The Bards Tale 03 - Gefängnis der Seelen
»Welche wundervolle Magie Ihr hier beschwört. Ihr scheint ja nicht einmal Licht für Eure Arbeit zu brauchen.«
»Wir … Elfen haben hier aber keinen Zutritt«, sagte der Mann schüchtern.
Naitachal ignorierte ihn einfach. »Seid nicht albern.
Ich bin ein Diplomat. Niemand hat mir gesagt, daß dieser Ort verboten wäre.« Er betrat eine finstere Eingangshalle, die von einigen Kerzen spärlich erleuchtet wurde. Einige waren nur noch Stummel. Es gab keine Fenster, dabei hätten ein oder zwei schon gereicht. »Wer ist hier der Verantwortliche?«
»Ich«, ertönte eine laute, dröhnende Stimme. »Was fällt einem Dunklen Elfen ein, die Schwelle der Bundeshalle zu verfinstern?«
»Soren!« rief der Mann, der die Tür geöffnet hatte.
»Er ist gewaltsam eingedrungen. Ich kann nichts dafür.«
Er lief in den Schatten und blieb dort heftig gestikulierend stehen.
Der andere antwortete ungeduldig, während der Kleine jammerte. Naitachal stand reglos in der Dunkelheit und belauschte ihren Streit. Seine Elfenaugen gewöhnten sich schnell an die Finsternis. Ein übergewichtiger Hexenmeister in einer knallbunten Robe betrachtete ihn von einer Wendeltreppe aus. Naitachal fragte sich, wie das dünne Gestell den fetten Mann überhaupt tragen konnte, doch offenbar machte der sich keine Sorgen darüber.
Oben an der Treppe sah Naitachal eine geöffnete Tür.
Er erhaschte zwar nur einen kurzen Blick in den Raum, aber von seinem Standort aus wirkte es wie ein … Etablissement von zweifelhaftem Ruf.
Dürftig bekleidete Frauen erschienen in der Tür und lugten herab. Sie bestätigten damit Naitachals Verdacht.
Dann liefen sie eilig in das Zimmer zurück und schlossen die Tür hinter sich.
»Vergebt mit mein Eindringen«, begann Naitachal gelassen. »Ich bin Botschafter Naitachal vom Königreich Althea. Ich respektiere Eure Gesetze und will sie keineswegs verletzen. Aber ich würde gern erfahren …«, er warf einen Blick auf die geschlossene Tür,»… wie exakt die Praxis der Zauberei in Eurem schönen Land geregelt und ausgeübt wird.«
Der Hexenmeister errötete, ging aber polternd zum Angriff über: »Wir gestatten keinen Wesen wie Euch die Anwesenheit in der Bundeshalle.«
Naitachal hob maliziös eine Braue. »Und warum nicht?«
»Es ist … ahem … verboten.«
Der Barde dachte über die Situation nach. Ich kann entweder einfach gehen, oder ich kann aus dieser Sache einen ernsthaften diplomatischen Zwischenfall machen und dann gehen. Irgend etwas sagt mir, daß ich die Hin-tergründe dieses Ortes in Erfahrung bringen muß. Jedenfalls soweit ich sie dazu bringen kann, sie mir zu zeigen.
»Dann gehe ich wohl besser«, begann Naitachal. »Soren, so heißt Ihr doch, richtig?« Er hüstelte geziert. »Ich muß zugeben, daß ich ein wenig enttäuscht von dem bin, was ich bisher gesehen habe. In Althea stellen wir unseren Magiern Häuser zur Verfügung, die denen unserer reichsten Edelmänner gleichkommen. Und Zauberer gelten im Rat des Königs genausoviel wie alle anderen Adligen. Ich dachte, daß Eure Magier ebensoviel Macht und Prestige besitzen, aber das war anscheinend ein Irrtum.
Vielleicht gibt es für mich hier gar nicht so viel zu sehen.«
Der Dunkle Elf wandte sich mit enttäuschter Miene ab.
»Wartet einen Moment«, sagte Soren schnell. »Es ist nicht gerecht, unseren Bund nach dem zu beurteilen, was Ihr gerade gesehen habt. Wir haben tatsächlich Macht und genießen auch alle Ehren!«
Naitachal blieb stehen. »Ehrlich gesagt«, warf er über die Schulter zurück, »kann ich nichts sehen, was diese Behauptung unterstützt. Es sei denn, es befindet sich ein Beweis dafür im Inneren der Halle.«
Der Hexenmeister zögerte, als wäre er versucht, dem Barden zu beweisen, daß seine Worte keine leere Prahlerei waren.
»Was schadet es schon?« fuhr Naitachal fort. »Mein Verbindungsmann hat nicht gesagt, dieser Platz wäre mir verboten. Macht nur. Beeindruckt mich, wenn Ihr könnt.«
Der Hexenmeister murmelte etwas Unverständliches vor sich hin. Naitachal zuckte verächtlich mit den Schultern und ging zur Tür.
»Wenn Ihr mir folgen würdet«, stotterte Soren. »Ich führe Euch in das Herz der Bundeshalle, zu dem Ort, an dem wir unsere heiligste Magie ausüben. Aber Ihr müßt mir versprechen, nicht auf eigene Faust umherzulaufen.«
»Sehr gern«, stimmte Naitachal zu und drehte sich um.
Soren kam den Rest der Treppe hinunter und bedeutete dem Barden, ihm zu folgen.
Der Hexenmeister führte Naitachal
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