The Bards Tale 03 - Gefängnis der Seelen
zurück.
Ich könnte zu leicht in Versuchung geraten, Magie zu erwähnen. Ich muß wirklich aufpassen, wieviel ich erzäh-le. Er musterte den Jungen neben ihm unauffällig, aber Kai massierte gerade seine Schulter. Versuchter, Informationen aus mir herauszulocken? Ich sollte besser achtgeben.
»Wo ich herkomme, dort trainieren alle den Schwertkampf«, sagte Alaire beiläufig. »Selbst die Bauern. Man weiß ja nie, ob uns nicht mal jemand den Krieg erklärt.«
Sollte die letzte Bemerkung irgendeinen Eindruck auf den Kronprinzen gemacht haben, ließ er sich jedenfalls nichts davon anmerken. »Aber du mußt zugeben, daß man als Prinz gewisse Privilegien hat. Die besten Lehrer und die beste Ausrüstung. Was du da eben gezeigt hast, hat mich wirklich beeindruckt. Und was noch besser ist
… Lyam ebenfalls. Was nicht gerade einfach ist.«
Alaire wußte nicht, was er darauf sagen sollte. Sein Stolz war geschmeichelt, und er vergaß vollkommen die Hitze. Selbst seine Muskelschmerzen schmolzen wie Butter auf den Sownasteinen.
»Was hast du denn heute abend vor?« fragte Kai schließlich.
»Als erstes möchte ich gern etwas essen«, sage er. Der Hunger hatte sich nach dieser harten Trainingsstunde mit doppelter Kraft zurückgemeldet. Er will doch nicht etwa eine Nacht in der Stadt vorschlagen? Nicht schon wieder!
»Und danach? Was hältst du davon, wenn wir wieder in das Kneipenviertel gehen?« schlug Kai hoffnungsvoll vor. »Du bist ein guter Spießgeselle.«
Alaire verbarg seine Bestürzung. »Ich weiß nicht …
Lieber nicht, wenn ich ehrlich sein darf. Außerdem könnte Naitachal mich brauchen. Ich bin tatsächlich sein Assistent.« Macht Kai das jede Nacht?
Der Kronprinz schnitt eine Grimasse, gab aber nach.
»Der Tag gehört dir, mein Freund. Ganz, wie du willst.«
Kai klang fast so, als wollte er einmal ohne Wein auskommen …
Doch Alaire vermutete, daß der Kronprinz trotzdem eine Möglichkeit finden würde, sich zu betrinken, ganz gleich, was Alaire sagte oder tat.
9.
KAPITEL
Naitachal kehrte in das Zimmer zurück und sah nach, ob Alaire schon wach war, mußte aber feststellen, daß sein Schützling bereits ausgeflogen war. Das überraschte ihn.
Immerhin hatte der Bardling nur wenig Schlaf bekommen, während er zu Hause oft bis über den Mittag hinaus im Bett lag. Er streunt wohl wieder mit dem Kronprinzen herum. Gut. Vielleicht bekommt er ja die Antworten, die ich vergeblich gesucht habe.
Paavos und Pikhalas’ Verhalten bewiesen Naitachal nur, daß eine finstere, unheilvolle Verschwörung bis in die höchsten Ebenen des Königshauses von Suinomen reichte. Aber der Kronprinz schien nicht daran beteiligt zu sein …
Das war seltsam. Sie wußten zwar immer noch wenig über Kai, aber was Alaire bisher herausgefunden hatte, deutete darauf hin, daß der Junge kein Komplize war.
Wenn überhaupt, dann zielte diese Verschwörung gegen ihn genauso wie gegen Alaire und Naitachal selbst.
Kai ist ein schwarzes Schaf, ein Außenseiter innerhalb des Königreiches, das er eines Tages rechtmäßig erben sollte. Damit wäre er sowohl ein leichtes als auch geeignetes Ziel für jeden, der Macht gewinnen will oder selbst nach der Krone strebt.
Die ganze Sache war besorgniserregend. Sind wir da etwa mitten in einen Putsch gestolpert? Oder arbeiten sie, wer auch immer ›sie‹ sein mögen, gerade an der Grundlage für einen? Dann sind wir vermutlich im un-günstigsten Moment gekommen.
Er hatte das Gefühl, daß die Leute in unmittelbarer Nähe des Königs diesen gegen alle fremden Besucher abschirmten, und daß der Monarch gleichzeitig davon nicht die geringste Ahnung hatte. Naitachal hatte beim Abendessen wirklich den Eindruck gehabt, als wollte der König ihn empfangen.
Na gut. Wollen wir annehmen, daß er mit mir reden wollte und seine Büttel mich daran hindern, zu ihm zu gelangen. Wenn das s timmt, dann ist der König von Feinden umgeben. Paavo, Johan Pikhalas und vielleicht auch dieser Sir Jehan, von dem Alaire gestern abend sprach, stehen dann ganz oben auf der Liste.
Naitachal machte sich plötzlich sowohl um Alaire als auch um sich selbst und um Kai Sorgen. Wir sind die ersten und besten Zielscheiben. Wenn es einen Putsch gibt, sterben wir zuerst.
Während der Dunkle Elf diese finsteren Gedanken wälzte, hörte er ein leises Klopfen an der Tür. Obwohl es fast zögernd klang, zuckte er zusammen und griff nach seiner Klinge. Erneut klopfte es, und Naitachal trat mit gezogenem Schwert an die
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