesem …« fast hätte er »Mensch«
gesagt, verbesserte sich aber gerade noch, »… Dummkopf so wenig wie möglich. Dummkopf. Das ist das einzige Wort, das auf ihn paßt.«
Erik kicherte beruhigt. Er verbeugte sich. »Danke, Sir.
Ich komme sofort mit Eurem Holz zurück.«
Dann verschwand er.
Naitachal lauschte einen Moment, wie die leisen Schritte des Jungen im Flur verklangen, und schloß dann fest die Tür.
Na ja, sieht so aus, als hätte ich wenigstens einen Bundesgenossen in diesem gottverlassenen Nest gefunden!
Keiner stellte sich Naitachal in den Weg, als er durch die Korridore des Hauptpalastes ging. Trotzdem spürte er, wie jemand ihn beobachtete und all seine Bewegungen verfolgte. Er verabschiedete sich nicht von Paavo, als er das Hauptportal der Burg passierte, bemerkte aber, wie der Lakai ihm mit seinen glänzenden Augen nachsah.
Wenn schon, dachte er. Sollen sie doch wissen, wohin ich gehe. Vielleicht bekomme ich ja meine Audienz beim Kö-
nig, wenn sie merken, daß ihre kindischen Spielchen meine Neugier nicht dämpfen.
Naitachal hatte nicht erwartet, daß es in diesem Land jetzt so warm werden konnte. Trotz der kahlen Bäume, des braunen Grases und der schlummernden Weinstöcke war es fast wie an einem Frühlingstag. Aus irgendeinem Grund dachte er an seine Harfe und vor allem daran, wie wenig er in letzter Zeit gespielt hatte. Die Schönheit der Natur erinnerte ihn an Musik. Musik, von der er in seinen jungen Jahren nichts gewußt hatte …
Na ja, er hatte damals ohnehin
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