The Bards Tale 03 - Gefängnis der Seelen
etwa zu der Zeit, in der freie Magie ungesetzlich wurde?«
Lyam runzelte die Stirn. »Suinomen hat Magie immer gesetzlich geregelt«, widersprach er. »Doch damals wurde sie noch schwerer zu praktizieren. Es war die Zeit, in der der Bund gegründet wurde. Und natürlich das Gefängnis der Seelen, wie es korrekt heißt.«
»Und die Schergen der Zauberer?« wollte Naitachal wissen.
»Dasselbe. Sie sind der vollstreckende Arm des Bundes. Eigentlich ist Magie nicht ungesetzlich. Sie bedarf nur einer Erlaubnis.«
Naitachal schnaubte verächtlich. »Wir wollen keine Haarspalterei betreiben, mein lieber Hauptmann. Semantik ist mein Fachgebiet. Magie ist in Suinomen in jeder Hinsicht illegal. Ich habe mir die Halle angesehen und den Hokuspokus erlebt, der da geboten wird. Kein Magier von Rang würde sich dafür hergeben. Und wie hoch ist der Preis für eine solche ›Genehmigung‹? Höher, als die meisten es sich erlauben können. Das ist eine verbreitete Strategie, mein Freund … Wenn man etwas schwer erreichbar machen will, ohne es gleich zu verbieten, dann schraubt man den Preis hoch. Und selbst, wenn jemand wie ich das Geld hätte, um sich eine Lizenz kaufen zu können, gäbe es bestimmt andere Hindernisse, sie zu erlangen, als bloßes Gold.«
Lyam steckte den Tadel ein. Offenbar hatte er nicht vor, die Zauberpolitik Suinomens zu verteidigen. »Natürlich müßte der fragliche Magier bestimmte Bedingungen erfüllen. Er dürfte zum Beispiel keinerlei Grund für irgendeine Beschwerde der Justizbehörden Suinomens bieten.«
»Ihr meint, er darf keine Vorstrafen haben«, übersetzte Naitachal. »Das finde ich vernünftig. Was noch?«
»Seine politische Einstellung muß mit der des Königshauses konform gehen.«
Naitachal zuckte mit den Schultern. »Und?«
»Es wäre sicher hilfreich, genaugenommen sogar notwendig, einen Freund beim Zaubererbund zu haben.«
»Das versteht sich von selbst«, bemerkte Naitachal trocken. »Gut. Angenommen, jemand würde all diese Bedingungen erfüllen, was wäre dann der Preis für eine unbegrenzte Genehmigung … sagen wir, so eine, wie sie die Magier des Bundes haben?«
Lyam sog den Atem ein und schüttelte den Kopf.
»Zehntausend Kronen.«
»Das ist ungeheuerlich.« Naitachal sprach das aus, was Alaire dachte. »Wie soll irgend jemand, ganz zu schweigen von einem weniger erfahrenen Magier, eine solche Summe aufbringen?«
Lyam hob hilflos die Hände. Es war eine seltsame Geste bei einem körperlich und geistig so starken Mann wie ihm. »Ich mache die Gesetze nicht, Botschafter. Die Antwort ist: Keiner bringt diese Summe auf, weil es keine professionellen Zauberer in Suinomen gibt, abgesehen von denen, die in den Diensten des Königs stehen. Mit anderen Worten: in den Diensten des Bundes.«
Naitachal nickte. »Damit schließt sich der Kreis. Magie ist legal, aber sie ist es doch nicht. Und die einzigen Zauberer, die ihrem Beruf frei und ohne Beschränkungen nachgehen können, tanzen nach der Pfeife des Königs.
Habe ich etwas übersehen?«
Alaire zuckte bei der letzten Bemerkung seines Meisters zusammen. Wenn er nicht aufpaßt, wird er Hauptmann Lyam vor den Kopfstoßen. Aber wir brauchen den Mann.
Doch Lyam nahm keinen Anstoß an Naitachals Einschätzung Suinomens. Wenn überhaupt, dann schien er ihr voll zuzustimmen.
»Nein. Ich glaube, Ihr habt das sehr gut gesehen«, sagte er schlicht. »Wie ich schon sagte: Ich mache diese Politik nicht.«
»Ja, ich weiß. Noch eine andere Frage«, sagte Naitachal. »Wer hat dem König in den Kopf gesetzt, daß sein Sohn sich gegen ihn verschwört?«
Lyam schien davon nicht überrascht zu sein, was darauf hindeutete, daß es sich hier um eine verbreitete Ansicht handelte. »Ich genieße nicht das Vertrauen Ihrer Majestät. Allerdings bin ich sowohl der Schwertmeister des Kronprinzen als auch sein Freund. Ich glaube nicht, daß an diesem Gerücht auch nur ein Funken Wahrheit ist.«
Naitachal warf Alaire einen fragenden Blick zu, als solle der Bardling Lyams Worte bestätigen. Alaire wählte seine Worte sehr sorgfältig. »Hauptmann Lyam ist ein hervorragender Schwertkämpfer, und soweit ich das begriffen habe, verbindet ihn und den Prinzen eine einzigartige Freundschaft. Ich glaube, daß der Kronprinz Freunde braucht. Er ist keineswegs so … ahem … reif, wie er gern erscheinen möchte.«
Lyam nickte. »Der Junge ist noch ungeschliffen, das ist sicher. Er benimmt sich wie eine Wildkatze, die man in die Ecke getrieben hat, wenn
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